Referenten der EAST Energy And Storage Technologies am 16./17.09.2019 in Erfurt (1): Vortrag über den Kompetenzatlas zu Chancen und Entwicklungen grüner Gase in Mitteldeutschland
Der zentrale Erkenntnisgewinn besteht darin, dass Mitteldeutschland bereits eine Fülle von unterschiedlichen Akteuren und eine sich hieraus ergebende Innovationskraft besitzt.
Christian Bender: Auch im Bereich der Energiespeicher hat Mitteldeutschland bereits einige Kompetenzträger vor Ort.

Am 16./17. September 2019 startet die erste EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference im CongressCenter der Erfurter Messe. In loser Folge interviewt im Vorfeld AKTUELLES Redner, die in den verschiedenen Workshops mit ihren Themen zum Gelingen der EAST beitragen.
Heute gelten die Fragen Christian Bender, der im Workshop Finanzierungen, Start-ups, rechtliche Rahmenbedingungen, internationale Zusammenarbeit Gase über den aus Anlass des 17. Mitteldeutschen Energiegespräches derzeit erstmals vorgelegten Kompetenzatlas “Die Gaswirtschaft im 21. Jahrhundert – Chancen und Entwicklungen grüner Gase mit dem Fokus auf Mitteldeutschland”, einer Kurzstudie mit deskriptiver Beschreibung künftiger Infrastrukturentwicklungen, berichtet.
Herr Bender, Sie haben an der Universität Hamburg Sozialökonomie und an der Universität Leipzig Volkswirtschaftslehre studiert. Ihre Schwerpunktfächer waren hierbei Finanzpolitik und Wirtschaftspolitik. Wie kam es zu dieser Wahl?
Während meines Studiums in Hamburg und Leipzig habe ich gemerkt, dass Wirtschaftspolitik uns alle betrifft: Mit dem Nachhall der Finanzkrise von 2009, der aufkommenden Eurokrise und der sich daraus ergebenden Schuldenkrise war zwar klar, dass staatliches Eingreifen erforderlich ist. Dessen Umfang und Richtung war jedoch Gegenstand einer mitunter hitzigen Diskussion. Dies fasziniert mich bis heute. Insbesondere die Finanzpolitik ist hierbei hervorzuheben. Neben dem allokativen Charakter hat mich bereits früh die distributive Komponente interessiert. Die Art und Weise, wie beispielsweise Steuersysteme oder Konjunkturprogramme ausgestaltet sind, prägen die Einkommens- und Vermögensverteilung massiv. Dies hat wiederum Auswirkungen auf alle Bürgerinnen und Bürger und beeinflusst diese in Ihrem Alltag.
Seit Februar 2019 sind Sie wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kompetenzzentrum für kommunale Infrastruktur Sachsen (KOMKIS) an der Universität Leipzig.
Wo liegen ihre Forschungsschwerpunkte?
Meine derzeitigen Forschungsschwerpunkte liegen in der kommunalen Verkehrsinfrastruktur, wie auch im Bereich der Kommunalfinanzen.
Dies ist jedoch nur ein Teilaspekt der Arbeit am KOMKIS. Wir beschäftigen uns unter anderem mit Demografieentwicklungen, der Digitalisierung, Fördermittelprogrammen, der Vergabepraxis, interkommunaler Kooperation und kommunaler Infrastrukturbeschaffung.
Gegenwärtig, mit dem Braunkohle-Ausstieg, hat die Infrastrukturentwicklung zusätzliche Präferenz erhalten. Inwieweit ist man aus Ihrer Sicht vor Ort für die anstehenden Aufgaben gerüstet.
Die Ausgestaltung der öffentlichen Infrastruktur ist seit jeher ein neuralgischer Faktor. Dabei ist dies ein Sammelbegriff für unterschiedliche öffentliche Leistungen, wie beispielsweise der Schul- und Kitainfrastruktur, Digitalisierung und smarter Infrastruktur, oder auch der Verkehrsinfrastruktur.
Dies sind Themen, welche wir überdies am KOMKIS bearbeiten.
Für die Braunkohleregionen bedeutet der Ausstieg einen tiefgreifenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel. Diesen gilt es zu gestalten. Von der Wirtschaftsförderung, über die öffentliche Daseinsvorsorge bis hin zur Ausweitung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben und überregionalen Kooperationen sind die Vorschläge heterogener Natur.
Die Herausforderung besteht darin, all diese Maßnahmen aufeinander abzustimmen und für die Region ein tragfähiges und sofern möglich ein konsensorientiertes Modell zu entwickeln.
Sie sind federführend an der Erstellung des erstmals vorgelegten Kompetenzatlasses “Die Gaswirtschaft im 21. Jahrhundert – Chancen und Entwicklungen grüner Gase mit dem Fokus auf Mitteldeutschland”, einer Kurzstudie mit deskriptiver Beschreibung künftiger Infrastrukturentwicklungen, beteiligt, was ist in wenigen Worten Ihre Erkenntnis?
Der zentrale Erkenntnisgewinn besteht darin, dass Mitteldeutschland bereits eine Fülle von unterschiedlichen Akteuren und eine sich hieraus ergebende Innovationskraft besitzt. Es bedarf jedoch einer bundeslandübergreifenden, verstärkten Kooperation und Vernetzung.
Der erstmalig erstellte Kompetenzatlas wird durch Sie zur EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference im Workshop Finanzierungen, Start-ups, rechtliche Rahmenbedingungen, internationale Zusammenarbeit der Fachöffentlichkeit vorgestellt. Wo sehen Sie hierbei die Parallelen zur Energiespeicherthematik und welche Impulse können Sie vermitteln?
Auch im Bereich der Energiespeicher hat Mitteldeutschland bereits einige Kompetenzträger vor Ort. Ob die Energiewende gelingen kann, wird nicht zuletzt dadurch determiniert, inwieweit Energiespeicherproblematiken gelöst werden können. Hierzu ist es notwendig, wirtschaftliche Rahmenbedingungen entsprechend dergestalt zu setzen, dass einerseits Forschung und Entwicklung gefördert und andererseits die Umsetzung in den Markt vorangebracht werden kann.

Erstmals wird für den mitteldeutschen Raum eine Kurzstudie mit deskriptiver Beschreibung künftiger Infrastrukturentwicklungen
(Kompetenzatlas) erarbeitet und in diesem Monat vorgelegt. Unter technologischen, versorgungs-, und umweltpolitischen Gesichtspunkten werden gegenwärtige Neuerungsprozesse beschrieben. Dies ist relevant, um die Kompetenzen Mitteldeutschlands im Bereich der Forschung zu innovativen grünen Gasen und Wasserstoff einordnen zu können. Die Studie steht kurz vor Fertigstellung. Über sie soll zur EAST informiert werden. Federführend um Christian Bender sind als weitere Autoren Stefan Bergander, Projektmanagement HYPOS e. V., Jana Liebe, Geschäftsführerin ThEEN, Rainer Otto, Geschäftsführer Vi-Strategie GmbH, Lukas Rohleder, Geschäftsführer energy Saxony e. V., Dr. Oliver Rottmann, Geschäftsführender Vorstand Kompetenzzentrum Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e. V. an der Universität Leipzig und Ann-Christin Stück, Projektleiterin Vi-Strategie GmbH, tätig.
Kurzvita
Akademische Bildung
08/2018 – 12/2019
European Studies Erasmus Program
Norwegian University of Science and Technology, Norwegen
Inhalt: Governing Europe, Contesting Europe, European Economic Policy
10/2016 – 02/2019
Studium der Volkswirtschaftslehre (Economics)
Abschluss: Master of Science, Schwerpunkt: Economic Policy (M.Sc.)
Universität Leipzig, Deutschland; Schwerpunktfächer: Finanzwissenschaft, Wirtschaftspolitik, Ökonometrie; Thesis: Austerität und Ungleichheit in Europa – Eine Finanzpolitische Analyse
10/2013 – 07/2016
Studium der Sozialökonomie Abschluss : Bachelor of Arts (B.A.)
Universität Hamburg, Deutschland; Schwerpunktfächer: Wirtschaftspolitik, Geld- und Finanzpolitik; Thesis: Eine Analyse eines Trennbankensystems aus der Perspektive der NIÖ
08/2010 – 06/2013
Abitur an den Berufsbildenden Schulen Winsen (Luhe), Berufliches Gymnasium Wirtschaft
Berufserfahrung
seit 02/2019
Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Kompetenzzentrum für kommunale Infrastruktur Sachsen (KOMKIS), Universität Leipzig
Forschungsschwerpunkte: Kommunalfinanzen, Kommunale Infrastruktur
Forschungsinteresse: Europäische Wirtschafts- und Fiskalpolitik
09/2017 – 10/2017
Behörde für Wirtschaft, verkehr und Innovation der Freien und Hansestadt Hamburg (BWVI)
Grundsatzreferat Allgemeine Wirtschaftspolitik
10/2017 – 08/2018
Studentische Hilfskraft am Kompetenzzentrum für kommunale Infrastruktur Sachsen (KOMKIS), Universität Leipzig
projektrelevante Veröffentlichungen und Projekte (aktuelle Auswahl)
Rottmann, Oliver / Tyufekchieva, Kristina / Bender, Christian (2019): Liberalisation in Europe. Report for the rail, electricity and postal sectors in Germany, in: Bauby, Pierre (Edt.):
The effects of the liberalization of public services. Services of general interest. Study for the GUE.