
Deutsch-Russische Unternehmergespräche: Gegenseitige Interessen – gemeinsame Verantwortung
“Wenn wir die Umstände nicht verändern können,
dann müssen wir nach den Regeln spielen”
Tagung am 24. November 2017 in Berlin macht die Schwierigkeiten in den beiderseitigen Wirtschaftsbeziehungen deutlich

Mittlerweile zum dritten Mal folgt der Autor dieser Zeilen der Einladung des Deutsch-Russischen Wirtschaftsallianz e. V. zu einer Tagung und muss feststellen, die behutsamen positiven Signale des tags zuvor ebenfalls in Berlin begonnenen Petersberger Dialogs haben noch nicht dieses Unternehmer-Forum erreicht. Vielmehr steht die Analyse von Wesen und Erscheinung derzeitiger wirtschaftlicher Inkompatibilitäten im deutsch-russischen Wirtschaftsverhältnis im Mittelpunkt.
Wir brauchen eine Strategie der Partnersuche, keine Oberlehrer und keine Besserwisser, lautet das Credo der Vortragenden, und die Frage nach dem richtigen Auftreten, beispielsweise nach dem geeigneten Umgang mit der Dominanz russischer Staatsbetriebe, dem registrierten Wiedererstarken des Militärisch Industriellen Komplexes und damit verbundener Geheimhaltungsintensionen, wird ebenso gestellt, wie die nach vorhandenen Hemmnissen auf deutscher Seite.
So ist denn auch recht schnell klar, “Mehr Mut zur Selbsterkenntnis, weniger Arroganz und mehr gegenseitige Anerkennung“ sollten der Schlüssel zur erfolgreichen wirtschaftlichen Kooperation von Unternehmen beider Länder sein.
Wie aber ist so etwas in Anbetracht der derzeitigen politischen Situation machbar, wo halt bestimmte Regeln und nicht etwaige freundschaftliche Kriterien den Ton angeben.
Darüber diskutieren knapp 100 Teilnehmer des Forums, dass diesmal Unterschiede und Gemeinsamkeiten des Mittelstands in beiden Ländern beleuchtet. Die Tagesordnung, HIER nachlesbar, hätte durchaus noch einige andere deutsche Stimmen vertragen können. Das dies möglich ist, das hat beispielsweise der eingangs bereits zitierte Petersburger Dialog deutlich gemacht.
Sehr gut ist es, dass Rödl & Partner, sehr engagiert in Russland tätig, die Unterschiede der KMU in beiden Ländern herausarbeitet und mit meiner SWOT-Analyse ein etwaiges Engagement in Russland analysiert (siehe 1. und 2. Bild rechts oben).
“Deutschland verliert seine Position”, so der Ehrenvorsitzende der Wirtschaftsallianz Dr. Vitaly Shmelkov in einem kurzen Resümee.
In dieser Situation gilt es, der Realität ins Auge zu blicken und neue Formen der Zusammenarbeit zu suchen. “Wenn wir die Umstände nicht verändern können, dann müssen wir nach den Regeln spielen”, heißt es aus russischen Teilnehmerkreisen.
Vielleicht bedarf es verstärkt neuer Programme, wie dem des Manager-Austausches, und hierbei sind dann die Verbände gefragt, so ein Vorschlag, um dem um sich greifenden beiderseitigen Nichtverstehen zu begegnen.
Der Autor dieser Zeilen kennt viele deutsche Mittelständler, die Interesse am Erfahrungsaustausch mit Vertretern russischer KMU haben. Zwar es fehlt ihnen meist die Zeit, aber der Idee eines ein-/zweiwöchigen Erfahrungsaustausches in einem russischen KMU sollte man positiv begegnen, wenn man längerfristige Zusammenarbeit sucht.
Ratsam wäre letztlich, abseits des Berliner Polit-Betriebes, etwa in einem mitteldeutschen Bundesland, einen ganz konkreten Erfahrungsaustausch zwischen KMU-Vertretern aus Deutschland und Russland durchzuführen. Das Interesse hierfür, so ist zu vermuten, ist stark und eine solche Veranstaltung wäre mehr als nur eine politische Demonstration.