
André Ludwig organisiert als Geschäftsführer der LG Thüringen des VKU den Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen in Gremien, Arbeitskreisen und auf Veranstaltungen, so dass der VKU vor Ort erfahrbar und erlebbar wird.
Wesentliche Stationen in seiner Vita sind:
- Geboren 1972 in Neuhaus am Rennweg
- Abitur 1990
- Danach Ausbildung zum Bankkaufmann
- Anschließend Studium in Jena und Würzburg mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann
- Verschiedene Tätigkeiten bei Sparkassen und der Westdeutschen Landesbank
- Danach selbstständiger Berater für SAP Financials und im Ratingbereich
- Seit 2007 Geschäftsführer der LG Thüringen des VKU
AKTUELLES-EXKLUSIV-INTERVIEW MIT THÜRINGENS LANDESGRUPPEN-VKU-GESCHÄFTSFÜHRER ANDRÉ LUDWIG
Angespannte Haushaltssituationen in Kommunen tragen nicht gerade zur Investitionsfreudigkeit in smarte Lösungen bei (4*)
Versorgungsunternehmen und Netzbetreiber brauchen für ihre Vorreiterrolle Planungssicherheit
Auf ein erfolgreiches Jahr 2017 (siehe AKTUELLES vom 12. Dezember 2017) konnte die Landesgruppe Thüringen des VKU Verband Kommunaler Unternehmen e. V. im PARLAMENTARISCHEN ABEND im Dezember vergangenen Jahres zurückblicken und Ausschau auf Kommendes halten.
AKTUELLES nutzt aus Anlass der Vorlage des Entwurfs des Koalitionsvertrags (AKTUELLES vom 07. Februar 2018) die Gelegenheit zu einem Interview mit dem Geschäftsführer der Landesgruppe Thüringen, um die sich aus dem Entwurf des Koalitionsvertrags für Thüringen ergebenden Anforderungen in nachfolgendem Interview zu beleuchten.
Wie bewerten Sie die Festlegungen im vorliegenden Koalitionsvertragsentwurf zur Energie-, Wärme- und Mobilitätswende?
Es ist zu begrüßen, dass die erneuerbaren Energien für eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik weiter ausgebaut werden sollen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass die Sektoren Verkehr und Gebäude in Zukunft mit Strom und regenerativ erzeugter Wärme versorgt werden sollen. Allerdings benötigen die Unternehmen dauerhaft wirksame Planungssicherheit. Dies gilt insbesondere für die Verteilnetzbetreiber. Sie müssen den zu erwartenden Zuwachs der Einspeisung aus Wind- und Solarenergie einkalkulieren können, um die richtigen Investitionsentscheidungen (Netzausbau, intelligente Netzsteuerung durch Digitalisierung) zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.
Auch bei der geplanten Wärmewende stehen die kommunalen Energieversorger im Focus. Durch den flächendeckenden Einsatz der KWK-Technik in Thüringen betreiben die Unternehmen schon heute Sektor-Kopplung. Leider behindert die hohe Umlagen-Belastung von Erneuerbaren Strom einen stärkeren Einsatz im Bereich der Wärmeversorgung durch Power to Heat sowie der Bewirtschaftung von Speichern.
Gibt es Thüringer Besonderheiten, die durch den Koalitionsvertrag tangiert werden würden?
Leider ist festzustellen, dass viele der inhaltlichen Positionierungen des Entwurfs des Koalitionsvertrages noch nicht hinreichend konkretisiert sind, um eine finale Beurteilung vornehmen zu können. Die unterschiedlichen Einsparziele und Zeithorizonte zur Zielerreichung der Klimaschutzprogramme von Bund und dem Freistaat Thüringen könnten zu einer Benachteiligung von Industrie und Verbrauchern in Thüringen führen. Eine einheitliche Klimapolitik auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene ist leider bisher nicht zu erkennen.
Wo sollte sich Thüringen bei den eingangs genannten Themen stärker profilieren?
Thüringen befindet sich aus meiner Sicht bei der Erreichung der CO₂-Einsparziele auf einem guten Weg. Dies ist nicht zuletzt den großen Anstrengungen der Versorgungswirtschaft in den letzten Jahrzehnten zu verdanken. Die Umstellung der Wärmversorgung von Kohle und Öl auf Gas mit teilweisen Einspeisungen von Biogas sowie der Ausbau der Fernwärmeversorgung unter Einsatz klimafreundlicher KWK-Technik hat zu einer deutlichen CO₂-Minderung bei der Energieerzeugung gesorgt. Aber auch die Wohnungswirtschaft hat mit den seit 1990 umfangreich durchgeführten Sanierungen des Wohnungsbestandes zu mehr Energieeffizienz beigetragen.
Wäre es denn denkbar, Thüringen zu einem innovativen Bundesland mit Vorreiterrolle in einem der Bereiche, beispielweise der E-Mobilität oder der Speichertechnik zu entwickeln?
Denkbar ist alles. Die Thüringer Energieversorger sind im Bereich der E-Mobilität bereits in die Vorreiterrolle gegangen. Gemeinsam wird in den nächsten Jahren eine öffentliche Ladeinfrastruktur mit einem einheitlichen Abrechnungssystem aufgebaut.
Im Bereich der Speicherentwicklung gibt es erste erfolgversprechende Ansätze. Hier sollten Bund und Land die Entwicklungen stärker unterstützen.
Über welche Zeiträume reden wir denn da bei einer derartigen Entwicklung?
Das lässt sich schwer abschätzen, da es sicher zukünftig mehrere unterschiedliche Systeme geben wird. Ebenso bleibt abzuwarten, ob die großen Mineralölkonzerne einer ausschließlich stromgeführten Mobilitätswende tatenlos zusehen. Hier wird sicher der Markt auch neue C0₂-freie synthetische Kraftstoffe bereithalten.
Stichwort Smart City. Man hat das Gefühl, dass hier außerhalb Thüringens mehr die Post abgeht. Wie schätzen Sie die Situation im smarten Bereich in Thüringens Städten und Gemeinden ein?
Die Thüringer Kommunen waren und sind in den letzten Jahren zu stark mit den Themen einer Gebietsreform beschäftigt. Ebenso tragen die anspannten Haushaltssituationen bei einem Großteil der Kommunen nicht gerade zu einer Investitionsfreudigkeit in smarte Lösungen bei. Die größeren Städte werden hier sicher eine Vorreiterrolle übernehmen.
Die Landesgruppe Thüringen des VKU Verband Kommunaler Unternehmen e. V. stellt sich vor
www.vku.de/verband/struktur/vku-in-den-laendern/thueringen/ueber-uns/
“In der Landesgruppe Thüringen”, so auf der angegebenen Homepage, “sind die in diesem Bundesland ansässigen Mitglieder des VKU zusammengeschlossen. Zu diesen zählen Stadt- und Gemeindewerke als klassische Querverbundunternehmen genauso wie Ein- oder Zweispartenunternehmen in allen Größenklassen. Auch ist das gesamte Spektrum möglicher Rechtsformen abgebildet, sowohl der Eigenbetrieb, als auch der Zweckverband, die GmbH oder die AG.
Aufgabe der Landesgruppe ist es, die gemeinsamen Anliegen dieser Mitgliedsunternehmen gegenüber Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf Landesebene zu vertreten.
… Ziel ist es, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche, sichere und nachhaltige kommunale Energie- und Wasserversorgung sowie Abfall und Abwasserentsorgung zu schaffen.
Als vorteilhaft erweist sich dabei die enge strategische Partnerschaft mit den kommunalen Spitzenverbänden, die die kommunalen Gesellschafter der Mitgliedsunternehmen vertreten.
Die Landesgruppe informiert ihre Mitglieder über gesetzgeberische Vorhaben und Maßnahmen auf Landesebene.
Sie organisiert den Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen in Gremien, Arbeitskreisen und auf Veranstaltungen, …”
VKU-Landesgruppe Thüringen im Überblick
- Mitgliederzahl 59
- Umsatzerlöse (in 1.000 Euro) 2.732.000
- Beschäftigte 5.874
- Investitionen (in 1.000 Euro) 246.500
(*In loser Folge bittet der Verlag Vi-Strategie unter der Rubrik AKTUELLES Experten, Zeitzeugen und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte um Antwort zu allgemein-interessierenden Fragen.
Im 4. Interview (Sehen Sie bitte auch AKTUELLES vom 05.01, 20.01 und 01.02.2018) gibt der Geschäftsführer der Landesgruppe Thüringen des VKU Verband Kommunaler Unternehmen e. V. André Ludwig Auskunft über die Sicht auf den Entwurf des Koalitionsvertrags und dessen Auswirkungen auf die kommunalen Unternehmen in Thüringen. NACHDRUCK OHNE GENEHMIGUNG NICHT GESTATTET.)