“Nur wer die Bedürfnisse seiner Kunden kennt, kann sein Geschäftsmodell danach ausrichten und wird langfristig erfolgreich sein.”

16. Mitteldeutsches Energiegespräch am 20. November 2018 in Leipzig

Nur wer die Bedürfnisse seiner Kunden kennt, kann sein Geschäftsmodell danach ausrichten und wird langfristig erfolgreich sein.”

Interview mit Dr. Johannes Kleinsorg, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Leipzig GmbH, aus Anlass des 16. MDEG zu neuen Geschäftsmodellen in der Integrierten Energiewende

Gern gesehener Gast im Mitteldeutschen Energiegespräch: Dr. Johannes Kleinsorg – Hier im 6. MDEG während eines Diskussionsbeitrages aus dem Auditorium. Foto: Lutz Zimmermann, unter: www.lz-fotografie.de.

Sie gehören beide zu den sogenannten 8KU, einer Kooperation von 8 kommunalen Energieunternehmen, die mit Umsatzgrößen zwischen zwei und sechs Milliarden Euro nach eigener Aussage den Mittelstand der deutschen Energiewirtschaft bilden. Gemeint sind die Stadtwerke Leipzig GmbH und die Mannheimer MVV Energie AG.

Grund genug für das 16. Mitteldeutsche Energiegespräch, beide Unternehmen zur Herbst-Tagung am 20. November nach Leipzig einzuladen, um aus erster Hand über beiderseitigen Erfahrungen bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle zu hören und darüber zu diskutieren und Schlussfolgerungen zu ziehen.

Über die Diskussion berichtete AKTUELLES vom 20. November 2018. Die Interviews mit Dr. Holger Krawinkel (MVV Energie AG) sowie Ralf Kurtz (Einführungsvortrag PwC) erschienen in AKTUELLES vom 19. und 28. November 2018.

Nachfolgend wird nunmehr das Interview mit Dr. Johannes Kleinsorg, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Leipzig GmbH, veröffentlicht.

AKTUELLES dankt an dieser Stelle den Interviewten für die Gelegenheit des Gesprächs.

Sehen Sie bitte auch die entsprechenden Interviews im Film zum 16. MDEG.

Übrigens, mehr zu den 8KU finden Sie bitte auf www.8ku.de .


Der Einführungsvortrag über die “Geschäftsmodelle der Integrierten Energiewende – smart und innovativ” im 16. Mitteldeutschen Energiegespräch macht deutlich, wie regulierte Innovation des intelligenten Messwesens zu steigendem Wettbewerb und zur Ablösung des bestehenden Geschäftsmodells der Energielieferanten führen kann. Inwieweit sind die Leipziger Stadtwerke hierauf vorbereitet?

Insbesondere für die Wohnungswirtschaft ist der Umbau des Messwesens eine große Herausforderung. Doch das sogenannte Smart Metering bietet auch eine ganze Reihe von Vorteilen. Es beschleunigt und vereinfacht die gesamten Mess- und Abrechnungsprozesse wesentlich. Die digitale Erfassung und Übermittlung des Stromverbrauchs liefert Vermietern und Immobilienverwaltern eine diskussionsfreie Grundlage zur Abrechnung der Verbrauchsdaten.

Die Leipziger Stadtwerke bieten den Immobilienunternehmen schon jetzt eine effiziente und vollautomatisierte Lösung zur Prozessoptimierung an: die integrierte Abrechnung für Heiz- und Betriebskosten. Die Kunden sparen dadurch Zeit und Kosten – und das Jahr für Jahr.

Im Zuge der sogenannten Spartenbündelung wird sich die Digitalisierung des Messwesens neben Strom auf weitere Medien wie zum Beispiel Gas oder Wärme auswirken. Dadurch wird das Mess- und Abrechnungsprozedere weiter vereinfacht. Wir wollen noch weiter gehen und unseren Kunden Messdienstleistung und Energielieferung im Paket anbieten. So reduzieren sich die Austausch-Prozesse zwischen Messdienst, Lieferant und Kunde auf ein Minimum. Auch dafür stellen sich die Leipziger Stadtwerke schon jetzt auf, schließlich gehört das Messwesen neben der Energielieferung seit jeher zu unseren Kernkompetenzen.

Wie können Sie auf Ihre Kunden reagieren, inwieweit steuern Sie derzeit schon über Kundenanalysen die Einführung von neuen Geschäftsmodellen?

Unsere Kunden wollen sich weiter auf uns verlassen können und sie wollen Zukunftsorientierung. Die Wohnungen sollen warm bleiben, Strom und Gas zuverlässig zur Verfügung stehen. Großkunden wollen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Leipzig und andere Kommunen wollen eine gute Infrastruktur und aktives Begleiten von Umwelt- und Klimaschutz.

Jeder Kunde hat andere Bedürfnisse und diese gilt es zu erfüllen. So bieten wir unseren Großkunden einen 360°-Lösungsansatz: von der Energieberatung, Energieeffizienzkonzepten über die klassische Energielieferung bis hin zu verschiedenen Möglichkeiten dezentraler Energieerzeugung sowie ganzheitliche Angebote zur Elektromobilität. Aber auch die Anforderungen unserer Privatkunden haben wir intensiv analysiert, sodass mit unserem neuen Portfolio für jeden der passende Tarif zur Verfügung steht. Nur wer die Bedürfnisse seiner Kunden kennt, kann sein Geschäftsmodell danach ausrichten und wird langfristig erfolgreich sein.

Die digitale Welt verändert den Charakter von Geschäftsprozessen und damit von Geschäftsmodellen, bringt neue hervor und drängt manche zurück. Was raten Sie kleineren Energieversorgern, die weder Kraft noch Möglichkeiten besitzen, sich derart umfangreich auf Künftiges einzustellen?

Wie erwähnt ist die Voraussetzung für das Bestehen am Markt, seine Kunden zu kennen und sein Geschäft entsprechend auszurichten. Marktbefragungen liefern die wesentlichen Erkenntnisse. Chancen haben diejenigen Unternehmen, die Kunden und Märkten intelligente und klare Lösungen für ihre komplexen Fragestellungen bietet. Und zwar schnell, umfassend und digital.

Allerdings macht den Erfolg eines Unternehmens nicht nur aus, für die richtigen Kundengruppen das richtige Angebot zu machen. Vielmehr ist es in einer sich rasant ändernden Welt wichtig, frühzeitig Trends und sich ändernde Kundenbedürfnisse erfassen können, um auf dieser Basis innovative Lösungen zu erarbeiten. Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, müssen zukünftig schnell neue und verschiedenartige Kompetenzen verfügbar gemacht werden. Dies bedeutet, dass Kooperationen und z.B. die Nutzung von White-Label-Lösungen weiter an Bedeutung gewinnen werden.

Wir sprachen eingangs davon, dass regulatorische Rahmenbedingungen disruptive Faktoren nach sich ziehen können oder sogar begünstigen. Welchen Einfluss hat Ihrer Meinung nach der Kundenwandel (Stichworte digital native, weniger Bindung an Marke und Produkt) auf neue Geschäftsmodelle?

Die Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen, die den Anforderungen von Morgen gerecht werden, ist von enormer Bedeutung. Heute werden mit neuen Geschäftsmodellen die Weichen dafür gestellt. Die Herausforderung besteht darin, das Kerngeschäft mit diesen Aktivitäten so zu ergänzen, dass der „Startvorteil“ der bestehenden Kundenbeziehung bestmöglich genutzt wird. Dabei wird in der dezentralen Energiewelt Regionalität weiterhin eine große Rolle spielen. Insofern werden hier auch regionale Marken noch eine Bedeutung haben. Gerade Stadtwerke können als regionale Integratoren den Ausgleich von Angebot und Nachfrage sicherstellen und Kunden in der neuen Energiewelt vor Ort Orientierung geben.

Intern erfordern die Digitalisierung und der Energiemarkt der Zukunft eine ganzheitliche Herangehensweise: Wesentlich ist also, die richtige Strategie, Organisation und Unternehmenskultur gemeinsam zu entwickeln. Prioritäten müssen neu gesetzt werden – auf zukünftig profitable Bereiche, Produkte und Aktivitäten. Dabei sollten die strategische Ausrichtung und organisatorische Aufstellung aus der Perspektive der Kunden und Märkte entwickelt werden. Zum entscheidenden Erfolgsfaktor in einer zunehmend digitalen Welt mit erhöhter Veränderungsgeschwindigkeit wird die Unternehmenskultur. Hier kommt es auf ein enges Zusammenwirken zwischen den Bereichen und Mitarbeitern, neue Führungskompetenzen sowie das Organisieren von stabiler und agiler Arbeitswelt nebeneinander an.


Abschließend bitte noch einen Blick in die Glaskugel. Wir haben in diesem Jahr 20 Jahre liberalisierte Energiemärkte, das Mitteldeutsche Energiegespräch hat sein sechsjähriges begangen. Wie schätzen Sie unter dem Aspekt der eingangs erörterten neuen Geschäftsmodelle, aber auch der derzeitigen Zaghaftigkeit der Politik die Umsetzung der Integrierten Energiewende in den nächsten fünf Jahren ein?

Die Energiewende, neue technologische Möglichkeiten und die fortschreitende Digitalisierung stellen die Energieversorgung auf den Kopf. Wenn die Klimaschutzziele erreicht werden sollen – breit akzeptiert und mitgetragen von Wirtschaft und Verbrauchern – wird es darauf ankommen, konsequent dezentral, technologieoffen und wettbewerblich zu denken.

Belastbare politische Rahmenbedingungen sind Grundvoraussetzung für eine klimagerechte und wirtschaftliche Gestaltung der Energiewende.

Dies bedeutet, dass schnelle und klare Entscheidungen zum Beispiel zum Kohleausstieg, zur Entwicklung des Systems von Abgaben und Umlagen sowie zur weiteren Bedeutung von Kraft-Wärme-Kopplungstechnologie benötigen.

Ohne diese Rahmenbedingungen ist es für uns fast unmöglich für Energiewende erforderliche Investitionsentscheidungen zu treffen.

Wir als Stadtwerke wollen gerne Treiber der Energiewende sein, die Politik aber muss den Rahmen setzen.

Welche Rolle spielen die Stadtwerke in Zukunft?

Stadtwerke können die Energiewende dezentral voranbringen. Sie beherrschen die gesamten energiewirtschaftlichen Funktionen: die Erzeugung von Energie, die Verteilung über ihre Netze, den Handel als Ausgleich von Produktion und Bedarf und den Vertrieb als ganzheitlichen Lösungsanbieter. Diese Systemkompetenz gewinnt gerade vor Ort an Bedeutung.

Als Energiewende-Manager können Stadtwerke Ihren Kunden so Orientierung geben, die zunehmende Komplexität der Energieversorgung für sie managen und zudem mit regionalem Service stets nah bei ihnen sein. Genau das ist die Strategie der Leipziger Stadtwerke und wir sind überzeugt davon, dass wir damit auch in Zukunft eine herausragende Rolle in der Energieversorgung für Leipzig und Umgebung spielen werden.

Vita

Dr. Johannes Kleinsorg, geboren 06.05.1962 in Göttingen, ist studierter Volkswirt und seit 1998 in der Energiewirtschaft tätig. Beim Regionalversorger Fränkisches Überlandwerk AG verantwortete er den Stromvertrieb und war Gründungsgeschäftsführer einer Energiehandelsgesellschaft. Als Prokurist und Leiter des Geschäftsbereiches Marktmanagement der NERGIE AG war er für Vertriebsaktivitäten und Markenführung zuständig und zugleich Geschäftsführer der Frankengas GmbH. 2005 übernahm er die Geschäftsführung der 24sieben GmbH. Im Rahmen von Umstrukturierungen in der MVV‐Gruppe, zu der die Stadtwerke Kiel AG gehört, leitete er die 24/7 Trading GmbH, heute MVV Trading. Außerdem verantwortete er als Bereichsleiter der Stadtwerke Kiel AG die Geschäftsfelder Vertrieb und Handel, einschließlich Erzeugungsportfoliomanagement und Energiedienstleistungen.

Seit 01.09.2014 ist er Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Stadtwerke.

“Das Thema Kooperation – insbesondere zwischen Wohnungswirtschaft und Energieversorgung – hat bereits heute eine große Bedeutung, die noch steigen wird.”

16. Mitteldeutsches Energiegespräch am 20. November 2018 in Leipzig

“Das Thema Kooperation – insbesondere zwischen Wohnungswirtschaft und Energieversorgung – hat bereits heute eine große Bedeutung, die noch steigen wird.”

Interview mit Ralf Kurtz, Partner Energy Consulting der PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Düsseldorf, über seinen Vortrag sowie neue Geschäftsmodelle in der Integrierten Energiewende

Ralf Kurtz während seines Einführungsvortrags zum 16. MDEG. Foto: Lutz Zimmermann, unter: www.lz-fotografie.de.

In Ihrem Einführungsvortrag über “Geschäftsmodelle der Integrierten Energiewende – smart und innovativ” anlässlich des 16. Mitteldeutschen Energiegesprächs machen Sie deutlich, wie regulierte Innovation des intelligenten Messwesens zu steigendem Wettbewerb und zur Ablösung des bestehenden Geschäftsmodells der Energielieferanten führen kann. Ist denn die Branche hierauf bereits vorbereitet?

Die Branche ist unterschiedlich vorbereitet. Viele EVU haben das bereits erkannt und bereiten sich aktiv darauf vor. Es gibt aber auch noch Unternehmen, die abwarten, weil sie entweder eine andere Einschätzung der Situation haben oder sich nicht stark genug fühlen.

Nun zeigt sich laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamts ein starker Anstieg der wettbewerblichen Messstellenbetreiber, beispielsweise allein 2015 (32 Unternehmen) zu 2016 (67 Unternehmen) um 110 %. Was raten Sie insbesondere kleineren Energieversorgern?

Das Agieren in der Rolle eines wettbewerblichen Messstellentreibers ist notwendig, um aktiv Bündelangebote von Energielieferung und Messstellenbetrieb platzieren und verhandeln zu können. Deshalb müssen sich auch kleinere EVU diese Möglichkeit erschließen, wenn sie in Kundensegmenten tätig sind – z.B. in der Wohnungswirtschaft – für die solche Angebote interessant sind.


Letztlich geht es um die geeignete Nutzung der Kundendaten. Wie können kleinere Versorgungsunternehmen im Bestreben um die Nutzung der Daten Ihrer Kunden, denkt man an kapitalintensive Geschäftsprozesse, geringere Margen, flexibles Reagieren, ihr Geschäftsmodell am besten sichern und weiterentwickeln?

Kleinere EVU können das sicher nicht, indem sie die komplette Wertschöpfung selbst abdecken. Hier ist die Zusammenarbeit mit Partnern gefragt – entweder als Kooperation oder durch Nutzung eines White label Angebots – die sicherstellt, dass ein wesentlicher Teil der bisherigen eignenen Wertschöpfung, insbesondere aus Energielieferung, gesichert bleibt.

Wir sprachen eingangs davon, dass regulatorische Rahmenbedingungen disruptive Faktoren nach sich ziehen können oder sogar begünstigen. Welchen Einfluss hat Ihrer Meinung nach der Kundenwandel (Stichworte digital native, weniger Bindung an Marke und Produkt) auf neue Geschäftsmodelle?

Kunden, die Ihre Kundenerfahrung primär aus dem Kauf im Internet machen, übertragen diese Erfahrung natürlich auch auf Ihre Erwartung an den Energieversorger. Neue Geschäftsmodelle müssen das berücksichtigen, d.h. digitaler Kundenzugang und weitgehend digitale Abwicklung müssen möglich sein. Soweit neue Geschäftsmodelle auch eine persönliche Interaktion erforderlich machen (wie z.B. die Installation von Mess- und Steuerungstechnik im Gebäude), wird selbstverständlich vorausgesetzt, dass digital ausgetauschte Informationen verfügbar sind und Absprachen im persönlichen Kontakt im Nachgang auch wieder im digitalen Kanal weiterverfolgt werden können. EVU müssen also „Omni Channel fähig“ werden.

Wenn man neue Geschäftsmodelle in der Integrierten Energiewende eruiert, sollte man dann stets von Sektor übergreifenden Lösungen ausgehen oder Sie vielleicht auch ein Neusortieren der Branche in neuen Kooperationsketten oder veränderten Wettbewerbsstrukturen?

Wir sehen heute bereits, dass sich die Grenzen von Branchen auflösen bzw. verschieben und sich damit Wettbewerbsstrukturen verändern. Sowohl Wohnungswirtschaftsunternehmen als auch Submeteringunternehmen betätigen sich als Energieversorger und Messstellenbetreiber. Start ups im Messtellenbetrieb, haben die Energielieferung und Energiedienstleistungen im Gepäck und EVU verlängern Ihre Wertschöpfungskette bis in den Betrieb der Energietechnik im Gebäude. Dabei gibt es keine „one fits all-Lösung“, sondern unterschiedliche Geschäftsmodelle. Das Thema Kooperation – insbesondere zwischen Wohnungswirtschaft und Energieversorgung – hat bereits heute eine große Bedeutung, die noch steigen wird. Die größte Hürde liegt dabei in der Frage der Margenteilung.

Abschließend bitte noch einen Blick in die Glaskugel. Wir haben in diesem Jahr 20 Jahre liberalisierte Energiemärkte, das Mitteldeutsche Energiegespräch hat sein sechsjähriges begangen. Wie schätzen Sie unter dem Aspekt der eingangs erörterten neuen Geschäftsmodelle, aber auch der derzeitigen Zaghaftigkeit der Politik die Umsetzung der Integrierten Energiewende in den nächsten fünf Jahren ein?

Die neuen innovativen Geschäftsmodelle im Umfeld des intelligenten Messstellenbetriebs werden in den nächsten 5 Jahren verstärkt in den Markt gebracht und dort erpobt. Digitale enabler, wie Blockchain und künstliche Intelligenz, werden das verstärken. Die neuen Geschäftsmodelle werden somit ihre Wirkung für die integrierte Energiewende entfalten.

Vita

Ralf Kurtz studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln und begann seine berufliche Laufbahn 1989 bei der WIBERA AG. Seit 2007 ist er PwC Partner im Bereich Advisory Energy. Er verantwortet die Operational Excellence Beratung für Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerke in Deutschland. Zudem koordiniert er die Beratungsleistungen im Bereich Smart Energy.

Die Energiewende stellt alle etablierten Energieversorger vor große Herausforderungen und erfordert die Transformation von Geschäftsmodellen, Unternehmensstrukturen und – Prozessen. Dies gilt im Vertriebsbereich ebenso wie im Bereich der Energieerzeugung und dem Netzbetrieb.

Wie sieht das EVU der Zukunft – unter den Einflussfaktoren Dezentralisierung, Digitalisierung, Sektorenkopplung und Dekarbonisierung – aus? Welche neuen Produkte und Lösungsangebote werden erfolgreich sein? Wie müssen sich die Fähigkeiten in Vertrieb, Erzeugung und Netzen entwickeln, um Wachstum zu erzielen? Fragen, die die aktuelle Beratungspraxis bestimmen.

Seine Kunden sind Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerke jeder Größenklasse. Der fachliche Schwerpunkt von Ralf Kurtz liegt in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, der Implementierung bzw. Optimierung von exzellenten Prozessen und der Beratung zur Digitalisierung der Energiewende.

“Kleine Gelegenheiten sind oftmals der Beginn von großen Unternehmungen” (Demosthenes)

Mit Tücken e-mobil vom 16. Mitteldeutschen Energiegespräch am 20. November 2018 in Leipzig zurück – ein besonderer Erfahrungsbericht mit fast ungewissem Ausgang/ Zwischenruf für neue Geschäftsfelder

“Kleine Gelegenheiten sind oftmals der Beginn von großen Unternehmungen” (Demosthenes).

Nachtrag zu innovativen Geschäftsfeldern von unserem Podiumsteilnehmers Daniel Krieg nach einer ereignisreichen Rückfahrt mit seinem E-Auto von einer spannenden Podiumsteilnahme

Daniel Krieg als Podiumsteilnehmer beim 16. Mitteldeutschen Energiegespräch in Leipzig. Foto: Lutz Zimmermann, unter: www.lz-fotografie.de.

Der Abend in Leipzig war gelungen, das machen MDEG-Film sowie MDEG-Homepage, aber auch die verschiedenen AKTUELLES-Beiträge deutlich. Das 16. Mitteldeutsche Energiegespräch (MDEG) hat wiederum den Nerv der Community getroffen.

Ja, “Geschäftsfelder der Integrierten Energiewende – Smart und innovativ” werden in den kommenden Jahren zahlreiche entstehen.

Das findet Podiumsteilnehmer Daniel Krieg nach entsprechender Erfahrung auf seiner Rückfahrt in seinem Zwischenruf in doppeltem Sinn.

Zumindest bis zu seinem Aufbruch zurück nach Nordhausen war er vom bisherigen Abend, insbesondere der MDEG-Veranstaltung sehr beeindruckt, doch das änderte sich mit Antritt der Rückfahrt. Diese gestaltete sich – e-mobil – als Odyssee, denn nicht benutzbare und defekte Stromladestationen, da der Zutritt zu Tiefgarage in Leipzig über Nacht geschlossen und Totalausfall an der entsprechenden Autobahnraststätte zu verzeichnen war, aber auch Akzeptanz-Probleme bei der genutzten Karte beim Ladeprozess ließen das eigentlich triviale Problem des “Stromtankens” im Rahmen der Rückfahrt zu einem Abenteuer mit vielen Hindernissen und Ankunft gegen 03:00 Uhr in Nordhausen werden.

Das veranlasst Daniel Krieg zu der Aussage, die neuen Geschäftsfelder kommen, sie kommen viel schneller als vermutet. Hier sein Zwischenruf:

“Als Teil einer integrativen und ganzheitlichen Energiewende kommt dem Mobilitätssektor eine tragende Rolle zu. Diesem Themenfeld widmet sich unser Ingenieursbüro InTraSol – Intelligent Traffic Solutions GmbH mit Sitz in Nordhausen seit nun mehr als zwei Jahren.

Als Gesamtdienstleister für Elektromobilität beschäftigen wir uns mit zukunftsweisenden Lösungsmodellen für Unternehmen und Kommunen, deren Potentiale und Horizonte zu diskutieren ich zum diesjährigen Podium eingeladen wurde.

Während das eigentliche Forum vielerlei interessante Impressionen aus der Energiewirtschaft und Prozessen der Innovationsentwicklung lieferte, war es jedoch die An- bzw. Heimreise, welche mich vor einige Probleme stellte.

Mit einem vollelektrischen Fahrzeug sollte die Distanz Nordhausen-Leipzig (140km) und sechs Schnellladesäulen entlang der Autobahn keinerlei Problem darstellen. Wenn jedoch fünf dieser Ladesäulen entweder fehlerhaft oder gänzlich außer Betrieb genommen sind, wird dies für den Nutzer nicht nur zum Spießrutenlaufen, sondern stellt ein ernsthaftes Versorgungsproblem dar. Nun ist es die Unternehmensphilosophie vieler junger Startups aus der Not eine Tugend zu machen und so ist dies auch die unsere. Der Aspekt der Versorgungssicherheit mit Ladeinfrastrukturen, sowohl in der Fläche, wie auch dem Bedarf entsprechend ist tragende Säule einer erfolgreichen Verkehrswende und der reibungslose Wartungs- und Servicebetrieb stellt die Gewährleistung dieser da. Sollten Ladesäulenbetreiber dieser Aufgabe nicht Herr werden, sei es aus personellen Gründen oder der räumlichen Distanz, so ergeben sich zwingender weise neue Geschäftsfelder für regionale Dienstleister.

Es sind Anekdoten wie diese, welche uns als Jungunternehmen vor immer neue Problemstellungen setzen, doch mit Demosthenes, eines der bedeutendsten griechischen Redner und Staatsmänner Athens aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., zu zitieren sind ´kleine Gelegenheiten oftmals der Beginn von großen Unternehmungen´.

Daniel Krieg

Projektleiter, InTraSol GmbH, Nordhausen”

Vita

Studium und Ausbildung

09/ 2009 – 03/ 2017  Hochschule Nordhausen, Bachelorstudium Regenerative Energietechnik, Abschluss als Bachelor of Engineering (B.Eng)

seit 04/ 2017  Hochschule Nordhausen, Masterstudium Energetisch-Ökologischer-Stadtumbau

Beruflicher Werdegang

05 /2013 – 08 /2013  Werkstudent, Energie-Klima-Plan GmbH, Nordhausen

09 /2017 – 01 /2018  Praktikum InTraSol GmbH, Nordhausen

seit 02 /2018  Projektmanager InTraSol GmbH, Nordhausen

 

Projekte

09/ 2011 – 04/ 2012  Università di Corsica Pasquale Paoli, Corte (Fr): Projektierung autarker Energiesysteme

06 /2013 – 07 /2014  Gemeindeverwaltung Werther: Machbarkeitsuntersuchung zum Auf- und Ausbau einer Dezentralen Versorgung mit Erneuerbaren Energien der Gemeinde Werther

02 /2018 – 09 /2018  InTraSol GmbH, Nordhausen: Elektromobilitätskonzept für den Kyffhäuserkreis

 

Daniel Sebastian Krieg ist am 21.08.1988 in Rastatt geboren

“Geschäftsmodelle der Integrierten Energiewende – smart und innovativ”

16. Mitteldeutsches Energiegespräch am 20. November 2018 in Leipzig

“Geschäftsmodelle der Integrierten Energiewende – smart und innovativ”

Jahresabschlussveranstaltung vermittelt umfassenden Überblick zum Stand und zeigt erfolgreiche Treiber auf/Fazit einer erfolgreichen Veranstaltung

Das Auditorium des 16. MDEGs. Foto: Lutz Zimmermann, unter: www.lz-fotografie.de.

AKTUELLES hatte ja bereits am 06. November 2018 auf das 16. Mitteldeutsche Energiegespräch (MDEG) verwiesen. Knapp zwei Wochen später, am 19. November, signalisierte dann das AKTUELLES-Interview mit Dr. Holger Krawinkel, Leiter Customer Experience und Innovation der MVV Energie AG, über seinen “Inkubator”, die Mannheimer Stadtwerke-Ideenschmiede wie spannend wohl das MDEG zum Jahresausklang 2018 werden wird. Die Resonanz zum Interview war auf der Homepage, auf LinkedIn, XING und Twitter gleich am ersten Tag der Veröffentlichung, mit zahlreichen Klicks hinterlegt, sehr groß. Das zeigt das “Suchen” der Branche, aber auch der Partner im Umfeld, wie Startups, Berater und andere mehr.

Es gibt ein sehr starkes Interesse, die “Mission Energiewende” in ihren verschiedenen Facetten besser zu verstehen, ja möglichst nichts in deren Entwicklung zu verpassen und letztlich auch zu den Gewinnern der Energiewende, wenn man das so formulieren darf, zu gehören. Es gibt letztlich aber auch stets die eine, in ihrem Ausmaß an Unkonkretheit nicht zu übertreffende Konstante namens Politik: Warum? Wann? Was? Wie? sind dabei die mitunter in unterschiedlicher Reihenfolge meistgestellten Fragen.

Weitere Interviews übrigens, das 16. MDEG betreffend, werden an dieser Stelle demnächst veröffentlicht. Das gilt im Übrigen auch für den MDEG-Film, der anlässlich des 16. auch wieder entsteht und, neben weiteren Filmen, auf dem You-Tube-Energy-Channel der Vi-Strategie GmbH HIER zu sehen ist. Die Bilder auf der Galerie des 16. MDEG sind HIER einsehbar und vermitteln ein wenig die Atmosphäre des Abends.


Mit einem umfangreichen Einleitungsvortrag, die PowerPoint-Präsentation ist HIER nachlesbar, markierte Ralf Kurtz, Partner Energy Consulting bei PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Düsseldorf nicht nur die Themenstellung des Abends und machte auf mitunter externe Einflussfaktoren (Stichwort Zertifizierung Gateway) aufmerksam. Er zeigte auch anhand politischer Diskussionen und betrieblicher Notwendigkeiten Entwicklungslinien auf.

Die sich anschließende Diskussion markierte das Nachdenken einer Branche, wie ein Teilnehmer im späteren geselligen Teil des Abends ein wenig pointiert feststellte, die immer noch mit dem Abstreifen ihrer Eigenschaften aus Monopolzeiten beschäftigt ist. Kein Mittelständler könne sich so einen öffentlichen Selbstfindungsprozess leisten. Allerdings sollte man hier eben auch die regulatorische Einflussnahme der Politik in die Betrachtung einbeziehen.

Für den kurzfristig erkrankten Dr. Johannes Kleinsorg, Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Leipzig GmbH, sprang dankenswerter Weise der Bereichsleiter Unternehmensentwicklung der Stadtwerke Christian Güthert ein. Herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle.

Für die Mannheimer, als zweites etabliertes Energieversorgungsunternehmen, stand Dr. Holger Krawinkel, Leiter Customer Experience & Innovation der MVV Energie AG Rede und Antwort.

Daniel Krieg, Projektleiter der InTraSol – Intelligent Traffic Solutions GmbH, Nordhausen fungierte als Stimme eines sehr erfolgreichen Thüringer Startups. Zur gleichen Zeit, wo er im Leipziger MDEG-Podium die Essentials für erfolgreiche neue Geschäftsentwicklung formulierte, waren seine beiden Geschäftsführer in Kassel und Frankfurt/Main auf Promotion-Tour.

Die Moderation lag in den Händen von Vi-Strategie-Geschäftsführer und Autor dieses AKTUELLES– Berichtes Rainer Otto.

Die Podiumsteilnehmer des 16.MDEGs (v.l.n.r.): Daniel Krieg, Dr. Holger Krawinkel, Rainer Otto, Christian Güthert und Ralf Kurtz. Foto: Lutz Zimmermann, unter: www.lz-fotografie.de.


Das Team des 16. MDEGs (v.l.n.r.): Anne Schreiber, Rainer Otto, Ann-Christin Stück und Christina Otto. Foto: Lutz Zimmermann, unter: www.lz-fotografie.de.

Welches Fazit zieht das 16. MDEG? Ein Teilnehmer des Abends, erfolgreicher Unternehmer, sagte zu später Stunde den unumstößlichen Satz: “Es ist alles schon ganz schön kompliziert.”

Einige Stunden zuvor, im abschließenden Blick in die Glaskugel, waren sich die Podiumsteilnehmer einig, dass es wohl noch ein paar Jahre bedarf, um noch genauer jene Geschäftsprozesse zu organisieren, mit denen eine Branche sich frei macht vom einfachen Commodity-Anbieter und künftigen Dienstleister. Willkommen in der digitalen (KI-) Welt!

In der Diskussion war kein großer Unterschied zwischen dem Leipziger und dem Mannheimer Unternehmen zu erkennen. Beide setzen auf interne Skills. Nennen wir es “Inkubator” oder Freiräume, wie beispielsweise in Leipzig, stets wird versucht Ideen, Fähigkeiten und Impulse der eigenen Mitarbeiter zu nutzen.

Und, was man feststellt, die Unternehmenskultur in diesen Bereichen ist ähnlich der von Startups.

Agiles Arbeiten und “Trial and Error” sind häufig gebrauchte Stichworte.

Ähnlich ist es in der Finanzpolitik neuer Business-Cases. Da wird mehr auf Sicht gefahren, Mittelverschwendung im öffentlichen Bereich ist ja sowieso schon an sich ein Unwort.

Gründerszenen in etablierten Versorgern wie auch bei den Startups beginnen sich anzugleichen. Dabei eint nicht nur der Wettbewerb um die beste Idee, schon im Vorfeld geht es um die besten Köpfe und möglichst eine schöpferische Atmosphäre.

Abschließend nochmals ein herzliches Dankeschön an alle Unterstützer und Dienstleister sowie an die Podiumsteilnehmer und die treuen Gäste, von denen es einige nahezu bis Mitternacht in Clubatmosphäre zum Disput anregte.

“Wir ´brüten´ die Ideen so weit aus, bis eine operative Einheit im Haus einen Business Case erfolgreich umsetzen kann.”

16. Mitteldeutsches Energiegespräch am 20. November 2018 in Leipzig

Wir ´brüten´ die Ideen so weit aus, bis eine operative Einheit im Haus einen Business Case erfolgreich umsetzen kann.”

Interview mit Dr. Holger Krawinkel, Leiter Customer Experience und Innovation der MVV Energie AG, über seinen “Inkubator” sowie neue Geschäftsmodelle in der Integrierten Energiewende

Dr. Holger Krawinkel Leiter Customer Experience & Innovation der MVV Energie AG, Mannheim

Die Diskussion über “Geschäftsmodelle der Integrierten Energiewende – smart und innovativ” anlässlich des 16. Mitteldeutschen Energiegesprächs macht deutlich, wie regulierte Innovation des intelligenten Messwesens zu steigendem Wettbewerb und zur Ablösung des bestehenden Geschäftsmodells der Energielieferanten führen kann. Inwieweit ist denn die MVV Energie AG hierauf bereits vorbereitet?

Dieser These kann ich so nicht zustimmen. Im Gegenteil wird z.B. unser Produkt Smart Metering Plus (Mehrspartenfähigkeit) erheblich ausgebremst. Wir dürften ab dem ersten Tag an das Produkt nicht mehr so verkaufen, da über die zertifizierten Gateways nicht gleichzeitig Strom, Gas + Submetering-Daten geschickt werden können. Wir sind also schon weiter als der Regulierungsprozess.

Sie verantworten den Bereich Customer Experience und Innovation, die “Innovationsschmiede” der MVV Energie AG, wenn man so sagen darf. Können Sie bitte an ein paar Beispielen oder Zahlen den Einfluss des “Inkubators”, wie Sie selbst ein wenig empathisch Ihren Bereich nennen, illustrieren?

Unsere Schwerpunkte beinhalten innovative Geschäftsmodelle im Zusammenhang mit Elektrifizierung oder Sektorkopplung, wie die neue Stromwelt oft leider weniger verständlich bezeichnet wird. Wir „brüten“ die Ideen so weit aus, bis eine operative Einheit im Haus einen Business Case erfolgreich umsetzen kann. Konkret geht es um Elektromobilität, Elektrowärme, dezentrales und quartiersbezogenes Energiemanagement inkl. PV und Batteriespeicher. Wichtig dabei sind uns dabei immer auch die Kundenwünsche.


Nun zeigt sich aber auch, dass nicht alle Unternehmen die Kraft und Möglichkeit haben, sich derart für Künftiges aufzustellen. Was raten Sie insbesondere kleineren Energieversorgern? Gibt es da vielleicht ein Rezept?

Wir bieten viele Komponenten auch als White-Label-Lösungen an und wollen dieses Segment auch weiter ausbauen, insbesondere auch für Stadtwerke.

Letztlich geht es um die geeignete Nutzung der Kundendaten. Wie können kleinere Versorgungsunternehmen im Bestreben um die Nutzung der Daten Ihrer Kunden, denkt man an kapitalintensive Geschäftsprozesse, geringere Margen, flexibles Reagieren, ihr Geschäftsmodell am besten sichern und weiterentwickeln?

Kundenlösungen zu verkaufen ist komplexer als der Vertrieb von Commodities. Dazu brauche ich eine bestimmte Mindestgröße. Ob die Energiewirtschaft unabhängig von der Unternehmensgröße bei der Skalierung von digitalen Geschäftsmodellen wirklich erfolgreich sein kann, ist offen. Was wir gut können, ist die Skalierung von analogen Prozessen.

Wir sprachen eingangs davon, dass regulatorische Rahmenbedingungen disruptive Faktoren nach sich ziehen können oder sogar begünstigen. Welchen Einfluss hat Ihrer Meinung nach der Kundenwandel (Stichworte digital native, weniger Bindung an Marke und Produkt) auf neue Geschäftsmodelle?

Man sollte sich nicht verrückt machen lassen. Strom wird immer gebraucht, wahrscheinlich in Zukunft sogar sehr viel mehr als heute. Klar wandert ein Teil der Stromwirtschaft in den Konsumgütersektor mit z.T. höheren Zahlungsbereitschaft als für Commodities, z.B. für dachintegrierte PV-Anlagen. Aber auch diese Kunden wollen, dass der Strom jederzeit verlässlich aus der Steckdose kommt und sei es in Gestalt von Ladeboxen. Da wird es für die Elektrizitätswirtschaft genug zu tun und zu verdienen geben.

Inwieweit steuern Sie derzeit schon über Kundenzufriedenheitsanalysen die Einführung von neuen Geschäftsmodellen?

Kunden wollen, wenn sie an PV und Batterien denken, was sie im Übrigen gerne tun, begeistert werden. Das setzt ein hohes Maß von Autarkie voraus, die ohne weiteres technisch noch nicht möglich ist. Daher braucht es Angebote wie eine Flatrate, damit der Reststrom sozusagen automatisch mitgeliefert wird. Das bieten wir an. Bei der Elektromobilität wollen die Kunden vor allem zu Hause laden. Auch hierfür haben wir ein Produkt im Angebot.


Wenn man neue Geschäftsmodelle in der Integrierten Energiewende eruiert, sollte man dann stets von Sektor übergreifenden Lösungen ausgehen oder Sie vielleicht auch in einem Neusortieren der Branche in neuen Kooperationsketten oder veränderten Wettbewerbsstrukturen sehen?

Wir befinden uns mitten in einem Transformationsprozess, in dem sich die Wertschöpfung von den Commodities hin zu Dienstleistungen verlagert. Um z.B. Energiemanagement bei Wohnungsunternehmen, Rechenzentren oder Gewerbekunden erfolgreich zu betreiben, braucht man qualifizierte Partner.

Abschließend bitte noch einen Blick in die Glaskugel. Wir haben in diesem Jahr 20 Jahre liberalisierte Energiemärkte, das Mitteldeutsche Energiegespräch hat sein sechsjähriges begangen. Wie schätzen Sie unter dem Aspekt der eingangs erörterten neuen Geschäftsmodelle, aber auch der derzeitigen Zaghaftigkeit der Politik die Umsetzung der Integrierten Energiewende in den nächsten fünf Jahren ein?

Ich würde nicht von einer Integrierten Energiewende sprechen. Im Grunde geht es bei der Dekarbonisierung um eine weitgehende Elektrifizierung, weil wir nur so die erneuerbaren Energien Wind und Solar effizient einsetzen können. Derzeit ist Strom im Verhältnis zu den fossilen Energieträgern zu stark mit Abgaben, Umlagen und Steuern belastet. Das muss sich ändern, wenn die Politik ihre Klimaziele erreichen will. An uns liegt es nicht.

Vita

Dr. Holger Krawinkel war nach seiner Ausbildung zum Dipl. Ing. Stadt- und Regionalplanung an den Universitäten Gießen und Oldenburg insgesamt zehn Jahre in den Landesverwaltungen von Hessen und Schleswig-Holstein tätig und dort einerseits für die Durchführung von Raumordnungsverfahren für Hochspannungstrassen bzw. für kommunale und regionale Energieplanung zuständig.

Forschungsaufgaben auf dem Gebiet der Biomassenutzung und der Wärmeplanung übernahm er zwischenzeitlich als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Darmstädter Institut Wohnen und Umwelt mit mehreren Forschungsaufenthalten in Dänemark. Darauf aufbauend promoviert er 1991 über das dänische Energieplanungssystem.

Als Vorstand der von Land und Energiewirtschaft getragenen Energiestiftung Schleswig-Holstein war er zehn Jahre für zahlreiche Innovationsprojekte auf dem Gebiet der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energie verantwortlich und hat den Aufbau eines deutsch-dänischen Studiengangs für Energiemanagement an der Universität Flensburg vorangetrieben.

Anschließend wechselte er Anfang 2004 als Geschäftsbereichsleiter zum Bundesverband der Verbraucherzentralen nach Berlin und war dort für die Verbraucherpolitik in den Gebieten Energie und Verkehr zuständig.

Im Juli 2014 übernahm der die Leitung der neu geschaffenen Stabsabteilung Customer Experience bei MVV Energie in Mannheim, die zum 1. Januar 2015 um die Innovationsabteilung erweitert wurde.