Frau Günther, die jüngsten Wochen waren für alle Mitwirkenden des Buchprojekts sehr interessant und aufregend. In diesem Zusammenhang stellt sich natürlich als erstes die Frage, wann und vor allem wie entstand ihre Idee, ein Kochbuch für Menschen im Autismus-Spektrum anzufertigen?
In unserer alltäglichen Arbeit mit Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung spielt auch die Förderung alltagspraktischer Fähigkeiten eine wichtige Rolle.
Aus der Idee, ein Kochprojekt zu gestalten, das alltagspraktisches Training mit dem Training sozialer Kompetenzen vereint, entstand auch der Gedanke, etwas Selbstständigkeitsförderndes an die Hand zu geben, das ebendiese Förderung nachhaltig unterstützt.
Viele Menschen im Autismus-Spektrum haben Schwierigkeiten, Handlungen selbstständig und spontan zu planen oder ungenaue Formulierungen zu interpretieren. Handelsübliche Kochbücher oder Rezepte aus dem Internet setzen jedoch auf diese Fähigkeiten. Ein Kochbuch mit einem klaren, übersichtlichen und stark bebilderten Aufbau und deutlichen Formulierungen bzw. Anweisungen passt sich an die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung an und kann ihnen helfen, selbstständiger zu handeln und sich zu orientieren. Natürlich hoffen wir auch, dass ein solches Buch den Spaß am Kochen fördert.
Dies klingt nach einer starken sozialen Komponente, die hinter ihrem Buchprojekt steht. Was liegt Ihnen persönlich an diesem Projekt?
Ich persönlich sehe das große Potential eines jeden Menschen mit Autismus-Spektrum-Störung, das hinter einer selbstständigen oder zum Großteil selbstständigen Lebensführung steht. Manchmal können kleine Alltagshilfen oder Unterstützungen Großes bewirken und somit auch ein Stück zur Lebensqualität beitragen.
Alle Beteiligten hoffen, diese Unterstützung mit der Verwirklichung des Buchprojektes erfüllt zu haben. Wie verlief für Sie die Zeit von den ersten schriftlich festgehaltenen Konzeptideen bis zur Druckfreigabe?
Für uns war es natürlich eine ganz neue Erfahrung, ein Buch zu konzipieren und ebendiese Handlungsschritte mit unserem Alltag hier im Therapie- und Förderzentrum sowie dem nebenbei laufenden aktiven Kochprojekt zu vereinen. Nach der Konzeptidee und der festgelegten Zusammenarbeit mit dem Verlag Vi-Strategie ging es zu großen Teilen erst einmal darum, gemeinsam mit den Teilnehmern des Kochprojektes gezielt Stolpersteine üblicher Rezepte und Kochbücher, aber auch Bedürfnisse von Menschen mit autistischen Wahrnehmungen herauszuarbeiten.