Ein kommunales Unternehmen kann deutlich besser auf die energiewirtschaftlichen Belange der Bürger eingehen und sichert ab, das der Wertschöpfungsbeitrag den Bürgern auch zu Gute kommt.

Referenten der EAST Energy And Storage Technologies am 16./17.09.2019 in Erfurt (7): Vortrag über “Kooperative Business-Inkubation von Start-ups im Daseinsvorsorgebereich mit Hilfe von Stadtwerken und Hochschulen im ländlichen Raum Barnim-Uckermark-Uecker-Randow!”

Ein kommunales Unternehmen kann deutlich besser auf die energiewirtschaftlichen Belange der Bürger eingehen und sichert ab, das der Wertschöpfungsbeitrag den Bürgern auch zu Gute kommt.

Prof. Dr. Mario Stoffels: Die Daseinsvorsorge hat im Rahmen der Energiewende den schwierigen Spagat zwischen Versorgungssicherheit, Preisstabilität und der Kommunalität ihrer Unternehmen zu bewältigen.

Am 16./17. September 2019 startet die erste EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference im CongressCenter der Erfurter Messe. In loser Folge interviewt im Vorfeld AKTUELLES Redner, die in den verschiedenen Workshops mit ihren Themen zum Gelingen der EAST beitragen. 

Heute gelten die Fragen Prof. Dr. Mario Stoffels, der im Workshop Finanzierungen, Start-ups, rechtliche Rahmenbedingungen, internationale Zusammenarbeit über die “Kooperative Business-Inkubation von Start-ups im Daseinsvorsorgebereich mit Hilfe von Stadtwerken und Hochschulen im ländlichen Raum Barnim-Uckermark-Uecker-Randow!” berichtet.

Herr Prof. Dr. Stoffels, als ehemaliger Vizepräsident für Studium und Lehre sowie als Professor für Controlling, Finanzen und Kommunalwirtschaft an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung (HNE) Eberswalde stellen Sie doch bitte kurz die HNE Eberswalde vor.

Die Hochschule Eberswalde ist eine kleine Hochschule für angewandte Wissenschaften mit etwa 2.200 Studierenden im Nordosten von Brandenburg und hat sich der Frage der Nachhaltigkeit verpflichtet.

Es wird in vier Fachbereichen, Wald und Umwelt, Landschaftsnutzung und Naturschutz, Holzingenieurwesen und Nachhaltige Wirtschaft gelehrt und geforscht. Gemeinsamer grüner Faden ist die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums. Wir sind eine sehr forschungs- und transferorientierte Hochschule so dass wir bei den hochschulstatistischen Drittmittlerankings bei bestimmten Kennzahlen z.B. Drittmitteleinwerbung pro Professor weit vorne sind.

Wir haben 18 verschiedene Studiengänge mit unterschiedlichem Fokus, die Nachhaltigkeit zum Gegenstand haben oder in klassische Themenfelder intensiv integrieren. Ein Studiengang hiervon ist der Master Kommunalwirtschaft als Weiterbildungsangebot und berufsbegleitendes Studium.

Weiterhin sind Sie erster Vorsitzender des Zentrums für nachhaltige Ökonomie e.V. Welchen Schwerpunkten widmet sich der ZENO e.V.? 

Das Zentrum für nachhaltige Ökonomie ist ein kooperierendes Institut mit der HNE Eberswalde. Es führt gewerbliche Weiterbildungen durch und wickelt insbesondere unseren Master-Studiengang Kommunalwirtschaft ab.

Wir sind weiterhin in vielen Beratungsprojekten in der Kommunalwirtschaft engagiert – von der Strategie bis hin zur Erstellung von Gutachten bis hin zur Entwicklung von Tools und Instrumenten inkl. IT-Umsetzung. Referenzkunden sind  z.B. Stadtwerke Schwedt, Stadtwerke Neuruppin, Kreiswerke Barnim, SWE Erfurt, Stadtwerke Iserlohn, Stadt Leipzig, Ostdeutscher Sparkassenverband u.v.m. Für Hochschulen und Unternehmen entwickeln wir digitale Lernformate und Planspiele im kommunalen und Energiewirtschaftlichen Bereich (Nachhaltige Kommunale Energie, Planspiel Kommune, Energiebörsenplanspiel usw.). Ein vierter Schwerpunkt ist die Begleitung und das Coaching von Existenzgründungsvorhaben, hier sind bereits zwei EXIST-Gründerstipendien betreut und auf den Weg gebracht worden.

Welche Unternehmen haben Sie hierbei schon beraten und begleitet?

Referenzkunden sind  z.B. Stadtwerke Schwedt, Stadtwerke Neuruppin, Kreiswerke Barnim, Landkreis Barnim SWE Erfurt, Stadtwerke Iserlohn, Stadt Leipzig, Ostdeutscher Sparkassenverband, Deutsche Telekom, Innogy/Netzwerkpartner u.v.m.

Sicherlich verfügen Sie über Kooperationspartner aus Wissenschaft und Wirtschaft. Können Sie einige benennen?

Hierzu zählen neben den oben genannten Unternehmen auch solche Institutionen wie z.B. der Städte und Gemeindebund Brandenburg, alle Brandenburger Hochschule, mit denen wir z.B. in Verbundprojekten tätig sind, als auch diverse Stiftungen wie die Wissenschaftsstiftung Barnim, der Deutsche Stifterverband oder die Sparkassenstiftung.

Zur EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference am 16. und 17. September 2019 im CongressCenter der Erfurter Messe werden Sie als Referent im Workshop Finanzierungen, Start-ups, rechtliche Rahmenbedingungen, internationale Zusammenarbeit über die “Kooperative Business-Inkubation von Start-ups im Daseinsvorsorgebereich mit Hilfe von Stadtwerken und Hochschulen im ländlichen Raum Barnim-Uckermark-Uecker-Randow!” berichten. Können Sie hierzu einen kurzen Überblick geben?  

Die Themen befinden sich noch am Anfang, die einzelnen Projekte sind erst im Juni gestartet. Grundsätzlich geht es darum, Gründungen und Daseinsvorsorge sinnvoll zu verzahnen und neben den konzeptionellen Forschungsansätzen, die die Erfolgsfaktoren und Bedingungen beleuchten, wissenschaftlich fundiert auch praktische Hilfe durch Coaching, Innovationsansätze, Bereitstellung von Workspace und Inkubationsunterstützung in diesem Bereich zu leisten.

Definieren Sie abschließend die Rolle der Daseinsvorsorge im Gesamtkontext der Energiewende.

Die Daseinsvorsorge hat im Rahmen der Energiewende den schwierigen Spagat zwischen Versorgungssicherheit, Preisstabilität und der Kommunalität ihrer Unternehmen zu bewältigen. Sie muss weiterhin die damit verbundene Wertschöpfung in der Region erhalten und entwickeln. Ein kommunales Unternehmen kann deutlich besser auf die energiewirtschaftlichen Belange der Bürger eingehen und sichert ab, das der Wertschöpfungsbeitrag den Bürgern auch zu Gute kommt.

“Alles, was gegen die Natur ist, hat auf die Dauer keinen Bestand.” (Charles Darwin) Foto: Pixabay.

Kurzvita

Prof. Dr. Mario Stoffels ist Professor für Controlling, Finanzen und Kommunalwirtschaft an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde. Als Vorsitzender des kooperierenden Instituts ZENO e.V.  verantwortet er Strategieentwicklungs-, Controlling und weitere betriebswirtschaftliche Forschungs- und Transferprojekte in der kommunalen Ver- und Entsorgungswirtschaft mit erheblichen Drittmittelvolumina.

Vor dieser Tätigkeit war er mehrere Jahre lang als Projektleiter für die Unternehmensberatung CTcon tätig. Seine Beratungsschwerpunkte waren Reporting-Systeme, Market-Intelligence und Marketing-Controlling, Verrechnungspreise und Corporate Finance.  Er veröffentliche zahlreiche Fachbeitrage zu diesen Themen.  Vor seiner Beratungszeit übernahm er unterschiedliche Aufgaben im Vertriebcontrolling und -reporting der Stadtsparkasse Köln tätig und war dort im Auftrag des Dachverbands DSGV für die Konzeption und Einführung eines Neuproduktes im Kreditkartenbereich verantwortlich.

Der Verzicht auf Metalle in stationären Stromspeichern wird nach unserer Auffassung hier zu einer deutlichen Entlastung der Rohstoffversorgung führen und so zugleich die Umstellung auf CO2-neutrale Stromversorgung beschleunigen und die ökologisch sensibelsten Rohstofflager vor Ausbeutung schützen.

Referenten der EAST Energy And Storage Technologies am 16./17.09.2019 in Erfurt (6): Vortrag über ein metallfreies elektrisches Batteriespeichersystem

Der Verzicht auf Metalle in stationären Stromspeichern wird nach unserer Auffassung hier zu einer deutlichen Entlastung der Rohstoffversorgung führen und so zugleich die Umstellung auf CO2-neutrale Stromversorgung beschleunigen und die ökologisch sensibelsten Rohstofflager vor Ausbeutung schützen.

Dr. Olaf Conrad: Die Region Mitteldeutschland hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Innovationstreiber im Bereich der Stromspeicher gemausert.

Am 16./17. September 2019 startet die erste EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference im CongressCenter der Erfurter Messe. In loser Folge interviewt im Vorfeld AKTUELLES Redner, die in den verschiedenen Workshops mit ihren Themen zum Gelingen der EAST beitragen. Heute gelten die Fragen Dr. Olaf Conrad, der im Workshop Technologien über ein metallfreies elektrisches Batteriespeichersystem berichtet.

Herr Dr. Conrad, Sie sind seit 2016 Geschäftsführer der JenaBatteries GmbH. Geben Sie bitte einen kurzen Überblick über die Tätigkeiten ihres Unternehmens.

JenaBatteries entwickelt auf der Basis von weltweit angemeldeten und teilweise bereits erteilten Patenten großformatige Batteriespeicher ab 100 kW Leistung und 400 kWh Kapazität. Was uns einzigartig macht ist, dass wir dabei vollständig auf Metalle im Speichermaterial verzichten. Wir haben diesen neuartigen Ansatz zur Stromspeicherung über die vergangenen sechs Jahre zur Marktreife entwickelt und bereiten derzeit die Markteinführung ab 2020 und volle Kommerzialisierung ab 2021 vor.

Ihre metallfreien Redox-Flow-Batterien sind weder brennbar noch explosiv und verwenden weder Schwermetalle noch aggressive Säuren. Erläutern Sie dies.

In unserer Batterie wird der elektrische Strom in wässrigen Lösungen aus organischen Salzen gespeichert, die in großen Mengen aus einfachen Grundstoffchemikalien in der chemischen Industrie hergestellt werden. Die Verwendung von Wasser als Lösungsmittel macht die Batterie prinzipiell nicht brennbar.

Da wir für die Speicherung keine Metalle verwenden, können wir die Speichermoleküle in nahe pH-neutralen Lösungen sicher betreiben, wodurch aggressive Säuren und aggressive Laugen vermieden werden und die betriebsbedingte Bildung explosiver Gasgemische ausgeschlossen ist.

Auch der massive Eingriff in empfindliche Ökosysteme, wie er etwa für die Gewinnung von Lithium aus Salzseen notwendig ist, wird mit unserer Technologie unnötig.

2015 wurde JenaBatteries mit dem IQ Innovationspreis Mitteldeutschland ausgezeichnet. Können Sie diese Auszeichnung in der Kategorie Chemie und Polymer rückblickend bewerten?

Die Region Mitteldeutschland hat sich in den vergangenen Jahren zu einem Innovationstreiber im Bereich der Stromspeicher gemausert. Kluge Standort- und Technologiepolitik der beteiligten Landesregierungen, strategische Weitsicht der Hochschulleitungen bei der Profilbildung und ein sehr innovationsfreudiges und flexibles mittelständisches Unternehmertum haben hervorragende Voraussetzungen für die erfolgreiche Überführung von Forschungsergebnissen aus den Hochschulen in die arbeitsplatzschaffende gewerbliche Praxis geschaffen.

Mit dem IQ Innovationspreis ist die sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem CEEC Jena an der Friedrich-Schiller-Universität belohnt worden. Er hat zugleich den Ansporn gegeben, den steinigen Weg zu einem wirtschaftlich erfolgreichen Produkt weiterzugehen. 

Zur EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference am 16. und 17. September 2019 im CongressCenter der Erfurter Messe werden Sie als Referent im Workshop Technologien über ein metallfreies elektrisches Batteriespeichersystem berichten. Dies ist, ihrer Meinung nach, eine Antwort auf das Metallknappheitsproblem. Erläutern Sie dies kurz.

Für den weiteren globalen Ausbau der Erneuerbaren Energien müssen auf allen Ebenen der Energieversorgung disruptive neue Technologien eingesetzt werden. Ein wesentlicher Baustein wird dabei die Stromspeicherung sein. Es ist selbst für Fachleute schwer, sich die ungeheure Menge an täglich erzeugter und verbrauchter – also transportierter – elektrischer Energie vorzustellen – auch weil man Strom nicht wiegen oder in Tanks abfüllen kann. Es sprengt deshalb jegliche Vorstellungskraft, sich die schiere Menge an Lithium, Kobalt, Nickel und anderen Metallen vor Augen zu führen, die in den derzeit projektierten und prognostizierten Stromspeichern verbaut werden müssten.

Versorgungsengpässe sind bereits jetzt bei Kobalt aufgetreten und für Nickel und Lithium vorhersagbar.

Diese Engpässe werden dazu führen, dass der Speicherausbau insbesondere in der stationären Stromspeicherung langsamer als notwendig vorankommt. Selbst wenn man den erwartbaren Raubbau an der Natur achselzuckend als notwendigen Preis für die Erreichung der Klimaziele ansieht – und das halte ich persönlich für moralisch inakzeptabel – wird man an den wirtschaftlichen Realitäten nicht vorbeikommen.

Der Verzicht auf Metalle in stationären Stromspeichern wird nach unserer Auffassung hier zu einer deutlichen Entlastung der Rohstoffversorgung führen und so zugleich die Umstellung auf CO2-neutrale Stromversorgung beschleunigen und die ökologisch sensibelsten Rohstofflager vor Ausbeutung schützen. Das ist es, was wir mit unserer neuen Speichertechnologie ermöglichen.

Definieren Sie abschließend die Rolle von Energiespeichern im Gesamtkontext der Energiewende.

Wenige Sätze werden der Komplexität dieser Frage niemals gerecht werden. Energie wird heute in sehr vielen Formen verwendet – Wärme, Kälte, Strom, Stoffumwandlungen, Bewegung, Information um die wichtigsten zu nennen. Der allergrößte Teil davon wird zu dem Zeitpunkt erzeugt zu dem er auch verbraucht wird und basiert überwiegend auf der Wandlung fossiler Rohstoffe unter Freisetzung von CO2. Es gibt mittlerweile keine begründeten Zweifel mehr, dass die Auswirkung auf unser Lebensumfeld, vor allem auf das Erdklima, katastrophal sein wird, wenn wir das so weiterführen.

Wenn wir unser gesamtes Energiesystem konsequent darauf ausrichten, dass die Erzeugung und der Verbrauch der verschiedenen Energieformen erstens zeitlich und räumlich und zweitens untereinander austauschbar – Stichwort Sektorenkoppelung – verfügbar wird, können wir uns grundlegend von fossilen Rohstoffen unabhängig machen. Dafür ist es notwendig für jede der verwendeten Energieformen Speichermöglichkeiten zu schaffen. JenaBatteries stellt dazu die Technologie für Speicherung von elektrischem Strom zur Verfügung, ohne dabei den Raubbau an unserer Natur fortzusetzen.

Blick auf Jena, dem Unternehmenssitz von JenaBatteries. Foto: Pixabay.

Kurzvita

Dr. Olaf Conrad promovierte 1998 an der Universität Münster in Chemie. Zu Beginn seiner industriellen Laufbahn in der Erforschung der Elektrokatalyse bei der Engelhard Corporation in den USA war er in verschiedenen internationalen Positionen in der Industrie und Wissenschaft tätig, unter anderem bei CMR Fuel Cells in Großbritannien und NEXT ENERGY Research Centre in Deutschland. Von 2011 bis 2015 war er erster Direktor des neu geschaffenen Kompetenzzentrums für Katalyse für Wasserstoff und Brennstoffzellen an der University of Cape Town in Südafrika. Im Jahr 2016 wurde er zum Geschäftsführer von Jenabatteries in Jena ernannt, wo er für den technischen und kommerziellen Erfolg der metallfreien Redox-Flow-Batterie verantwortlich ist. Dr. Conrad ist regelmäßiger Referent auf internationalen Wissenschaftskonferenzen und hat mehr als 40 wissenschaftliche Publikationen in peer-reviewed Journalen verfasst oder mitverfasst.