Wir als Energieversorgung sind dafür verantwortlich, das Rückgrat der deutschen Industrienation darzustellen und aufrechtzuerhalten.

Die Dachterrasse des VNG-Gebäudes: Ort des 2. CEO-Gespräches, diesmal mit Ulf Heitmüller. Foto: Hendrik Sadowski, unter: www.alumatel.de.

VI-STRATEGIE IM GESPRÄCH:

Wir als Energieversorgung sind dafür verantwortlich, das Rückgrat der deutschen Industrienation darzustellen und aufrechtzuerhalten.

 

Interview mit Ulf Heitmüller, Vorstandsvorsitzender der VNG AG, über Persönliches, die Integrierte Energiewende, die Gaswirtschaft im 21. Jahrhundert, die VNG AG und über seine Erfahrungen in der Energiewirtschaft

Der Ausblick von der Dachterrasse der VNG AG auf die Leipziger Skyline. Foto: A.S.

Letzte Vorbereitungen und Absprachen gemeinsam mit Herrn Wetzig, Leiter Kommunikation/Politik der VNG AG, vor Drehbeginn. Foto: A.S.

Am 20. Mai 2019 fanden die Dreharbeiten zur CEO-Film-Reihe „VI-STRATEGIE TRIFFT“ mit Ulf Heitmüller, dem Vorstandvorsitzenden der VNG AG, auf dem Dach des Unternehmensgebäudes statt. Herr Heitmüller sprach mit dem Geschäftsführer der Vi-Strategie GmbH und Initiator der Gesprächsreihe Rainer Otto über aktuelle Themen der Gaswirtschaft, die Integrierte Energiewende in Deutschland und seinen beruflichen Start in der Energiewirtschaft.

Das vollständige Interview können Sie sich bitte ab 24. Mai 2019 auf dem Energy-YouTube-Channel Vi-Strategie GmbH und in der Mediathek des Verlages Vi-Strategie unter www.verlag-vi-strategie.de anschauen.

Vita von Ulf Heitmüller

1965
geboren in Nienburg
1993
Diplom-Ingenieur Elektrotechnik an der Leibniz Universität Hannover
1994 – 2004
BEB Erdgas und Erdöl GmbH & Co. KG, Hannover verschiedene Fach- und Führungspositionen
2004 – 2005
Shell Energy Deutschland GmbH, Hamburg Bereichsleiter Operations
2005 – 2007
Shell Energy Europe, London Project Manager

2007 – 2010
Shell Energy Deutschland GmbH Geschäftsführer; gleichzeitig verantwortlich für den Gasverkauf in Nordwest-Europa bei Shell Energy Europe
2010 – 2012
EnBW Gas Midstream GmbH, Karlsruhe Geschäftsführer
2012 – 2016
EnBW Energie Baden-Württemberg AG, Karlsruhe Leiter Trading & Supply
seit 2016
VNG AG, Leipzig Vorstandsvorsitzender
seit 2017
Honorarkonsul des Königreiches Norwegen für den Freistaat Sachsen, Thüringen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt

Drehbeginn “VI-STRATEGIE TRIFFT: Ulf Heitmüller”. Foto: A.S.

Ulf Heitmüller gemeinsam mit Rainer Otto, Geschäftsführer der Vi-Strategie GmbH. Foto: Hendrik Sadowski, unter: www.alumatel.de.

Dokumentation der Dreharbeiten durch die Projektleiterin der Vi-Strategie GmbH Ann-Christin Stück. Foto: R.O.

“Das Thema Kooperation – insbesondere zwischen Wohnungswirtschaft und Energieversorgung – hat bereits heute eine große Bedeutung, die noch steigen wird.”

16. Mitteldeutsches Energiegespräch am 20. November 2018 in Leipzig

“Das Thema Kooperation – insbesondere zwischen Wohnungswirtschaft und Energieversorgung – hat bereits heute eine große Bedeutung, die noch steigen wird.”

Interview mit Ralf Kurtz, Partner Energy Consulting der PricewaterhouseCoopers GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Düsseldorf, über seinen Vortrag sowie neue Geschäftsmodelle in der Integrierten Energiewende

Ralf Kurtz während seines Einführungsvortrags zum 16. MDEG. Foto: Lutz Zimmermann, unter: www.lz-fotografie.de.

In Ihrem Einführungsvortrag über “Geschäftsmodelle der Integrierten Energiewende – smart und innovativ” anlässlich des 16. Mitteldeutschen Energiegesprächs machen Sie deutlich, wie regulierte Innovation des intelligenten Messwesens zu steigendem Wettbewerb und zur Ablösung des bestehenden Geschäftsmodells der Energielieferanten führen kann. Ist denn die Branche hierauf bereits vorbereitet?

Die Branche ist unterschiedlich vorbereitet. Viele EVU haben das bereits erkannt und bereiten sich aktiv darauf vor. Es gibt aber auch noch Unternehmen, die abwarten, weil sie entweder eine andere Einschätzung der Situation haben oder sich nicht stark genug fühlen.

Nun zeigt sich laut Monitoringbericht der Bundesnetzagentur und des Bundeskartellamts ein starker Anstieg der wettbewerblichen Messstellenbetreiber, beispielsweise allein 2015 (32 Unternehmen) zu 2016 (67 Unternehmen) um 110 %. Was raten Sie insbesondere kleineren Energieversorgern?

Das Agieren in der Rolle eines wettbewerblichen Messstellentreibers ist notwendig, um aktiv Bündelangebote von Energielieferung und Messstellenbetrieb platzieren und verhandeln zu können. Deshalb müssen sich auch kleinere EVU diese Möglichkeit erschließen, wenn sie in Kundensegmenten tätig sind – z.B. in der Wohnungswirtschaft – für die solche Angebote interessant sind.


Letztlich geht es um die geeignete Nutzung der Kundendaten. Wie können kleinere Versorgungsunternehmen im Bestreben um die Nutzung der Daten Ihrer Kunden, denkt man an kapitalintensive Geschäftsprozesse, geringere Margen, flexibles Reagieren, ihr Geschäftsmodell am besten sichern und weiterentwickeln?

Kleinere EVU können das sicher nicht, indem sie die komplette Wertschöpfung selbst abdecken. Hier ist die Zusammenarbeit mit Partnern gefragt – entweder als Kooperation oder durch Nutzung eines White label Angebots – die sicherstellt, dass ein wesentlicher Teil der bisherigen eignenen Wertschöpfung, insbesondere aus Energielieferung, gesichert bleibt.

Wir sprachen eingangs davon, dass regulatorische Rahmenbedingungen disruptive Faktoren nach sich ziehen können oder sogar begünstigen. Welchen Einfluss hat Ihrer Meinung nach der Kundenwandel (Stichworte digital native, weniger Bindung an Marke und Produkt) auf neue Geschäftsmodelle?

Kunden, die Ihre Kundenerfahrung primär aus dem Kauf im Internet machen, übertragen diese Erfahrung natürlich auch auf Ihre Erwartung an den Energieversorger. Neue Geschäftsmodelle müssen das berücksichtigen, d.h. digitaler Kundenzugang und weitgehend digitale Abwicklung müssen möglich sein. Soweit neue Geschäftsmodelle auch eine persönliche Interaktion erforderlich machen (wie z.B. die Installation von Mess- und Steuerungstechnik im Gebäude), wird selbstverständlich vorausgesetzt, dass digital ausgetauschte Informationen verfügbar sind und Absprachen im persönlichen Kontakt im Nachgang auch wieder im digitalen Kanal weiterverfolgt werden können. EVU müssen also „Omni Channel fähig“ werden.

Wenn man neue Geschäftsmodelle in der Integrierten Energiewende eruiert, sollte man dann stets von Sektor übergreifenden Lösungen ausgehen oder Sie vielleicht auch ein Neusortieren der Branche in neuen Kooperationsketten oder veränderten Wettbewerbsstrukturen?

Wir sehen heute bereits, dass sich die Grenzen von Branchen auflösen bzw. verschieben und sich damit Wettbewerbsstrukturen verändern. Sowohl Wohnungswirtschaftsunternehmen als auch Submeteringunternehmen betätigen sich als Energieversorger und Messstellenbetreiber. Start ups im Messtellenbetrieb, haben die Energielieferung und Energiedienstleistungen im Gepäck und EVU verlängern Ihre Wertschöpfungskette bis in den Betrieb der Energietechnik im Gebäude. Dabei gibt es keine „one fits all-Lösung“, sondern unterschiedliche Geschäftsmodelle. Das Thema Kooperation – insbesondere zwischen Wohnungswirtschaft und Energieversorgung – hat bereits heute eine große Bedeutung, die noch steigen wird. Die größte Hürde liegt dabei in der Frage der Margenteilung.

Abschließend bitte noch einen Blick in die Glaskugel. Wir haben in diesem Jahr 20 Jahre liberalisierte Energiemärkte, das Mitteldeutsche Energiegespräch hat sein sechsjähriges begangen. Wie schätzen Sie unter dem Aspekt der eingangs erörterten neuen Geschäftsmodelle, aber auch der derzeitigen Zaghaftigkeit der Politik die Umsetzung der Integrierten Energiewende in den nächsten fünf Jahren ein?

Die neuen innovativen Geschäftsmodelle im Umfeld des intelligenten Messstellenbetriebs werden in den nächsten 5 Jahren verstärkt in den Markt gebracht und dort erpobt. Digitale enabler, wie Blockchain und künstliche Intelligenz, werden das verstärken. Die neuen Geschäftsmodelle werden somit ihre Wirkung für die integrierte Energiewende entfalten.

Vita

Ralf Kurtz studierte Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln und begann seine berufliche Laufbahn 1989 bei der WIBERA AG. Seit 2007 ist er PwC Partner im Bereich Advisory Energy. Er verantwortet die Operational Excellence Beratung für Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerke in Deutschland. Zudem koordiniert er die Beratungsleistungen im Bereich Smart Energy.

Die Energiewende stellt alle etablierten Energieversorger vor große Herausforderungen und erfordert die Transformation von Geschäftsmodellen, Unternehmensstrukturen und – Prozessen. Dies gilt im Vertriebsbereich ebenso wie im Bereich der Energieerzeugung und dem Netzbetrieb.

Wie sieht das EVU der Zukunft – unter den Einflussfaktoren Dezentralisierung, Digitalisierung, Sektorenkopplung und Dekarbonisierung – aus? Welche neuen Produkte und Lösungsangebote werden erfolgreich sein? Wie müssen sich die Fähigkeiten in Vertrieb, Erzeugung und Netzen entwickeln, um Wachstum zu erzielen? Fragen, die die aktuelle Beratungspraxis bestimmen.

Seine Kunden sind Energieversorgungsunternehmen und Stadtwerke jeder Größenklasse. Der fachliche Schwerpunkt von Ralf Kurtz liegt in der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, der Implementierung bzw. Optimierung von exzellenten Prozessen und der Beratung zur Digitalisierung der Energiewende.