Gute Rohstoffe, das richtige Personal und geeignete Standorte prägen den Erfolg – Der kleine Bäcker um die Ecke ist oft bei Qualität und Frische besser aufgestellt

ERFURT KONKRET:

Gute Rohstoffe, das richtige Personal und geeignete Standorte prägen den Erfolg – Der kleine Bäcker um die Ecke ist oft bei Qualität und Frische besser aufgestellt

Der ehemalige Leipziger Lukas Bäcker Johannes Stappel über Erfolg, Familie, Freunde, Ehrenamt und Heimat – Ein Interview aus Anlass seines 60. Geburtstages

Johannes Stappel anlässlich des Interviews. Fotos: RO

Ein bayerischer Schwabe, erfolgreich in Sachsen und zu Hause in Thüringen, so könnte man landsmannschaftlich Johannes Stappel beschreiben.

Seine Wurzeln gründen in Augsburg. Vor einem Vierteljahrhundert wählte er Thüringens Landeshauptstadt als Lebensmittelpunkt für seine Familie und sich, startete hier seine sehr erfolgreiche Karriere als selbstständiger Unternehmer im Backwarenbereich und entwickelte und krönte diese in ungeahnter Weise in Leipzig mit der Lukas Bäckerei weiter.

Der Autor dieser Zeilen hat das Glück, Johannes Stappel von Anbeginn an in seinen verschiedenen Lebensbereichen begleiten zu dürfen.

Markiert wurden diese Etappen durch sehr persönliche Treffen, aber auch gleich zu Beginn beim gemeinsamen Adventsbacken des Lions Club Amplonius am Rande Erfurts sowie bei der Wiederholung des solchen am 23. November 2013 mit der Erfurter Apostelgemeinschaft, dem ältesten Club Europas, in der Lukas Bäckerei in Leipzig und durch die spätere Mitgliedschaft des mittelständigen Unternehmers in diesem traditionsreichen originär Erfurter Club.

Stets traf er auf einen Menschen, der, in tiefer Partnerschaft zu seiner Frau, mit Liebe zum Beruf, Herz zu Familie und Freunden sowie Verbundenheit zur Heimat im Hier und Heute lebt.

Aus Anlass seines heutigen 60. Geburtstag bitte AKTUELLES Johannes Stappel um nachfolgendes Interview.

Johannes, “Ein gutes Brot braucht gute Zutaten, damit es lecker schmeckt.”, wirst Du im Netz als Bäckermeister zitiert.

Haben wir in Deutschland noch die Qualität, der man uns in Sachen Brot und Brötchen wie beispielsweise Frankreich mit dem Käse rühmt?

Deutschland zeichnet sich durch seine sehr guten Produktqualitäten zur Herstellung von Backwaren aus. Regionale Unterschiede gibt es natürlich, hier im Umland von Erfurt haben wir, mit dem Erfurter Becken, einen Standort für sehr gute Getreidequalitäten.

Getreide ist nach wie vor die Hauptzutat für Backwaren. Bedingt durch die Klimaveränderungen werden mittlerweile alte Getreidearten wieder verstärkt in den Fokus rücken. Dies stellt für uns Bäcker eine weitere Herausforderung dar.

Das Zitat geht einher mit Deiner damaligen Funktion als Geschäftsführer von Lukas Bäcker in Leipzig, einem Bäckereiunternehmen mit mehr als 20 Filialen.

Nun bist Du Ende 2017 als Miteigentümer und Geschäftsführer aus dem Unternehmen ausgeschieden, wodurch man natürlich nicht zugleich den prüfenden Expertenblick an der Pforte abgibt.

Wie begleitet Dich dieser Blick auf die Backwaren im Alltag?

Der Blick auf Backwaren, ob Brot, Brötchen oder Kuchen, geht weder verloren noch kann man den Bäckerblick abstellen.

Was zum Teil als frisch oder mit spezieller Qualität benannt wird, findet nicht immer meine Zustimmung.

Die Konzentration des Bäckermarktes durch wenige Großbäcker und damit meine ich Bäckereien, die oft viele Kilometer von ihren vielen Verkaufsstellen produzieren und über sehr weite Distanzen ausliefern, fördert die Qualität nicht.

Weiter ist der Einsatz von Backmitteln zur Verbesserung der Produktionseigenschaften nicht zum Vorteil einer Qualitätsstrategie, die oft als Werbeaussage verwendet wird.

Bei meiner Tätigkeit als Brotprüfer waren dies oft Kriterien die ein Produkt schlecht erscheinen ließen.

Der kleine Bäcker um die Ecke ist oft bei Qualität und Frische besser aufgestellt ist.

Das am Anfang unseres Interviews erwähnte Zitat steht im Kontext jener Gesamteinschätzung zu Dir und den sehr erfolgreichen Lukas Bäckern, wo festgestellt wird, ich zitiere: “Qualität geht vor! Bäckermeister Johannes Stappel achtet bereits beim Kauf der Rohstoffe auf besonders hochwertige Ware.” Ist das der Schlüssel zu unternehmerischen Erfolg?

Einer der Schlüssel zum unternehmerischen Erfolg ist sicher die Verwendung guter Rohstoffe, für die Herstellung von Backwaren. Ein weiterer wichtiger Faktor ist das richtige Personal, ohne fachkundiges Personal ist weder in der Herstellung, noch im Verkauf Erfolg generierbar. Auch die Standortfrage ist für den Erfolg ein wichtiges Kriterium.

Du engagierst Dich sehr stark ehrenamtlich in zahlreichen Vereinen, beispielsweise für das Kabarett, den Basketball oder in der Apostelgemeinschaft. Was ist für Dich hierbei der Ansporn?

Ehrenamtliche Tätigkeiten stellen ein wichtiges Bindeglied der Gesellschaft dar. Hierbei ist es mir wichtig etwas zu „Tun“, Ideen einzubringen und diese auch umzusetzen. Auch hier soll ein Erfolg erzielt werden, allerdings nicht immer monetär, sondern hier soll mit Engagement, Eifer und Spaß etwas erreicht werden, dass für unsere Gesellschaft wichtig ist.

Du stammst aus Augsburg und lebst nahezu die Hälfte Deines bisherigen Lebens nunmehr in Erfurt. Was ist für Dich Heimat?

Der Begriff Heimat definiert sich für mich über meine Familie. Meine Familie ist meine Heimat. Erfurt ist sicher der Ort, den ich, wenn ich Heimat mit einem Ort beschreiben müsste, eher mit dem Begriff Heimat belegen würde. Hier ist für mich wichtig, mich wohlzufühlen und Freunde in meinem Umfeld zu haben.

(Johannes Stappel ist Mitglied der Erfurter Apostelgemeinschaft.)

Johannes Stappel am 23. November 2013 beim Advents-Backen der Erfurter Apostelgemeinschaft in der Lukas Bäckerei Leipzig.

Vita

Johannes Stappel, wurde am 1. November 1959 in Augsburg geboren.

In Stadtbergen bei Augsburg wuchs er auf und besuchte die ansässige Schule.

1974 wechselte er in die Realschule nach Augsburg.

Nach dem Besuch der Realschule, im Jahr 1979, begann er eine Ausbildung zum Bäcker und schloss diese 1981 mit der Gesellenprüfung als zweitbester des Jahrgangs ab.

Anschließend begann Johannes Stappel die Ausbildung zum Konditor und beendete diese 1983.

Aufgrund der guten Gesellenabschlüsse wurde er 1984 vorzeitig zum Meisterlehrgang zugelassen, den er 1985 abschloss.

Nach Abschluss der Meisterprüfung durchlief er mehrere Betriebe in Augsburg und Umgebung. Und begann 1987 für ein Stuttgarter Unternehmen den Aufbau von Schaubäckereien. In Schaubäckereien werden Bäckerei- und Konditoreierzeugnisse vor den Augen der Kunden hergestellt und im angeschlossenen Verkaufsbereich frisch verkauft. Diese wurden im Vorkassenbereich eines Supermarktes betrieben.

1990 wechselte Johannes Stappel zu tegut, einem Einzelhandelsunternehmen mit Sitz in Fulda. Hier hatte er den Auftrag, im Raum Erfurt einen Standort für die Produktion von Backwaren zu suchen, zu planen und einzurichten.

 

1991 begann der Ausbau einer Halle, die am 1. April eröffnet wurde.

1993 sollte die Bäckerei verkauft werden, so dass er sowie sein damaliger unternehmerischer Mitstreiter Matthias Grieser den Betrieb übernehmen konnten und ihm den Namen Lukas Bäcker gaben.

Zeitgleich kauften beide in Leipzig einen Kombinatsbetrieb, richteten diesen ein und begannen im gleichen Jahr mit der Produktion.

Bis zum Jahr 2002 wuchs der Betrieb, der 2 Produktionsstandorte, einen in Erfurt und einen in Leipzig hatte, auf ca. 60 Filialen an.

Ab 2002 wurde die Produktion und der Vertrieb auf Leipzig konzentriert und der Betrieb in Erfurt mit den angeschlossenen Filialen abgegeben.

In Leipzig wurde der Vertrieb weiter aus- und umgebaut.

Bis zum Jahr 2018, dem Jahr des Ausscheidens von Johannes Stappel aus dem Unternehmen waren nahezu alle Filialen als Einzelstandorte umgerüstet. Das heißt, keine Filiale war im Vorkassenbereich verortet, die Filialen wurden als Café-Standorte betrieben.

Der Lebensmittelpunkt von Johannes Stappel ist seit 1994 Erfurt. Hier wohnt er gemeinsam mit Frau und den beiden Kindern.

Wenn die Menschen nicht freiwillig in den Spiegel schauen, dann muss er ihnen entgegengehalten werden.

ERFURT KONKRET:

“Wenn die Menschen nicht freiwillig in den Spiegel schauen, dann muss er ihnen entgegengehalten werden.”

40 Jahre Kabarett “Die Arche” – Festwochenende vom 06. bis 08. September 2019/ AKTUELLES-Interview mit Harald Richter,
Geschäftsführer und künstlerischer Leiter

Harald Richter. Foto: Lutz Edelhoff

Harald, wunderbar, dass wir heute Gelegenheit haben, miteinander dieses Interview zu führen, hier am Spielort des Kabaretts “DIE ARCHE“. Du bist hier Geschäftsführer, aber auch anderweitig, beispielsweise als Regisseur tätig. 40 Jahre “DIE ARCHE“, wie steht es um das Kabarett in Erfurt?

Das Kabarett gibt es noch, das ist die gute Nachricht vorweg.

Was mich ebenfalls sehr freut ist, dass wir dieses Jubiläum 40 Jahre jetzt auch sehr groß aufziehen konnten. Mit einem Neujahrsempfang, mit Höhepunkten jeden Monat, bei denen wir Sonderformate auf die Bühne gebracht haben und jetzt mit unserem Festwochenende vom 6. bis 8. September 2019.

Das Tolle daran ist, dass wir sehr viele Rückmeldungen erhalten, und daran merke ich auch eine Wertschätzung in der Öffentlichkeit. Sprich, dass die Medien mitmachen, dass der OB zur langen Nacht des Kabaretts kommt und der Ministerpräsident am Sonntag zu unserem Abend mit der Nerly-Bigband.

Das Wichtigere ist aber, dass wir nach wie vor regelmäßig Publikum hier haben und dass die Leute weiterhin in unser Haus kommen, in Zeiten wo Politik vor allem hier im Osten die Menschen so massiv spaltet. Noch vor 10 Jahren ist das einfacher gewesen als jetzt.

Braucht Kabarett Wertschätzung heutzutage oder braucht es generell Wertschätzung? Ist Kabarett heute notwendig?

Bevölkerung zu spiegeln, Menschen zu spiegeln, Schalk, Spaßmacher oder Spiegel einer Nation zu sein, das ist meines Erachtens nach immer nötig. Wenn die Menschen nicht freiwillig in den Spiegel schauen, dann muss er ihnen entgegengehalten werden.

Darüber hinaus kommt unser Publikum grundsätzlich auch gern, um einfach mal abzulachen. Lachen ist als Vorgang einfach auch etwas, was entkrampft und den Kopf frei macht. Insofern brauchen wir es grundsätzlich immer noch und immer wieder.

Wertschätzung wiederum braucht es auch, wenn ich Kultur in einer Stadt betreibe. Jede Art von Kultur, die in Erfurt betrieben wird, braucht Wertschätzung, weil man dann das Gefühl hat, dass es Sinn macht, dass wir hier sind.

Wertschätzung heißt somit nicht nur finanzielle Bereitstellung, sondern auch, dass man als Bestandteil der Stadtgesellschaft gesehen und wahrgenommen wird. Kann man es so vielleicht zusammenfassen?

Ja. 

Abzulachen im Sinne eines Ventils, sprich dass Dampf aus dem Kessel kommt oder dass man sich einfach wohlfühlt?

Es beinhaltet Beides. Dampf ablassen als Ventilfunktion ist sicherlich nach wie vor auch eine Funktion von Kabarett. Ebenso, dass bestimmte Statements abgegeben werden, die sich die Menschen vielleicht nicht trauen würden in dieser Art zu äußern oder wo sie einfach „Ja, richtig!“ sagen bzw. denken. Das ist der eine Effekt.

Der andere Effekt ist, einfach mal Loslassen zu können. Sich durch Höhen und Tiefen von Politik sowie Gesellschaft führen zu lassen und dabei natürlich herzhaft zu lachen, weil etwas lächerlich gemacht oder auf die Schippe genommen wird.

Dann nutze ich die Gelegenheit und gratuliere zu 40 Jahre “DIE ARCHE“. Erfolgreich, dass sieht und hört man auch.

Wie lange machst du jetzt schon bei “DIE ARCHE“ mit?

Ich bin im Jahr 2000 dazu gekommen. Somit bin ich jetzt seit 19 Jahren dabei. Ich habe also knapp die Hälfte der Zeit und auch des Erfolgs mitgestaltet und miterlebt.

Du bist aber auch noch in anderen kulturellen Bereichen tätig. Was machst du, vielleicht mal kurz illustriert, darüber hinaus noch?

Ich bin von Beruf eigentlich Regisseur. Das Management mache ich auch, aber das ist nur eine Seite.

Die andere Seite ist die Künstlerische. Ich bin von Haus aus Schauspielregisseur und habe mich inzwischen auch auf Puppentheater und Kabarett spezialisiert.

Ich mache aber nach wie vor auch große Schauspielinszenierungen, wenn es sich ergibt.

In Erfurt gibt es den Erfurter Theatersommer e.V. Das ist eine Künstlervereinigung von mehreren Kollegen und da bin ich seit vielen Jahren sehr aktiv als Regisseur. Wir beleben die Stadt Jahr für Jahr mit mehreren Neuinszenierungen vor allem im Sommer, aber auch im Winter. Dann gibt es noch das kleine und feine Sommerfestival in Tiefurt, bei diesem bin ich künstlerischer Leiter. 

Sollte man das Schauspiel in Erfurt wieder neu etablieren?

Ich finde Initiativen diesbezüglich immer gut. Alles, was den Standort kulturell nach vorn bringt, bringt uns letztendlich alle nach vorn.

Auf der anderen Seite sehe ich dann immer uns und da bin nochmal bei dem Thema Wertschätzung. Wir machen mit dem Theatersommer seit fast 20 Jahren hier in Erfurt Theater und die Wertschätzung fehlt sowohl finanziell als auch inhaltlich. Da kommt einfach nichts. Weder unser Kulturdirektor noch der OB sind jemals in irgendeiner Inszenierung des Theatersommers gewesen, und wir haben immerhin jährlich ca. 20000 Zuschauer.

Der „Höhepunkt“ diesbezüglich war für mich die Premierenwoche von Dracula. Während unser OB auf unsere Einladung nicht mal reagierte, war er während unserer Endproben zur Eröffnung des DM-Marktes um die Ecke. Dies sind die Prioritäten in Erfurt.

Dass die freie Kunst, in unserem Fall das freie Theater, ebenso wichtig und wertvoll ist wie das subventionierte, das scheint bei den Verantwortlichen in Erfurt leider immer noch nicht angekommen zu sein.

Du erzähltest, dass du auch Puppentheaterinszenierungen machst. Deine liebe Frau ist eine sehr bekannte Puppenspielerin – Christiane Weidringer. Ihr Beiden seid sehr erfolgreich und ihr wart gerade erst wieder unterwegs in Süddeutschland, wobei die Resonanz sehr gut war.

Ja. Wir haben jetzt mit der Inszenierung der Zauberflöte für uns auch so einen kleinen Quantensprung vollzogen, weil wir da wirklich etwas Neues gemacht haben.

Eine Zauberflöte in dieser Fassung gibt es noch nicht. Auch die Entscheidung, mit den Puppenbauern Barbara und Günter Weinhold aus Berlin erstmalig zusammenzuarbeiten, war richtig und hat der Sache einen riesigen Schub gegeben.

Die Zauberflöte ist einfach eine tolle Fassung geworden und Christiane kommt in diesem Stück auch so richtig zur Geltung. 

Ja, sie spielt mit Leidenschaft. Ich hatte die Ehre und Gelegenheit im vergangenen Jahr auf der Tiefurter Ilminsel eure Zauberflöte miterleben zu dürfen. In der Region, ob Erfurt oder Weimar, hört man auch viel davon. Das ist eine unwahrscheinlich große Resonanz. Gratulation!

Wird es in dieser Richtung in den nächsten Jahren weitergehen?

Ja, natürlich wird das weitergehen. Aber noch sind wir mit der Zauberflöte beschäftigt. Innerhalb der vergangenen 60 Vorstellungen hat sich dieses Stück noch weiterentwickelt.

Es ist somit nicht mehr dasselbe wie zu Beginn. Nein, die Zauberflöte ist jetzt noch viel besser!

Also ein richtiges Kunstwerk?

Ja, sie ist wirklich ein komplexes und komplettes Kunstwerk.

Wir hatten vor kurzem in Leipzig eine wunderschöne Aufführung im Gartentheater Abtnaundorf, dabei ist gleich ein Folgeauftritt für uns „herausgesprungen“.

Somit ist noch einmal richtig was passiert und natürlich wird es da weitergehen. Jetzt müssen wir aber erst mal die ganzen Anfragen abarbeiten.

Man kann wirklich nur gratulieren und sich freuen, wenn wir Gelegenheit haben, darüber nochmal zu sprechen bzw. das Ergebnis zu sehen. Vielen Dank für das kleine Gespräch, lieber Harald!

Ich habe aber eins vergessen. Ich muss einfach auch nochmal auf die Erfurter Apostelgemeinschaft verweisen, bei der du Mitglied bist. Vielleicht kannst du mir mal in einem Satz sagen, was für dich die Veranlassung war, der Gemeinschaft beizutreten?

Die Veranlassung war zunächst Hannes Stappel. Er ist auch Mitglied der Apostelgemeinschaft und schon seit Jahrzehnten sowohl mit dem Kabarett „DIE ARCHE“ als auch dem Erfurter Theatersommer verbunden.

Er ist auch Förderer der Einrichtungen.

Es war somit eine persönliche Ansprache, dich dafür zu gewinnen?

Ja. Er fragte mich irgendwann, ob ich Interesse an der Erfurter Apostelgemeinschaft hätte. Er erzählte mir ein bisschen, allerdings war damals die Terminsuche schwierig, um ein erstes gemeinsames Treffen zu organisieren.

Erfreulicherweise ist die Apostelgemeinschaft dann zur Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens (der einzigen Inszenierung, bei der ich mitspiele!) gekommen. Danach haben wir zusammengesessen und so fing es an.

Danke für dieses Interview, lieber Harald!

Der Waidspeicher in Erfurt, Spielort des Kabaretts DIE ARCHE. Foto: DIE ARCHE

Kurzvita

Harald Richter ist Jahrgang 1970, er lebt und arbeitet als freiberuflicher Regisseur seit vielen Jahren in Erfurt. Seine Inszenierungen für das Kabarett „DIE ARCHE“ sowie für den „Erfurter Theatersommer“ sind bei einem breiten Publikum bekannt und beliebt. Seit Sommer 2014 ist er künstlerischer Leiter des „Sommertheater Tiefurt“. Seit 2016 Mitglied der Erfurter Apostelgemeinschaft.Seit 2017 Geschäftsführer und künstlerischer Leiter des Erfurter Kabaretts DIE ARCHE.

Hochschulzahnmedizin in Ostdeutschland/Erlebtes und Erlittenes in Berlin, Leipzig und Erfurt

Hochschulzahnmedizin in Ostdeutschland/Erlebtes und Erlittenes in Berlin, Leipzig und Erfurt

Quod non est in actis non est in mundo (2*)

Finanzielle Unterstützung für die Veröffentlichung eines wichtigen Buchs gesucht

Prof. em. Dr. med. dent. habil.
Dr. h. c. mult. Walter Künzel.

Keine Zukunft ohne Herkunft – und, “was nicht in den Akten ist, ist nicht in der Welt” (quod non est in actis non est in mundo”). Walter Künzel weiß wovon er spricht. 1964-1975 Berufung als o. Professor für Konservierende Zahnheilkunde an die Universität Leipzig mit Ernennung zum Direktor der gleichnamigen Poliklinik. 1975 Umberufung auf den ersten deutschen Lehrstuhl für Präventive Zahnheilkunde an die Medizinische Akademie Erfurt (MAE) und an dieser Einrichtung von 1975-1993 Direktor des Wissenschaftsbereiches Präventive Zahnheilkunde und bis 1990 Direktor der Sektion Stomatologie, danach von 1990-1993 erster demokratisch frei gewählter Rektor der MAE, hat er viel zu berichten.
Wenn es um die Geschichte der Hochschulzahnmedizin in Deutschland geht, dann ist er gefragter Partner. Somit war es für den sympathischen und eloquenten “Prof. em.” nur eine Frage der Zeit, sich in Sonderheit der Geschichte der ostdeutschen Zahnmedizin in Verknüpfung mit drei Hochschulstandorten, nämlich denen in Berlin, Leipzig und Erfurt zu widmen. Herausgekommen ist eine sehr wichtiges Werk, dass nunmehr eines Förderers bedarf, um mit dem Druck einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu sein. Das folgende Interview gibt Einblick in das Werk.

Herr Professor, vor Kurzem haben sie ein weiteres Buch mit dem Titel „Hochschulzahnmedizin in Ostdeutschland – Erlebtes und Erlittenes“ abgeschlossen. Was gab den Anstoß, sich nach mit einer derart anspruchsvollen Thematik auseinanderzusetzen?

Erstens, muss man im Ruhestand für den Erhalt seiner körperlichen und geistigen Kondition sorgen. Zweitens, schien es mir bedeutsam die differente Entwicklung der Hochschulzahnmedizin nach der kriegsbedingten Trennung Deutschlands aus ostdeutscher Sicht zu zeichnen, und drittens, „Quod non est in actis non est in mundo“. Also ausreichende Gründe, das Projekt aufzugreifen und einer Wertung zu unterziehen.


Welches Konzept liegt der historiographischen Abhandlung des Geschehens zugrunde?

Zunächst ist anzumerken, dass ich als Einziger über mehr als vier Jahrzehnte an drei Hochschulen der DDR wirkte und über Einblicke verfüge, die anderen verschlossen blieben. Wie im Nachsatz des Titels „Erlebtes und Erlittenes“ angedeutet, ist das Buch kein klassisch historisches. Es fördert auch Emotionen und Haltungen zu Tage, die in Dokumenten, Verordnungen und der Literatur nicht verankert sind. Falls Zeitzeugen nicht zu Wort kommen, fehlen Informationen, die Ungereimtheiten erklärbar und sachlich interpretierbar machen.

Das Buch gliedert sich in die Abschnitte Humboldt-und Leipziger Universität sowie die Medizinischen Akademie Erfurt. Die Berliner Jahre spiegeln die Sicht des Lernenden und Suchenden wider, während es in Leipzig galt das wissenschaftliche Profil der Zahnerhaltung an der Klinik zu schärfen und auf internationales Niveau zu heben. Als Herausforderung erwies sich dann der Aufbau der 1975 in Erfurt etablierten „Grundstudienrichtung Stomatologie“ im Humboldt´schen Sinne „forschenden Lehrens und lehrenden Forschens“.


Ich habe den Eindruck, dass es sich bei dem Werk um eine „trockene“, vordergründig für den Fachinteressenten verfasste Dokumentation handelt? Teilen sie die Meinung oder widersprechen sie ihr?

Ja und nein, denn die Geschichte wird von Menschen geprägt, auch an Universitäten. So sollte man die Vita der agierenden Repräsentanten kennen, da sie bei Herausforderungen als Konterparts je nach Temperament und Erfahrung mitunter konfliktbezogen auch mal emotionell reagieren. Den Leser wird wohl das umfangreiche Personenverzeichnis überraschen, ebenso wie die biographische, mitunter kritische Charakterisierung von Personen, die sich am Aufbau des sozialistischen HS-Wesens rieben und mannigfaltigen Konflikten ausgesetzt, an ihm zerschellten. Übrigens wird die Sachlichkeit durch die facettenreiche zahnmedizinische Geschichte vom Zahnreißer hin zum medizinintegrierten Wissenschaftsgebiet lesbar aufgelockert.


Welche Entwicklungen waren dafür bestimmend?

Aufgrund originärer Forschungen unterlag das Fach einem Paradigmenwechsel von der Kurative zur Prävention mit Konsequenzen für die Aus- und Fortbildung der Zahnärzte. Die ostdeutsche Zahnmedizin musste – trotz geo- und innenpolitischer Hemmnisse – mit der Wissenschaftsentwicklung im Schrittmaß bleiben, denn das neue Wissen rüttelte an ihrem traditionellen Gebäude und erzwang konzeptionelles Umdenken. Speziell die Ursachenabklärung der Zahnkaries und Zahnfleischerkrankungen ebneten der Vorbeugung effektive Möglichkeiten (Stichwort Fluoride) mit populationsweiter Verbesserung der Mundgesundheit sowie deutlichen Rückgang des Behandlungsbedarfs. Hinzu kamen werkstoffliche und apparative Neuerungen bis hin zu klinischen Verfahren der Früherkennung oraler Erkrankungen. Zudem bildeten sich die Parodontologie, Kieferorthopädie, Kinderzahnheilkunde, Implantologie und Gerostomatologie zu eigenständigen Fächern und die Gesundheitswissenschaft setzte sich „mit den geistigen, körperlichen, psychischen und sozialen Bedingungen von Gesundheit und Krankheit sowie ihrer systemischen Verknüpfung“ auseinander und erforderte neue Betreuungskonzepte. All das detailliert darzustellen empfand ich als interessante Herausforderung, die ich gern angenommen habe.

(*In loser Folge bittet der Verlag Vi-Strategie unter der Rubrik AKTUELLES Experten, Zeitzeugen und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte um Antwort zu allgemein interessierenden Fragen; sehen Sie bitte auch 05. Januar 2018.

Im 2. Interview antwortet Prof. em. Dr. med. dent. habil. Dr. h. c. mult. Walter Künzel, erster demokratisch frei gewählter Rektor der Medizinischen Akademie Erfurt, (aber auch letzter, da die Einrichtung infolge der Wiedergründung der Universität Erfurt als einzige der in der ehemaligen DDR existierende Medizinische Akademien geschlossen wurde). Prof. Künzel ist Autor des Verlages Vi-Strategie. Seine Vita und eine Übersicht zu seinen Werken sind an entsprechender Stelle dieser Homepage nachzulesen.

Der Autor gibt in diesem Interview Auskunft über sein jüngstes Werk, in dem er seine Erfahrungen aus mehr als vier Jahrzehnten Wirken an drei Hochschulen der DDR aufarbeitet.

Der Autor ist derzeitiger Sprecher der Erfurter Apostelgemeinschaft.

Prof. Künzel anlässlich des Neujahrsempfangs der Erfurter Apostelgemeinschaft am 20.01.2018 hier im Gespräch mit Rechtsanwältin Christina Otto, Geschäftsführerin der WWG Kölleda Wohnungswirtschaft GmbH.

Die Mitglieder der Erfurter Apostelgemeinschaft mit Prof. Künzel (5. v. re. nach li.). Die Gemeinschaft feiert am 03. Mai 2019 die 200-jährige Wiederkehr ihrer Gründung.

ZU GAST BEI…

        … Lutz Hellmuth

ZU GAST BEI…

…LUTZ HELLMUTH

Es war ein Freitagnachmittag, wie man ihn sich für solche Anlässe und somit die Seele nicht besser hätte wünschen können – sonnig, regnerisch, windig, von allem etwas, als das kurzfristig vereinbarte Gespräch am Freitag, den 18. August 2017 bei zu Lutz Hellmuth, Bildhauer aus Erfurt, bekannt über Thüringen, ja Deutschlands Grenzen hinaus stattfand. Sein Lebensmittelpunkt, ja sein Refugium, eine wunderschöne Gartenlandschaft mit zahlreichen Skulpturen aus eigener Werkstatt, mit bescheidenem Wohnhaus und Licht durchflutetem Atelier, liegt am Rande der altehrwürdigen Domstadt.

Da lässt es sich an solch einem Tag in fröhlicher Runde mit dem Künstler über die Dinge des Lebens, ja die Kunst philosophieren.

Die Fotos links und rechts dieses Textes machen das Ambiente deutlich. Sattes, kräftiges Grün, wunderbare Skulpturen, das einladende Atelier und die “gemütlichen” Arkaden, Rückzugsort und Ideenschmiede, vermitteln besser als Worte das wunderbare Gefühl an jenem Freitag.

Lutz Hellmuth ist Bildhauer aus Passion und war beispielsweise Kurator des Konzeptes “SKULPTURENGARTEN IM EGAPARK ERFURT” . Die beiden Bilder in der Mitte erinnern an jene Zeit des Aufbruchs. Leider wurde diese wundervolle Idee, für Erfurt einen Skulpturengarten zu organisieren – immerhin etwa 70 Skulpturen von Bedeutung zählt das EGAPARK-Depots – und die Stadt selbst zur Bühne figürlicher Bildhauerei zu machen, nach der 1. temporären Ausstellung “zeitfigurenfigurenzeiten” nicht weiter verfolgt …

Erfurt hätte das “Münster Mitteldeutschlands werden können. Eine gelungene Begleitschrift aus 2008, abgebildet im unteren Bild in der Mitte, berichtet über die Anfänge jener Zeit.

 

Natürlich handelte das Gespräch an jenem Freitagnachmittag auch von gemeinsamen Projekten. Spannend hierbei war, was der Künstler über seine neuesten Kunstwerke zu berichten wusste. Schnell konnte man hier – das vorletzte Bild links unten macht das deutlich – an Smart Cities und energiewirtschaftliche Themen

erinnert werden. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass , gemeinsam mit dem Künstler, vor geraumer Zeit erste Überlegungen zu einem Award für die Mitteldeutschen Energiegespräche stattfanden.

Lassen Sie sich bitte demnächst auf dieser Homepage von den Skulpturen Lutz Hellmuths inspirieren und verzaubern.

Lutz Hellmuth ist Mitglied der Erfurter Apostelgemeinschaft.

Acta Apostolorum Erfurtensium 1819 – 2009

Acta Apostolorum Erfurtensium 1819 – 2009
Erfurter Apostelgemeinschaft
Eine Chronik zwischen Federkiel und Personalcomputer

Am 2. Mai 1819 gründete sich in Erfurt die “Apostelgemeinschaft”, der wohl älteste Club in Deutschland.
Ohne Satzung oder andere schriftliche Regularien besteht diese Runde ununterbrochen seit ihrer Gründung, treffen sich die jeweils 12 Mitglieder, anfangs wöchentlich, später monatlich ebenfalls ohne Unterbrechung.

Das vorliegende Buch, versehen mit einer Zusammenstellung aller ehemaligen Apostel, vermittelt einen kulturhistorischen Einblick in die Erfurter Gesellschaft aus völlig unbekannter Perspektive.

1. Auflage, 240 Seiten, 66 Abbildungen und Bilder
Preis: nach Vereinbarung
Autor: Prof. Dr. med. dent. habil. Dr. h. c. mult. Walter Josef Künzel

Walter Josef Künzel


Prof. Dr. med. dent. habil. Dr. h. c. mult.
Walter Josef Künzel

Vita

Prof. em. Dr. med. dent. habil. Dr. h. c. mult. Walter Künzel

Geboren 1928 in Königgrätz/Böhmen. Nach Ausweisung Studium der Zahnmedizin an Humboldt-Universität zu Berlin. 1953 Approbation und Promotion, Assistent, Oberarzt und 1959 Ernennung zum Leiter der Abteilung Kariesforschung. 1962 Habilitation und Dozentur für Kinderzahnheilkunde. 1964-1975 Berufung als o. Professor für Konservierende Zahnheilkunde an die Universität Leipzig mit Ernennung zum Direktor der gleichnamigen Poliklinik. 1975 Umberufung auf den ersten deutschen Lehrstuhl für Präventive Zahnheilkunde an die Medizinische Akademie Erfurt. An dieser von 1975-1993 Direktor des Wissenschaftsbereiches Präventive Zahnheilkunde und bis 1990 Direktor der Sektion Stomatologie. Danach von 1990-1993 erster demokratisch frei gewählter Rektor der MAE.

Die Forschungen auf den Feldern Kariologie, Periodontologie und Endodontie, Zahnerhaltung, Kinderstomatologie und Gerostomatologie sowie der Fluoridforschung und oralen Prävention schlägt sich über 450 Originalarbeiten nieder, einschließlich 26 Büchern und Buchbeiträgen als deren Autor bzw. Herausgeber: Monographie Kinderstomatologie (fünf Auflagen 1965-1985), Studentenlehrbücher Kinderstomatologie (1979, 1984, 1988), Trinkwasserfluoridierung (1972, 1976), Zahnärztliche Betreuungsstrategie (1988), Gerostomatologie, einschließlich englischer, russischer und japanischer Herausgabe (1990-1992), 600 Jahre Universität Erfurt (1992), Caries decline in Deutschland (1997), Acta Apostolorum Erfurtensium 1819-2009 und Die Geschichte der zahnärztlichen Gesellschaften Ostdeutschlands 1945 bis 1990 (2010). Aus seiner Schule gingen über 140 Promovenden und acht Habilitanden hervor, von denen sechs als Professoren an anderen Universitäten tätig wurden.

Als Gründungsvorsitzender der Gesellschaft für Konservierende Stomatologie (1966-1969) sowie der Gesellschaft für Kinderstomatologie (1969-1978) nahm er unmittelbar Einfluß auf das wissenschaftliche Leben, insbesondere die Durchsetzung der oralen Prävention. Von 1980-1988 lenkte er dann die Geschicke der Gesellschaft für Stomatologie der DDR als deren Präsident. Seit 1967 gehörte er über zwei Jahrzehnte dem Advisory Board der European Organization for Caries Research (ORCA) an, der er von 1979-1981 als Präsident vorstand. Von 1968-1974 wirkte er im WHO-Komitee für WHO-Arbeit der DDR, um nachfolgend in mehrere Expertengruppen der WHO Genf berufen und 1983 zum Direktor des WHO Kollaborationszentrums Erfurt für die „Prävention oraler Erkrankungen“ ernannt zu werden, das er bis 1997 leitete. 1985 zum Member of the “WHO Expert Advisory Panel on Oral Health“ ernannt, beriet er bis 1999 mehrere europäische, asiatische sowie mittel- und südamerikanische Länderregierungen beim Aufbau der oralen Prävention für die jugendliche Population. Insgesamt hielt er über 650 Vorträge auf nationalen und internationalen Symposien und Kongressen.

Für seine wissenschaftliche Arbeit wurden ihm sowohl nationale als auch internationale Ehrungen zu Teil. 1960 die Hufeland-Medaille, 1971 die Silbermedaille für Wissenschaftlich Leistungen der Universität Triest, 1978 der Ehrentitel Verdienter Arzt des Volkes und 1983 die Goldene Medaille für hohe wissenschaftliche Leistungen „Mores-Ars-Scienta“ der Gifu-Universität, Japan. 1984 folgte der Ehrenpreis der Gesellschaft für Kinderstomatologie der DDR, 1985 die Semmelweis-Medaille der Medizinischen Universität Budapest, 1989 die Humboldt-Medaille in Silber, 1992 die Goldmedaille für wissenschaftliche Leistungen der Masaryk-Universität Brünn und 2001 der Sudentendeutsche Kulturpreis für Wissenschaft.

Neben der Ernennung zum Korrespondierenden bzw. Ehrenmitglied mehrerer nationaler medizinischer Gesellschaften wurde er 1993 Ehrenmitglied der “European Organization for Caries Research” (ORCA) und 1996 der “European Academy for Pediatric Dentistry” (IAPD). 1990 ehrte ihn die Medizinische Semmelweis-Universität Budapest mit dem Ehrendoktorat (Dr. med. h. c.) und 1991 die Universität Leeds, England.

Walter Künzel ist Sprecher der Erfurter Apostelgemeinschaft.


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