Urbane Mobilität als neues Geschäftsfeld für Energieversorger in Zeiten der Corona-Pandemie?

Urbane Mobilität als neues Geschäftsfeld für Energieversorger
in Zeiten der Corona-Pandemie?

Jüngst veröffentlichte das Kompetenzzentrum für Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e.V. der Universität Leipzig (KOWID) in Kooperation mit der InnoEnergy, den Leipziger Stadtwerken und dem Verband kommunaler Unternehmen e. V. eine Studie unter dem Titel und mit der Fragestellung “Urbane Mobilität als neues Geschäftsfeld für Energieversorger?”. Diese Studie ging aus den Ergebnissen einer Delphi-Befragung hervor, an der sich 33 Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Politik, Automobilindustrie, Verwaltung, Banken und Beratungsgesellschaften sowie Verbraucher- und Umweltverbänden beteiligten. Ferner wurden Energieversorgungsunternehmen schriftlich mittels eines geschlossenen Fragebogens befragt. Es beteiligten sich 31 Unternehmen an der Studie.

Die Erfurter Vi-Strategie GmbH, Veranstalter der Gesprächsreihe “Mitteldeutsches Energiegespräch” und Mitinitiator der Energiespeichermesse EAST Energy And Storage Technologies auf der Erfurter Messe, war durch Geschäftsführer Rainer Otto als Experte vertreten. Zusammengetragen, analysiert und ausgewertet wurden die Ergebnisse der Befragung durch ein Autorenteam der Universität Leipzig unter Federführung von Prorektor Prof. Dr. Thomas Lenk sowie KOWID-Vorstand Dr. Oliver Rottmann sowie Dipl.-Geogr./Dipl.-Ing. André Grüttner.

In einer 3-seitigen Zusammenfassung bilanziert die Delphi-Studie die zentralen Erkenntnisse und Trends urbaner Mobilität in einer smarten City. Ausgangsposition ist hierbei, dass die Energieversorgungsunternehmen zunehmend im Rahmen der Umsetzung der Energiewende unter wirtschaftlichen Druck geraten, da ihr bisheriges Kerngeschäft mit starken Erlös- und Gewinneinbußen einhergeht. Daher sind Energieversorger gezwungen, neue, innovative und vor allem gewinnbringende Geschäftsmodelle zu generieren. Diese neu zu erschließenden Geschäftsmodelle könnten laut Studie unter anderem im Rahmen der Elektromobilität gefunden und platziert werden.

Im Laufe der letzten Jahre ist das Mobilitäts- und Verkehrsaufkommen gestiegen. In diesem Zusammenhang haben sich aber auch die individuellen Mobilitätsbedürfnisse verändert. Als Beispiel nennen die Autoren hierbei den Ansatz, dass bei jungen Erwachsenen in den Ballungsräumen häufig “Nutzen vor Besitzen” steht. Dieses reine Nutzungsdenken befördert vor allem Mobilitätsangebote wie Sharing-Modelle oder neue Formen der Elektromobilität.

Im Fokus stehen für die Energieversorgungsunternehmen Geschäftsbereiche wie die Ladeinfrastruktur, Carsharing-Modelle, Contracting, Verkehrskonzepte, Sektorenkopplung und Kooperationspotenziale mit anderen Akteuren. Um diese Geschäftsbereiche wirtschaftlich erfolgreich betreiben zu können, sind laut der Studie Partnerschaften mit anderen Wirtschaftsunternehmen zwingend notwendig.

Grundsätzlich erscheinen diese potenziellen neuen Geschäftsmodelle als Chance der Erschließung neuer Märkte für Energieversorger. Jedoch sind sich die Experten der Delphi-Befragung einig, dass dieser Chance diverse Hemmnisse gegenüber stehen. Im Wesentlichen sind dies unternehmensinterne Hemmnisse (Unternehmenskultur, Prozesse, Ressourcen, Personal, Know-how), Kosten-Nutzen-Relationen respektive die Wirtschaftlichkeit neuer Geschäftsfelder und die ordnungspolitischen/rechtlichen Rahmenbedingungen.

Bild: moreimages – shutterstock

Um diesen nicht unbedeutenden Hemmnissen entgegenzuwirken, sollten vor allem Kooperationslösungen in den Vordergrund gerückt und als Ziel angestrebt werden. Als Kooperationspartner kommen für Energieversorger beispielsweise Hersteller von Ladestationen und Energiespeichersystemen, Wohnungsunternehmen, Mietfahrzeug- beziehungsweise Sharing-Anbieter, andere Energieversorgungsunternehmen, aber in größerem Umfang auch branchenspezifische Start-Ups, Verkehrs- und IT-Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen besonders in Frage.

In der Zusammenfassung wird resümiert, dass die urbane Mobilität – insbesondere die Elektromobilität – trotz aller Hemmnisse als Chance angesehen werden kann, neue Mobilitätsansätze voranzutreiben und zu befördern, die für Energieversorgungsunternehmen als neue Geschäftsmodelle etabliert werden können. Ob dies allerdings ausreichend ist, um die Mobilitätswende mit der Elektromobilität als einen wesentlichen Baustein und die zunehmenden, individuellen Mobilitätsbedürfnisse zu erreichen, bleibt laut Einschätzung der Autoren abzuwarten.

Die gesamte Delphi-Befragung und Veröffentlichung der Studienergebnisse erfolgten in der Zeit vor der Corona-Pandemie. Somit konnten die Auswirkungen der Corona-Krise nicht berücksichtigt werden. Allerdings sind auch die zuvor genannten Geschäftsbereiche von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Die Verkehrsstraßen waren während des Lockdown nahezu autofrei, bedingt durch Ausgangsverbote und Arbeit im Homeoffice. Dadurch sind auch Carsharing-Modelle derzeit nicht besonders attraktiv für Nutzer. Hinzu tritt die Frage, inwieweit die Carsharing-Anbieter die neuen Hygienestandards umsetzen können. Private als auch geliehene Personenkraftwagen werden tendenziell eher stehen gelassen. Aber auch der Öffentliche Personennahverkehr erlebt derzeit Millionenverluste, bedingt durch Ausgangssperren, Abstandregelungen und der Angst vor Ansteckungen. Viele Menschen sind daher auf das Fahrrad als risikoärmeres Verkehrsmittel umgestiegen. Auch spielen hierbei das fast sommerliche Wetter und der stetige Ausbau von Radfahrstreifen in Großstädten eine Rolle. Es zeigt sich somit, dass sich die urbane Mobilität innerhalb der Krise noch einmal verändert hat. Dadurch ist es aktuell für Energieversorgungsunternehmen noch schwerer, die angestrebten neuen Geschäftsmodelle im Bereich der Mobilität zu etablieren.

Es gilt somit zu konstatieren, dass die Energieversorgungsunternehmen in ihrem möglichen Geschäftsbereich Mobilität bereits vor der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen im Hinblick auf die notwendige Erschließung neuer Geschäftsmodelle standen. Die Corona-Pandemie ist nunmehr als zusätzliches Problemfeld hinzugekommen, da sich die individuellen Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung erneut verändert haben.

Die Corona-Pandemie hat nicht nur gezeigt, wie sehr eine solche Krise das gesamte Wirtschaftsgefüge eines Landes zu gefährden vermag, sie zeigt auch, wie wichtig das Vorantreiben der Digitalisierung (in diesem Zusammenhang vor allem des Breitbandausbaus) und das smarter Lösungen, unter anderem eben auch im Mobilitätsbereich, ist. Energieversorgungsunternehmen sind daher gut beraten, künftig besonderen Wert auf nachhaltige Geschäftsmodelle mit einem gesellschaftsrelevanten Ansatz zu legen.
AS

Die Studie “Urbane Mobilität als neues Geschäftsfeld für Energieversorger?” finden Sie HIER.

Digitales Thüringen
Forum der CDU Fraktion am 01.11.2017 im Thüringer Landtag

Forum zur Digitalisierung (4*)

DIGITALES THÜRINGEN

Forum der CDU-Fraktion am 01.11.2017 im Thüringer Landtag
(*siehe AKTUELLES vom 07. September, 19. Oktober und 23. Oktober)

“Digitalisierung durchdringt alle Lebensbereiche – von Wirtschaft, über Bildung bis zum Zusammenleben in der Kommune”, heißt es in der Einladung zum FORUM DIGITALISIERUNG der CDU Landtagsfraktion im Thüringer Landtag.

Zahlreiche Zuhörer waren gekommen, um die beiden Podiumsdiskussionen – “Wirtschaft 4.0 Mehr Chance als Risiko für Thüringen” sowie “Smart City/Smart Country gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land” zu verfolgen. Zugleich erfolgte die Übertragung im Livestream via Facebook.

Der CDU Landtagsfraktion ist ob dieser Initiative zu danken. Machte man doch deutlich, welches Potential für Thüringen in diesem Thema steckt und wie in seiner Gesamtheit unentdeckt, ja strukturiert unerschlossen selbiges derzeit ist. (Mehr zur Einladung und zu den Podiumsteilnehmern findet man HIER.)

Fraktionsvorsitzender Mike Mohring (… wir brauchen für die Digitalisierung eine zentralen Anlauf-, Koordinierungs- und Innovationsstelle in der Staatskanzlei) und der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion Mario Voigt (… benannte fünf wesentliche Punkte zur erfolgreichen Umsetzung der Digitalisierung in Thüringen) führten in die Breite des Themas ein.

Für den Autor dieser Zeilen war es innerhalb kurzer Zeit das vierte Forum zum Thema Digitalisierung. Zwei davon (in Bremen und in Leipzig) hat er selber moderiert; bei zwei weiteren war er Zuhörer.

Die sich anschließenden Podiumsdiskussionen (siehe Flyer) spiegelten die Widersprüche der derzeitigen Digitalisierungsdebatte sehr gut wider. Jeder kennt Beispiele zur Digitalisierung und hat natürlich kluge Empfehlungen parat, wie eine Digitalisierung gelingen könnte.

Das dies natürlich auch schiefgehen kann, zeigte beispielsweise die kurze Diskussion der Auswirkungen des Sturmtiefs Herbart auf die Strompreise der EEX-Börse (, die ja bekanntlich im Minus-Bereich zu jener Zeit versanken) und die Feststellung, dass man mit Digitalisierung zumindest jene negativen Auswirkungen in mehrstelliger Millionen-Höhe minimieren könne.

Digitalisierung als notwendiges Korrektiv gesetzlicher Auswirkungen (Präferenzregelung für regenerative Energieerzeugung an der Börse und fehlendes Level Playing Field für die gesamte Energieerzeugung seien nur als Stichworte genannt.) macht deutlich, dass Digitalisierung keinem Selbstzweck unterliegen, sondern einem Leitbild dienen und einer Strategie folgen sollte.

Der Leitbildgedanke, von Colette Boos -John angesprochen, wurde leider in der Diskussion nicht weiter aufgegriffen.

Stattdessen erfolgte sehr ausführlich der Meinungsaustausch zur “Digitalen Verwaltung, aber wie?” (Siehe auch FAZ vom 04.10.2017 mit einem Beitrag von Gerhard Hammerschmid, Professor für Verwaltungsmanagement an der Hertie School of Governance in Berlin).

Bleibt festzuhalten, in Thüringen gibt es sehr interessante und erfolgversprechende Beispiele zur Digitalisierung sowohl in der Optimierung von Geschäftsprozessen als auch in der Generierung neuer Geschäftsmodelle.

Letztlich fehlt ein strukturierter Gesamtansatz, der bei allem disruptiven in den wirtschaftlichen Auswirkungen ähnlich einem Masterplan den gesellschaftlichen Gesamtansatz, möglicherweise auch gesondert für den Freistaat Thüringen, formuliert. Dieser Dialog sollte Fortsetzung finden.

Die Zukunft der Kommunalwirtschaft: Daseinsvorsorge 4.0 (Teil 2 der Diskussion)

DIE ZUKUNFT DER KOMMUNALWIRTSCHAFT:
DASEINSVORSORGE 4.0 (Teil 2 der Diskussion)

Podiumsdiskussion zum 125-jährigen Jubiläum von Göken, Pollak & Partner (GPP) nach Bremen jetzt in Leipzig
Geschäftsführer Vi-Strategie GmbH moderiert (siehe AKTUELLES vom 31. Juli und 07. September)
120 Zuhörer

„Daseinsvorsorge 4.0 – Die Zukunft der Kommunalwirtschaft“ so lautete der Titel der Veranstaltungsreihe zum 125-jährigen Bestehen von Göken, Pollak und Partner aus Bremen.

Eine Annäherung an diese Thematik gelang bereits am 7.9. im Bremer Parkhotel – nun wurden die Themen bei einer Folge-Veranstaltung am 19.10 im Leipziger Steigenberger Grandhotel weiter vertieft. Moderator Rainer Otto, welcher die Veranstaltung bereits in Bremen leitete, begrüßte für die zweite Runde Vertreter aus den Bereichen Finanzdienstleistungen, Kommunalpolitik und Versorgung.

Zur Sprache kam einerseits der bevorstehende/vorherrschende Strukturwandel in der kommunalen Wirtschaft, der besondere Stellenwert der Digitalisierung in dieser Entwicklung sowie die nötigen Voraussetzungen für Politik und Versorgungsunternehmen, um in dieser Entwicklung Schritt zu halten.

Besonders die Rolle der Kommunen stand während der zweistündigen Diskussion immer wieder im Mittelpunkt – sowohl in direktem Kontakt zum Endverbraucher als auch als überordnete Plattform innerhalb der aktuellen Entwicklung.

Große gesellschaftliche Herausforderungen wie der demografische Wandel sowie die Zukunft des ländlichen Raumes können nur mit Hilfe von Innovationen und einem allgemeinen Bewusstseinswandel der Bevölkerung bewältigt werden, so Peter Gaffert, Oberbürgermeister der Stadt Wernigerode. Die Aufrechterhaltung der Versorgungsstruktur im ländlichen Raum bei gleichzeitig sinkenden Nutzerzahlen stellt die Kommunalwirtschaft vor neue Herausforderungen. Eine Veränderung des Nutzerverhaltens erfordere daher auch eine Anpassung seitens der Versorgungsunternehmen. Die Digitalisierung stelle hier möglicherweise das passende Instrument zur Lösung dieser Probleme dar – doch sie dient nicht als Selbstzweck. Leider verzeichnet Deutschland im Vergleich zu anderen EU-Ländern wie Estland noch massive Defizite bei Verfügbarkeit und Geschwindigkeit von Breitband-Internet oder der Verbreitung von Strukturen des eGovernments.

Eine grundlegende Vernetzung muss daher überall geboten werden, auch dort, wo es sich für Privatunternehmen nicht rentiert. Dort kommen die Kommunen ins Spiel – angefangen bei der Digitalisierung von internen Prozesses bis zur Smart-City-Entwicklung.

Leider sind die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen für einen solchen Strukturwandel häufig nicht gegeben. Peter Gaffert forderte daher eine Stärkung der Kommunen durch eine Verbesserung der rechtlichen Rahmenbedingungen. Viele Reglementierungen verlangsamen heutzutage die Entwicklung der Kommunalunternehmen oder wirken abschreckend für kleinere Verwaltungsstrukturen. Auch Dietlind Tiemann, Oberbürgermeisterin a.D. der Stadt Brandenburg an der Havel, sieht den Finanzdruck auf die Kommunen in dieser Hinsicht als nicht förderlich an. Der Tätigkeitsbereich der Kommune sollte dort liegen, wo das Wohl der Bevölkerung direkt verbessert werden kann – gute Erfahrungen mit Public-Private-Partnerships können in dieser Hinsicht als Best-Practice-Ansätze dienen und für mehr Wettbewerbsfähigkeit der kommunalen Versorger auf dem Markt beitragen.

Die Relevanz von Daten als das „Gold des 21. Jahrhunderts“ betrifft natürlich auch die kommunalen Versorger. Ralph Grillitsch sieht vor allem die Produktentwicklung aus den vorhandenen Daten als große Herausforderung der nächsten Jahre. Der Fokus sollte hier auf der Abdeckung und Entwicklung des zukünftigen Infrastrukturbedarfs statt auf dem Gewinnstreben liegen, so der Geschäftsführer der Stadtrodaer Wohnungsbaugesellschaft mbH sowie der Stadtwerke Stadtroda GmbH.

Zusammenfassend sind die aktuellen Transformationsentwicklungen nur sehr schwer greifbar. Statt eines Gesamtkonzeptes sind es viele Einzelne Ansätze und Strategien, welche aktuell diskutiert werden, zudem drängen neue Akteure auf den Markt – dies alles erfordert eine neue Form des Schnittstellenmanagements. Staat und Regierung können dies nicht alleine leisten findet auch Jens Held. Der Wirtschaftsprüfer/Steuerberater und Partner bei GPP sieht die Digitalisierung im Rahmen von dezentralen Ansätzen als große Chance für den ländlichen Raum, welche bisher fast gänzlich ungenutzt blieb.

Was braucht es also nun für eine zeitgemäße Orientierung der kommunalen Wirtschaft?

Vor allem das Management der großen Datenmengen wird künftig eine der größten Aufgaben darstellen, so Michael Emrich, Geschäftsführender Präsident des ostdeutschen Sparkassenverbandes. Nicht nur die Nutzung der Daten ist hier von Bedeutung, auch Zugriffs- und Missbrauchssicherheit müssen gewährleistet sein. Welche Institution oder Organisation künftig die Hoheit über diese Daten haben soll ist strittig. Die Koordinationsaufgabe liegt jedoch bei den Kommunen. Diese müssen einerseits mutig und aktiv an den Entscheidungsprozessen teilhaben, als auch die Umsetzung seitens der kommunalwirtschaftlichen Betriebe organisieren. Nur so kann der Platz der Branche in der Zukunft gefestigt und die gute Versorgung der Bevölkerung langfristig sichergestellt werden.


Nach interessanter und fachlich sehr intensiver theoretischer Erörterung der Digitalisierung gab es einen praktischen Einblick am Beispiel der Dienstleistungen der EEX-Gruppe.


(v. li. n. re.) Rainer Otto, Geschäftsführer Vi-Strategie GmbH, Peter Gaffert, Oberbürgermeister von Wernigerode, Dr. Dietlind Tiemann, Oberbürgermeisterin a. D. von Brandenburg an der Havel und frisch gewählte Bundestagsabgeordnete, Ralph Grillitsch, Geschäftsführer der Stadtwerke Stadtroda GmbH und der Stadtrodaer Wohnungsbaugesellschaft mbH, Jens Held, Geschäftsführender Gesellschafter GPP Wirtschaftsprüfer und Steuerberater und Dr. Michael Ermrich, Geschäftsführender Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes.

Daseinsvorsorge 4.0 –
Die Zukunft der Kommunalwirtschaft

DIE ZUKUNFT DER KOMMUNALWIRTSCHAFT: DASEINSVORSORGE 4.0

Podiumsdiskussion zum 125-jährigen Jubiläum von Göken, Pollak & Partner (GPP) in Bremen

Geschäftsführer Vi-Strategie GmbH moderiert (siehe AKTUELLES vom 31. Juli) – 200 Zuhörer

Die Daseinsvorsorge steht vor einem Wandel. In Zeiten des Umbruchs und stark beschleunigter wirtschaftlicher Entwicklung ist das „Stadtwerk der Zukunft“ gesucht. Wie könnte dies aussehen? Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 125-jährigen Betriebsjubiläum von GPP wurde genau diese Frage aufgegriffen und innerhalb einer zweistündigen Podiumsdiskussion, an der 200 Zuhörer teilnahmen, erörtert. Unter der Moderation von Rainer Otto, Geschäftsführer der Vi-Strategie GmbH, stand neben der aktuellen Entwicklung der Daseinsvorsorge besonders der Umgang mit der fortschreitenden Digitalisierung im Vordergrund.

Eine Frage tauchte im Laufe der Diskussion immer wieder auf: Wo ist der Platz der Kommunalwirtschaft in der Zukunft und wie können dort Einkünfte erzielt werden? Zwar sorge der etablierte Verkauf von Versorgungsleistungen wie Wasser oder Gas weiterhin für einen Großteil der Erlöse der Versorger, dies wird jedoch aufgrund des wachsenden Wettbewerbs- und Effizienzdrucks immer schwerer und weniger rentabel, so Michael Bosse-Arbogast, Sprecher und Kaufmännischer Vorstand der Stadtwerke Hildesheim AG.

Mit einer Erweiterung des Portfolios, beispielsweise um Dienstleistungen für Photovoltaik-Anlagen, Ladestationen für Elektroautos oder Telekommunikationsdienste, verschmelzen daher auch die Tätigkeitsbereiche der Versorgungsunternehmen. Die Akteure der Branche sind sehr vielfältig geworden und kommen aus verschiedensten Bereichen. Um dieser Konkurrenz Stand zu halten, ist eine verstärkte Innovationsmentalität nötig. Diese fehlt laut Petra Reiber (Bürgermeisterin a. D. der Gemeinde Sylt) häufig noch. Es gilt, auch in der Bevölkerung ein Bewusstsein für innovative Ansätze wie Smart-City- oder Nachhaltigkeitskonzepte zu entwickeln. Nur so kann die Digitalisierung erfolgreich vorangetrieben werden und eine moderne Daseinsvorsorge entstehen.

Durch Partnerschaften mit privaten Akteuren kann diese Innovationskultur gefördert werden – die kommunale Familie dürfe nicht ″hinten runter fallen″, so Bernd Reichelt. Der Geschäftsführer der Stadtwerke Menden GmbH sieht die öffentlichen Versorger zukünftig vielmehr als übergeordnete Plattform für die zahlreichen Akteure in der Entwicklung zur Smart-City. Das vorhandene Know-how der Kommunen, vor allem bei spartenübergreifenden Tätigkeiten, sei in dieser Hinsicht nicht zu unterschätzen.

Kundenkontakt im Vordergrund | Auch die Kommunikation mit dem Endverbraucher spielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Trotz der Online-Verfügbarkeit vieler Leistungen bietet die Digitalisierung nicht die Lösung für alle Anforderungen. Die Nachfrage nach einem persönlichen Kontakt zum Versorgungsunternehmen hat in den vergangenen Jahren sogar zugenommen, berichtet Michael Bosse-Arbogast. Eine zweigleisige Kommunikation – analog und digital – ist zwar vorübergehend mit höheren Ausgaben verbunden, bietet jedoch gleichzeitig eine verbesserte Möglichkeit, auf die Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen und alle Kunden in dieser Entwicklung ″mitzunehmen″.

Das forderte auch Metin Pencereci, Wirtschaftsprüfer/Steuerberater und Partner bei GPP, der für mehr Engagement und Initiative der kommunalen Unternehmen bei Infrastrukturaufgaben wie dem Breitbandausbau warb. Die Diskussion über die Rolle der treibenden Kraft bei Innovationen sorgte im Anschluss für verschiedene Standpunkte. Einerseits müsse die (finanzielle) Rückendeckung seitens der Gemeinde vorhanden sein, auf der anderen Seite sei es an den öffentlichen Versorgern, innovative Ansätze ins Spiel zu bringen und deren Umsetzung voranzutreiben.

Als Gedankenanstoß aus der Praxis präsentierte Detlev Koch, Geschäftsführer der Stadtwerke Haldensleben GmbH, die Digitalisierungs-Roadmap des Versorgungsunternehmens nahe Magdeburg. Die Implementierung von digitalen Services wurde hier in vielen Bereichen geplant bzw. bereits durchgeführt. Dies gelte nicht nur für interne Prozesse, ebenso unterstützen öffentlichkeitswirksame Aktionen den Bewusstseinswandel in der Bevölkerung, so Koch.

Sicherheit und Datenschutz | Zur Frage nach der Beherrschbarkeit der technologischen Entwicklung verwies Peter Franke, Vizepräsident der Bundesnetzagentur, in erster Linie auf die rechtlichen Grundlagen. Besonders die Daten des einzelnen Bürgers seien mit sehr hohen Standards verbunden, um Sicherheit zu gewährleisten. Ein solch hohes Schutzgut setze, auch bei Regulierungsfragen, die gleichen Anforderungen für alle Akteure voraus.

Zum Ende der Diskussion waren sich die Teilnehmer zumindest in einem Punkt einig: Sowohl auf staatlicher als auch auf kommunaler Ebene ist Transparenz und eine erfolgreiche Kommunikation von zentraler Bedeutung. Digitalisierung sei ein Teil-Prozess, stellte Bernd Reichelt fest – sowohl bei Wissen, als auch bei Handlungen und Entscheidungen. Entsprechend sind hierarchie- und machtarme Strukturen notwendig, damit die Unternehmenskultur mit der Technologie Schritt halten kann.

Mit einer weiteren Podiumsdiskussion zum selben Thema am 19. Oktober 2017 sollen am GPP-Standort Leipzig diese Standpunkte und Ergebnisse aufgegriffen und in einer Fortsetzung weiter diskutiert werden.

(Den Artikel im Weser-Kurier finden Sie HIER.)

 


Teilnehmer der überaus interessanten Diskussion zur Zukunft der Kommunalwirtschaft unter digitalen Aspekten waren (von links nach rechts) Peter Franke (Vizepräsident Bundesnetzagentur), Rainer Otto (Geschäftsführer Vi-Strategie GmbH) Detlef Koch (Geschäftsführer Stadtwerke Haldensleben GmbH) Petra Reiber (Bürgermeisterin a. D. Gemeinde Sylt), Michael Bosse-Arbogast (Sprecher und Kaufmännischer Vorstand Stadtwerke Hildesheim AG), Metin Pencereci (Wirtschaftsprüfer/Steuerberater und Partner bei GPP) und Bernd Reichelt ( Geschäftsführer Stadtwerke Menden GmbH).

ZU GAST BEI…

        … Lutz Hellmuth

ZU GAST BEI…

…LUTZ HELLMUTH

Es war ein Freitagnachmittag, wie man ihn sich für solche Anlässe und somit die Seele nicht besser hätte wünschen können – sonnig, regnerisch, windig, von allem etwas, als das kurzfristig vereinbarte Gespräch am Freitag, den 18. August 2017 bei zu Lutz Hellmuth, Bildhauer aus Erfurt, bekannt über Thüringen, ja Deutschlands Grenzen hinaus stattfand. Sein Lebensmittelpunkt, ja sein Refugium, eine wunderschöne Gartenlandschaft mit zahlreichen Skulpturen aus eigener Werkstatt, mit bescheidenem Wohnhaus und Licht durchflutetem Atelier, liegt am Rande der altehrwürdigen Domstadt.

Da lässt es sich an solch einem Tag in fröhlicher Runde mit dem Künstler über die Dinge des Lebens, ja die Kunst philosophieren.

Die Fotos links und rechts dieses Textes machen das Ambiente deutlich. Sattes, kräftiges Grün, wunderbare Skulpturen, das einladende Atelier und die “gemütlichen” Arkaden, Rückzugsort und Ideenschmiede, vermitteln besser als Worte das wunderbare Gefühl an jenem Freitag.

Lutz Hellmuth ist Bildhauer aus Passion und war beispielsweise Kurator des Konzeptes “SKULPTURENGARTEN IM EGAPARK ERFURT” . Die beiden Bilder in der Mitte erinnern an jene Zeit des Aufbruchs. Leider wurde diese wundervolle Idee, für Erfurt einen Skulpturengarten zu organisieren – immerhin etwa 70 Skulpturen von Bedeutung zählt das EGAPARK-Depots – und die Stadt selbst zur Bühne figürlicher Bildhauerei zu machen, nach der 1. temporären Ausstellung “zeitfigurenfigurenzeiten” nicht weiter verfolgt …

Erfurt hätte das “Münster Mitteldeutschlands werden können. Eine gelungene Begleitschrift aus 2008, abgebildet im unteren Bild in der Mitte, berichtet über die Anfänge jener Zeit.

 

Natürlich handelte das Gespräch an jenem Freitagnachmittag auch von gemeinsamen Projekten. Spannend hierbei war, was der Künstler über seine neuesten Kunstwerke zu berichten wusste. Schnell konnte man hier – das vorletzte Bild links unten macht das deutlich – an Smart Cities und energiewirtschaftliche Themen

erinnert werden. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass , gemeinsam mit dem Künstler, vor geraumer Zeit erste Überlegungen zu einem Award für die Mitteldeutschen Energiegespräche stattfanden.

Lassen Sie sich bitte demnächst auf dieser Homepage von den Skulpturen Lutz Hellmuths inspirieren und verzaubern.

Lutz Hellmuth ist Mitglied der Erfurter Apostelgemeinschaft.

Studie zum 9. Mitteldeutschen Energiegespräch

Studie zum 9. Mitteldeutschen Energiegespräch:
Smart Cities – Handlungsfelder und Konzepte

Die vorliegende Studie, die nunmehr siebente in der Reihe der Mitteldeutschen Energiegespräche, analysiert den „Smart-City“-Begriff, zeichnet Beispiele und Handlungsfelder nach, um damit eine mehr und mehr gesellschaftlich Realität werdende Situation zu erfassen. Sie liefert somit einen sehr wichtigen Beitrag zum Thema.

Am Anfang waren es die klimatischen Herausforderungen, rasch gefolgt von den demografischen und vielen weiteren hochkomplexen Fragestellungen – weltweit kommen noch Kampf gegen Armut und für Bildung hinzu -, die nach gesellschaftlich konsensualen Lösungen streben und die „Smart-City“-Debatte voran bringen.

Wie findet man aktuelle Antworten auf die hochkomplexen Herausforderungen der Gegenwart?

Hier können Sie die Studie vorab lesen: 

© 2016 Verlag Vi-Strategie
58 Seiten, 7 Abbildungen, 2 Tabellen
10,00 € ISBN 978-3-98 15756-7-5

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