Urbane Mobilität als neues Geschäftsfeld für Energieversorger in Zeiten der Corona-Pandemie?

Urbane Mobilität als neues Geschäftsfeld für Energieversorger
in Zeiten der Corona-Pandemie?

Jüngst veröffentlichte das Kompetenzzentrum für Öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e.V. der Universität Leipzig (KOWID) in Kooperation mit der InnoEnergy, den Leipziger Stadtwerken und dem Verband kommunaler Unternehmen e. V. eine Studie unter dem Titel und mit der Fragestellung “Urbane Mobilität als neues Geschäftsfeld für Energieversorger?”. Diese Studie ging aus den Ergebnissen einer Delphi-Befragung hervor, an der sich 33 Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Politik, Automobilindustrie, Verwaltung, Banken und Beratungsgesellschaften sowie Verbraucher- und Umweltverbänden beteiligten. Ferner wurden Energieversorgungsunternehmen schriftlich mittels eines geschlossenen Fragebogens befragt. Es beteiligten sich 31 Unternehmen an der Studie.

Die Erfurter Vi-Strategie GmbH, Veranstalter der Gesprächsreihe “Mitteldeutsches Energiegespräch” und Mitinitiator der Energiespeichermesse EAST Energy And Storage Technologies auf der Erfurter Messe, war durch Geschäftsführer Rainer Otto als Experte vertreten. Zusammengetragen, analysiert und ausgewertet wurden die Ergebnisse der Befragung durch ein Autorenteam der Universität Leipzig unter Federführung von Prorektor Prof. Dr. Thomas Lenk sowie KOWID-Vorstand Dr. Oliver Rottmann sowie Dipl.-Geogr./Dipl.-Ing. André Grüttner.

In einer 3-seitigen Zusammenfassung bilanziert die Delphi-Studie die zentralen Erkenntnisse und Trends urbaner Mobilität in einer smarten City. Ausgangsposition ist hierbei, dass die Energieversorgungsunternehmen zunehmend im Rahmen der Umsetzung der Energiewende unter wirtschaftlichen Druck geraten, da ihr bisheriges Kerngeschäft mit starken Erlös- und Gewinneinbußen einhergeht. Daher sind Energieversorger gezwungen, neue, innovative und vor allem gewinnbringende Geschäftsmodelle zu generieren. Diese neu zu erschließenden Geschäftsmodelle könnten laut Studie unter anderem im Rahmen der Elektromobilität gefunden und platziert werden.

Im Laufe der letzten Jahre ist das Mobilitäts- und Verkehrsaufkommen gestiegen. In diesem Zusammenhang haben sich aber auch die individuellen Mobilitätsbedürfnisse verändert. Als Beispiel nennen die Autoren hierbei den Ansatz, dass bei jungen Erwachsenen in den Ballungsräumen häufig “Nutzen vor Besitzen” steht. Dieses reine Nutzungsdenken befördert vor allem Mobilitätsangebote wie Sharing-Modelle oder neue Formen der Elektromobilität.

Im Fokus stehen für die Energieversorgungsunternehmen Geschäftsbereiche wie die Ladeinfrastruktur, Carsharing-Modelle, Contracting, Verkehrskonzepte, Sektorenkopplung und Kooperationspotenziale mit anderen Akteuren. Um diese Geschäftsbereiche wirtschaftlich erfolgreich betreiben zu können, sind laut der Studie Partnerschaften mit anderen Wirtschaftsunternehmen zwingend notwendig.

Grundsätzlich erscheinen diese potenziellen neuen Geschäftsmodelle als Chance der Erschließung neuer Märkte für Energieversorger. Jedoch sind sich die Experten der Delphi-Befragung einig, dass dieser Chance diverse Hemmnisse gegenüber stehen. Im Wesentlichen sind dies unternehmensinterne Hemmnisse (Unternehmenskultur, Prozesse, Ressourcen, Personal, Know-how), Kosten-Nutzen-Relationen respektive die Wirtschaftlichkeit neuer Geschäftsfelder und die ordnungspolitischen/rechtlichen Rahmenbedingungen.

Bild: moreimages – shutterstock

Um diesen nicht unbedeutenden Hemmnissen entgegenzuwirken, sollten vor allem Kooperationslösungen in den Vordergrund gerückt und als Ziel angestrebt werden. Als Kooperationspartner kommen für Energieversorger beispielsweise Hersteller von Ladestationen und Energiespeichersystemen, Wohnungsunternehmen, Mietfahrzeug- beziehungsweise Sharing-Anbieter, andere Energieversorgungsunternehmen, aber in größerem Umfang auch branchenspezifische Start-Ups, Verkehrs- und IT-Unternehmen sowie Forschungseinrichtungen besonders in Frage.

In der Zusammenfassung wird resümiert, dass die urbane Mobilität – insbesondere die Elektromobilität – trotz aller Hemmnisse als Chance angesehen werden kann, neue Mobilitätsansätze voranzutreiben und zu befördern, die für Energieversorgungsunternehmen als neue Geschäftsmodelle etabliert werden können. Ob dies allerdings ausreichend ist, um die Mobilitätswende mit der Elektromobilität als einen wesentlichen Baustein und die zunehmenden, individuellen Mobilitätsbedürfnisse zu erreichen, bleibt laut Einschätzung der Autoren abzuwarten.

Die gesamte Delphi-Befragung und Veröffentlichung der Studienergebnisse erfolgten in der Zeit vor der Corona-Pandemie. Somit konnten die Auswirkungen der Corona-Krise nicht berücksichtigt werden. Allerdings sind auch die zuvor genannten Geschäftsbereiche von den Auswirkungen der Pandemie betroffen. Die Verkehrsstraßen waren während des Lockdown nahezu autofrei, bedingt durch Ausgangsverbote und Arbeit im Homeoffice. Dadurch sind auch Carsharing-Modelle derzeit nicht besonders attraktiv für Nutzer. Hinzu tritt die Frage, inwieweit die Carsharing-Anbieter die neuen Hygienestandards umsetzen können. Private als auch geliehene Personenkraftwagen werden tendenziell eher stehen gelassen. Aber auch der Öffentliche Personennahverkehr erlebt derzeit Millionenverluste, bedingt durch Ausgangssperren, Abstandregelungen und der Angst vor Ansteckungen. Viele Menschen sind daher auf das Fahrrad als risikoärmeres Verkehrsmittel umgestiegen. Auch spielen hierbei das fast sommerliche Wetter und der stetige Ausbau von Radfahrstreifen in Großstädten eine Rolle. Es zeigt sich somit, dass sich die urbane Mobilität innerhalb der Krise noch einmal verändert hat. Dadurch ist es aktuell für Energieversorgungsunternehmen noch schwerer, die angestrebten neuen Geschäftsmodelle im Bereich der Mobilität zu etablieren.

Es gilt somit zu konstatieren, dass die Energieversorgungsunternehmen in ihrem möglichen Geschäftsbereich Mobilität bereits vor der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen im Hinblick auf die notwendige Erschließung neuer Geschäftsmodelle standen. Die Corona-Pandemie ist nunmehr als zusätzliches Problemfeld hinzugekommen, da sich die individuellen Mobilitätsbedürfnisse der Bevölkerung erneut verändert haben.

Die Corona-Pandemie hat nicht nur gezeigt, wie sehr eine solche Krise das gesamte Wirtschaftsgefüge eines Landes zu gefährden vermag, sie zeigt auch, wie wichtig das Vorantreiben der Digitalisierung (in diesem Zusammenhang vor allem des Breitbandausbaus) und das smarter Lösungen, unter anderem eben auch im Mobilitätsbereich, ist. Energieversorgungsunternehmen sind daher gut beraten, künftig besonderen Wert auf nachhaltige Geschäftsmodelle mit einem gesellschaftsrelevanten Ansatz zu legen.
AS

Die Studie “Urbane Mobilität als neues Geschäftsfeld für Energieversorger?” finden Sie HIER.

“Energiepolitik in Thüringen – auf dem richtigen Weg?!”

“Energiepolitik in Thüringen – auf dem richtigen Weg?!”

Sehr erfolgreicher PARLAMENTARISCHER ABEND der Landesgruppe Thüringen des VKU toppt mit mehr als 90 Teilnehmer, dabei drei Ministern, ein Staatsekretär sowie weitere zahlreiche Parlamentarier, nochmals die Veranstaltung von vor einem Jahr

Landtagspräsidentin Birgit Diezel (am Pult stehend) eröffnet den PARLAMENTARISCHEN ABEND.

Blick in die Cafeteria des Thüringer Landtags. Mit über 90 Teilnahmemeldungen war der parlamentarische Abend sehr erfolgreich.

Es hat schon etwas Familiäres, wenn die Landesgruppe Thüringen des VKU zum PARLAMENTARISCHEN ABEND in den Thüringer Landtag einlädt. Die kommunale Wirtschaft(s-Familie) Thüringens, man ist meist per “DU”, sucht den Schulterschluss zur Politik, möchte Bilanz ziehen über das politisch Erreichte in den vergangenen Jahren. 

So begannen wir die Berichterstattung in AKTUELLES vom 12.12.2017. Damals wurde an die Reihe der Parlamentarischen Abende aus 2015 und zuvor sehr erfolgreich angeknüpft.

Dass man diese Veranstaltung dennoch nochmals steigern könnte, das war für André Ludwig, Geschäftsführer der Landesgruppe Thüringen des VKU und Organisator des Abends keineswegs vorhersehbar, ist aber nunmehr Realität. 

Mehr als 90 Teilnehmer, fast doppelt so viel wie im vergangenen Jahr, hatten sich angemeldet, zahlreiche Vertreter von Versorgungsunternehmen, der TEAG-Vorstand war beispielsweise vollständig vertreten, und sehr viele Parlamentarier.

Mit Birgit Keller (Infrastruktur und Landwirtschaft), Georg Maier (Inneres und Kommunales) sowie Heike Taubert (Finanzen sowie stellvertretende Ministerpräsidentin) waren gleich drei Minister und zudem auch ein Staatssekretär gekommen.

Auch der VKU Berlin war prominent vertreten, mit dem stellvertretenden Hauptgeschäftsführer des Michael Wübbels.

Und die ZfK Zeitung für Kommunalwirtschaft hatte einen Reporter zu dieser sehr interessanten Veranstaltung entsandt.

Der VKU in Thüringen ist sehr erfolgreich, sein Unternehmen, Grundlage für diesen Erfolg im Freistaat, sind sehr erfolgreich und so ist die große Resonanz zu diesem parlamentarischen Abend auch ein positives Signal für erfolgreiche Arbeit.

Dieses Signal unterstreicht die am gleichen Tag wieder ins Amt gewählte Landtagspräsidentin Birgit Diezel, die es sich aus diesem Grund nicht nehmen ließ, als eine ihrer ersten Amtshandlungen in neuer alter Funktion die Eröffnungsrede dieses parlamentarischen Abends zu halten und damit die Bedeutung der kommunalen Wirtschaft für Thüringen zu würdigen.

In einer Tour d´Horizon durch die einzelnen Bereiche der Daseinsvorsorge machte sie deutlich, wie unabdingbar deren Funktionieren für den Erfolg eines Gemeinwesens ist.

In herzerfrischender Art ermunterte Thomas Zaremba, Geschäftsführer der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH, seit 31. August 2018 neu gewählter Vorsitzender der Landesgruppe Thüringen des Verbandes kommunaler Unternehmen, nicht nur seine Unternehmerkollegen. Er vermochte es, mit konkreten Beispielen, wie ÖPNV, deutlich zu machen, wie Nachhaltigkeit, insbesondere Mobilität, CO₂-Einsparung und Energiewende mit kommunalem Management verknüpft sind und wodurch die Erfolgstreiber gekennzeichnet sind.

Seine Rede wurde von den Anwesenden sehr angenehm aufgenommen, so dass AKTUELLES gern feststellt, der VKU Thüringen ist personell mit “neuem Gesicht” sehr gut aufgestellt.

Den Impulsvortrag “Energiepolitik in Thüringen – auf dem richtigen Weg?!” hielt in bewährter Weise mit kluger Analyse und trefflichen Schlussfolgerungen Stefan Reindl, Sprecher des Vorstandes der Thüringer Energie AG.

Anhand von sieben Herausforderungen,

  • Klimagesetz und Erneuerbare
  • Kohleausstieg und Innovation
  • Kraft-Wärme und Gas
  • Netze
  • Elektromobilität
  • Energieeffizienz
  • Breitband,

analysierte er sorgfältig die Situation in Thüringen, um danach mit Fazit sowie Ausblick (siehe Fotos) der Politik in Thüringen für die richtigen Schritte zu danken und auf künftige Notwendigkeiten seitens der Stadtwerke aufmerksam zu machen.

 

Bleibt somit auch für die Neuauflage des PARLAMENTARISCHEN ABEND des VKU Thüringen festzuhalten, er war zutiefst informativ und voll großer Freude des Wiedersehens, so wie es eben in einer (kommunalen) Familie stets sein sollte.

Und André Ludwig, dem Geschäftsführer der Landesgruppe Thüringen des VKU, sei ebenfalls wiederum ganz herzlich an dieser Stelle für die hervorragende Vorbereitung und Organisation gedankt.

Am Pult: Thomas Zaremba, Geschäftsführer der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH, seit 31. August 2018 neu gewählter Vorsitzender der Landesgruppe Thüringen des Verbandes kommunaler Unternehmen.

Clubatmosphäre mit Pianospieler im Thüringer Landtag – Der Landesverband Thüringen des VKU lud zum traditionellen parlamentarischen Abend.

Fazit und Ausblick eines eindrucksvollen Vortrags des Sprechers des Vorstands der TEAG Thüringer Energie AG Stefan Reindl zur “Energiepolitik in Thüringen – auf dem richtigen Weg?!”. Fotos: RO.

“Wir sollten in Deutschland möglichst viele saubere Technologien anbieten. Ich wünsche mir, dass Politik die Vielfalt wieder stärker in den Blick nimmt.”

Michael Wübbels, VKU Verband Kommunaler Unternehmen, Berlin

14. Mitteldeutsches Energiegespräch am 19. April 2018 in Leipzig

“Wir sollten in Deutschland möglichst viele saubere Technologien anbieten. Ich wünsche mir, dass Politik die Vielfalt wieder stärker in den Blick nimmt.” (13*)

TOUR D´HORIZON ZUM STAND DER ENERGIE-, WÄRME-, UND MOBILITÄTSWENDE ANHAND DER POLITISCHEN NOTWENDIGKEITEN DES KOALITIONSVERTRAGES/Interview mit Michael Wübbels, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VKU Verband Kommunaler Unternehmen

Das 14. Mitteldeutsche Energiegespräch unternimmt eine TOUR D´HORIZON ZUM STAND DER ENERGIE-, WÄRME-, UND MOBILITÄTSWENDE ANHAND DER POLITISCHEN NOTWENDIGKEITEN DES KOALITIONSVERTRAGES. Wie würden Sie bitte den gegenwärtigen Stand einschätzen?
Was müsste denn in den kommenden drei bis fünf Jahren oder in der noch verbleibenden gegenwärtigen Legislaturperiode des Deutschen Bundestages parlamentarisch auf den Weg gebracht werden, um den Erfolg des Gesamtprojektes zu sichern, wenn man auf das 2-Grad-Ziel und die damit verbundene CO₂-Reduzierung schaut?

Bei der Stromwende in eine neue Energiewelt sind wir auf einem guten Weg. Mit dem Ausschreibungsmodell für erneuerbare Energien wurde – auch auf den Vorschlag des VKU hin – ein Modell eingeführt, das die Vergütung für erneuerbaren Strom wettbewerblich bestimmt. Nun gilt es, den neuen Ausbaupfad von 65 Prozent in Einklang mit Netzausbau und der Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger voranzubringen.
Zudem braucht die Energiewirtschaft einen klaren und verlässlichen Rahmen, damit sie den konventionellen Kraftwerkspark umbauen kann. Die Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ ist eine Chance, Klimaschutz und Versorgungssicherheit in einem gemeinsamen Konzept zu verbinden und die notwendigen Maßnahmen zu erhalten. Wichtig ist, dass alle betroffenen Akteure aus Ländern, Kommunen und Stadtwerken, Unternehmen und Gewerkschaften sowie Zivilgesellschaft beteiligt werden. Zu Recht würdigt die Koalition die Rolle der Stadtwerke bei der Transformation unseres Energiesystems.

Eine große Herausforderung ist die Wärmewende. Begrüßenswert ist deshalb, dass der Klimaschutztechnologie Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und den damit verbundenen Wärmeinfrastrukturen eine zentrale Rolle in der neuen Energiewelt zugewiesen wird. Mit dem konsequenten Ausbau der Wärmeinfrastrukturen schaffen Stadtwerke die Voraussetzungen für die Wärmewende, insbesondere in den Bestandsgebäuden der urbanen Ballungsräume.

Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Gasinfrastruktur. Sie ermöglicht heute schon klimaschonende Lösungen im Gebäude- und Verkehrsbereich und kann zukünftig vermehrt grünes Gas aufnehmen. Sie ist damit eine wichtige Infrastruktur für den Transformationsprozess.

Die aktuellen Veröffentlichungen zur Reduktion der Treibhausgase in Deutschland zeigen sehr eindrücklich, in welchen Sektoren noch Nachholbedarf besteht. Während die Emissionen der Energiewirtschaft um 4,1 Prozent gesunken sind, stiegen die Emissionen in Verkehr und Industrie.

Der Verkehrssektor sollte eine stärkere Verantwortung übernehmen. Zwar sind die einzelnen Fahrzeuge effizienter geworden, aber im Ergebnis nicht sparsamer. Der Trend zu größeren Fahrzeugen mit höherer Motorisierung hebt den Effizienzvorteil auf. Außerdem steigen neben den Fahrzeugkilometern für den Transportsektor auch die Pendlerzahlen seit Jahren kontinuierlich an. Da die Verkehrsleistung nach Auffassung vieler Experten insgesamt weiter zunehmen wird, muss – neben anderen Maßnahmen – vor allem die Energieversorgung des Verkehrs konsequent auf CO2– arme und -freie Quellen umgestellt werden.

Die Reform der Entgelte und Umlagen wird sicherlich auch in dieser Legislaturperiode stärker in die Diskussion rücken. Das zeichnet sich spürbar ab. Derzeit ist Strom so stark mit Entgelten und Umlagen belastet, dass kein Anreiz besteht, ihn in den Sektoren Wärme und Verkehr zu nutzen. Ich denke da beispielsweise an Wärmepumpen und Elektromobilität.

Ein Mix aus Instrumenten könnte nicht nur dazu beitragen, die Klimaziele in Wärme und Verkehr zu erreichen, sondern auch das gesamte Energiesystem flexibler zu gestalten und damit an vielen Stellen Kosten zu sparen.


Nun zeichnen sich, getrieben durch E.ON SE und RWE AG, gravierende Veränderungen in der Energielandschaft in Deutschland ab. Muss die Branche dadurch umdenken, ihre Konzepte ändern und neu ausrichten oder anpassen?
Wo sehen Sie die Chancen und die Risiken infolge des E.ON-RWE-Deals bei den kommunalen Versorgern? Sind insbesondere die Stadtwerke, für die im Markt und im technologischen Bereich stattfindenden gravierenden Umwälzungen gut gerüstet, um die Zukunft erfolgreich zu meistern?
Welche Auswirkungen hat das auf die Geschäftsmodelle?

Wir warten ab, welchen Fortgang die beabsichtigte Zusammenlegung und Neuorganisation von Geschäftsfeldern bei den beiden Unternehmen nimmt.
Mit Blick auf unsere Mitgliedunternehmen sehen wir die Stadtwerke für die nächsten Jahre gut gerüstet. Wir verstehen uns als Systemmanager für das gesamte Energiesystem und nicht allein für den Stromsektor, sondern auch für Wärme und Verkehr. Dieser Ansatz wird als Sektorkopplung beschrieben. Hier sind die Stadtwerke Experten. Sie können Strom, Wärme, Wasser, Abwasser, Abfall und Verkehr verbinden und intelligente Ver- und Entsorgungskonzepte entwickeln.

Durch ihre Verankerung vor Ort sind sie der natürliche Kooperationspartner und Energiedienstleister für die Kommune, die angesiedelte Wirtschaft und die Bürgerinnen und Bürger.


Wie sollte man sich überhaupt als kleines, mittleres, ja auch großes Stadtwerk gegenüber der vielfach gepriesenen Technologieoffenheit bei der Nutzung neuer Technologien, beispielsweise der Blockchain-Technologie, verhalten: auf den “Zug aufspringen”, zurückhaltend beobachten und geeignete Experten zu Rate ziehen oder die Bestandssicherung des eigenen Kundengeschäfts zum Maßstab aller Dinge machen?

Stadtwerke schauen sich wie alle anderen Unternehmen der Energiewirtschaft nach neuen Geschäftsfeldern um, um weitere Dienstleistungen für Kunden anbieten zu können. Potenzial bietet sicherlich die viel diskutierte Blockchain-Technologie. Wie bei anderen Technologien und neuen Geschäftsmodellen auch müssen die Stadtwerke schauen, was zu ihnen passt und wie sie es umsetzen können.

Die Stadtwerke Wuppertal haben als weltweit erster kommunaler Energieversorger 2017 einen auf Blockchain-basierten Handelsplatz für Ökostrom gestartet. Einige andere Stadtwerke wiederum kooperieren mit Unternehmen oder anderen Stadtwerken und heben so Synergieeffekte. Die Stadtwerke Schwabach beispielsweise planen in Kooperation mit der N-ERGIE aus Nürnberg, gewerblichen Kunden Dienstleistungen zu Wärme, Kälte, dezentraler Stromerzeugung, Licht und Mobilität anzubieten. Zudem legen sie gemeinsam sogenannte Bürgerkraftwerke auf. Das sind Photovoltaik-Projekte, an denen sich Strom- und Gaskunden beteiligen können.


Politik, so heißt es, benötigt Macht, um zu gestalten, und Macht setzt auch im Energiebereich Fakten. Setzt Politik diese Gestaltungskraft stets zielführend ein, beispielsweise in der Digitalisierung oder bei Mobilität und Verkehr?

Ein Glasfaseranschluss in jedem Haus, sei es in der Stadt oder auf dem Land, ist das Infrastrukturziel für 2025. Kommunale Unternehmen stehen für den Glasfaserausbau. Schon heute versorgen sie nahezu sechs Millionen Kunden mit „Highspeed- Internet“. Die städtischen Unternehmen bringen so die Chancen der Digitalisierung in Stadt und Land.

Ein anderer Aspekt ist ebenfalls wichtig. Lassen Sie es mich plakativ ausdrücken: Digitalisierung ist weitaus mehr als nur das Verlegen von Kabeln. Die Koalitionsparteien wollen Deutschland zu einem führenden Digitalland entwickeln. Zentral ist dafür etwa eine digitale Verwaltung – sie kann Vorbild für weitere digitale Dienste sein. Die Koalition verspricht, die Daten der Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Das ist wichtig. Wichtig ist aber auch, dass der Weg in die datenbasierte Wirtschaft und Geschäftsmodelle für alle offen steht. Der VKU setzt sich deswegen für ein Datengesetz ein, das neben Open Data auch kostenpflichtige Daten klassifiziert. Nicht alle Daten sollten zum Nulltarif bereitstehen, vor allem weil der Infrastrukturausbau hoher Investitionen bedarf. Auf dieser Grundlage können kommunale Unternehmen neue Angebote und Services entwickeln.

Was die Mobilität der Zukunft betrifft: Wir haben mit vielen Bürgermeistern gemeinsam Elektromobilität konzeptionell in die Städte gebracht. So waren es häufig Stadtwerke, die die ersten öffentlichen Ladesäulen errichtet haben. Viele städtische Betriebe haben schon früh Elektrofahrzeuge angeschafft. Natürlich könnte man sagen, zwei, drei Säulen und ein paar Autos, das bringt nicht viel. Aber jede Veränderung braucht einen Anfang. Und es braucht Vorreiter, die zeigen, dass es geht. Von den aktuell 9.033 bei der Bundesnetzagentur registrierten öffentlichen Ladesäulen wurden weit über die Hälfte von kommunalen Unternehmen aufgestellt. Elektromobilität ist auch nur eine von vielen möglichen Antworten. Wir haben noch mehr, wie beispielsweise Wasserstoff- oder Erdgasantriebstechnologie, auch für große Fahrzeuge. Gas wiederum kann auch „grün“ sein, indem man beispielsweise Windenergie in Wasserstoff oder Methan umwandelt. Wir sollten in Deutschland möglichst viele saubere Technologien anbieten. Es gibt eine breite Angebotspalette. Ich wünsche mir, dass Politik die Vielfalt wieder stärker in den Blick nimmt..


Gegenwärtig wird viel über die Blockchain-Technologie gesprochen, mitunter ohne genauere Vorstellungen und das entsprechende Basiswissen, meist im Sinne einer Schlüsseltechnologie, mit der viele Markteilnehmer zur selben Zeit die gleiche Information zur Verfügung gestellt bekommen. Sehen Sie für die Energiewende darin ein kluges Anwendungsgebiet und einen Erfolgstreiber?

Die Blockchain und die Frage, wie sie den Energiemarkt verändern wird, beschäftigt die Branche. Die Technologie ermöglicht die direkte Kommunikation zwischen Stromerzeugern und -verbrauchern ohne Intermediär. Sie hat das Potenzial, Transaktionen manipulationssicher, transparent und prozesseffizient abzuwickeln. Das könnte die Rolle aller Energieversorger im Wettbewerb völlig neu definieren. Wichtig ist es daher, die sich ergebenden Entwicklungen sehr genau zu beobachten, sich dieser Technologie zu nähern und zu nutzen, um damit mögliche neue Geschäftsmodelle zu testen.


Bedarf es auch künftig nationaler Player bei der Sicherung der Energieversorgung einer Volkswirtschaft oder kommt es infolge der stärkeren regionalen Antworten auf die Energiewende zu mehr Einfluss der sogenannten Graswurzelbewegung?

Die Struktur der neuen Energiewelt ist dezentral und auch die Stadtwerke sind dezentral über ganz Deutschland verteilt. Sie leisten ihren Beitrag zu einer sicheren Energieversorgung und geben heute die Antworten auf die dringenden Fragen von morgen. Ein Beispiel: Während im Jahr 2000 lediglich rund 30.000 Anlagen Strom aus erneuerbaren Energien ins Stromnetz einspeisten, sind es inzwischen rund 1,6 Millionen. Das heißt: Heute sind in Deutschland 50 Mal so viele Anlagen am Netz wie vor 17 Jahren, Tendenz: steigend. Heute werden rund 97 Prozent der erneuerbaren Energien in die Stromverteilnetze eingespeist. Diese sind zum großen Teil in den Händen der Stadtwerke. Und die Verteilnetzbetreiber entwickeln Lösungen, um Angebot und Nachfrage nach Strom bereits auf lokaler Ebene in Ausgleich zu bringen. Warum? Damit die Probleme nicht in die höher gelagerten Netzebenen gelangen und dort teuer gelöst werden müssen.

Beruflicher Werdegang

1969 – 1972
Ausbildung Sozialversicherungsfachangestellter, Bundesanstalt für Arbeit

1973 – 1977
Zeitsoldat

1977 – 1979
Landesversorgungsverwaltung NRW

1979 – 1985
Studium Sozialwissenschaften, Ruhr-Universität Bochum

1985 – 1986
Vorstandsassistent Klöckner Werke Bremen

1986 – 1989
Leiter Grundsatzreferat ÖTV-Hauptvorstand

1989 – 1994
Referatsleiter ÖTV-Verbindungsbüro

1994 – 2001
Leiter ÖTV-/ver.di-Verbindungsbüro

2002
Geschäftsführer VKU-Hauptstadtbüro seit 2003 Stellv. Hauptgeschäftsführer des VKU

Tätigkeitsschwerpunkte:
Leiter der Abteilung Energiewirtschaft mit Koordination der Themenbereiche:

  • Energie-, Klimaschutz- und Umweltpolitik
  • kommunale Infrastrukturwirtschaft im Verhältnis zur Kommunalpolitik und zur Privatwirtschaft
  • Erzeugung ∙ Vertrieb/Handel/Beschaffung
  • Netzwirtschaft
  • Kontakte zu Bundesregierung, Bundestag, Bundesrat, Parteien und Verbänden
  • Mitglied im Vorstand der CEDEC, dem europäischen Interessenverband der kommunalen Energiewirtschaft

(*In loser Folge bittet der Verlag Vi-Strategie unter der Rubrik AKTUELLES Experten, Zeitzeugen und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte um Antwort zu allgemein-interessierenden Fragen.
Im 13. Interview (Sehen Sie bitte auch AKTUELLES vom 17.04.2018, Teil 1 und 2 sowie ff) gibt aus Anlass des 14. Mitteldeutschen Energiegespräches Michael Wübbels, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des VKU Verband Kommunaler Unternehmen e. V., in einer TOUR D´HORIZON ZUM STAND DER ENERGIE-, WÄRME-, UND MOBILITÄTSWENDE ANHAND DER POLITISCHEN NOTWENDIGKEITEN DES KOALITIONSVERTRAGES Auskunft über Zukunftsszenarien in diesen Bereichen. NACHDRUCK OHNE GENEHMIGUNG NICHT GESTATTET.)

Aktuelles-Exklusiv-Interview mit Thüringens Landesgruppen-VKU-Geschäftsführer André Ludwig

André Ludwig organisiert als Geschäftsführer der LG Thüringen des VKU den Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen in Gremien, Arbeitskreisen und auf Veranstaltungen,  so dass der VKU vor Ort erfahrbar und erlebbar wird.

Wesentliche Stationen in seiner Vita sind:

  • Geboren 1972 in Neuhaus am Rennweg
  • Abitur 1990
  • Danach Ausbildung zum Bankkaufmann
  • Anschließend Studium in Jena und Würzburg mit dem Abschluss Diplom-Kaufmann
  • Verschiedene Tätigkeiten bei Sparkassen und der Westdeutschen Landesbank
  • Danach selbstständiger Berater für SAP Financials und im Ratingbereich
  • Seit 2007 Geschäftsführer der LG Thüringen des VKU

AKTUELLES-EXKLUSIV-INTERVIEW MIT THÜRINGENS LANDESGRUPPEN-VKU-GESCHÄFTSFÜHRER ANDRÉ LUDWIG

Angespannte Haushaltssituationen in Kommunen tragen nicht gerade zur Investitionsfreudigkeit in smarte Lösungen bei (4*)

Versorgungsunternehmen und Netzbetreiber brauchen für ihre Vorreiterrolle Planungssicherheit

Auf ein erfolgreiches Jahr 2017 (siehe AKTUELLES vom 12. Dezember 2017) konnte die Landesgruppe Thüringen des VKU Verband Kommunaler Unternehmen e. V. im PARLAMENTARISCHEN ABEND im Dezember vergangenen Jahres zurückblicken und Ausschau auf Kommendes halten.

AKTUELLES nutzt aus Anlass der Vorlage des Entwurfs des Koalitionsvertrags (AKTUELLES vom 07. Februar 2018) die Gelegenheit zu einem Interview mit dem Geschäftsführer der Landesgruppe Thüringen, um die sich aus dem Entwurf des Koalitionsvertrags für Thüringen ergebenden Anforderungen in nachfolgendem Interview zu beleuchten.

Wie bewerten Sie die Festlegungen im vorliegenden Koalitionsvertragsentwurf zur Energie-, Wärme- und Mobilitätswende?

Es ist zu begrüßen, dass die erneuerbaren Energien für eine erfolgreiche Klimaschutzpolitik weiter ausgebaut werden sollen. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass die Sektoren Verkehr und Gebäude in Zukunft mit Strom und regenerativ erzeugter Wärme versorgt werden sollen. Allerdings benötigen die Unternehmen dauerhaft wirksame Planungssicherheit. Dies gilt insbesondere für die Verteilnetzbetreiber. Sie müssen den zu erwartenden Zuwachs der Einspeisung aus Wind- und Solarenergie einkalkulieren können, um die richtigen Investitionsentscheidungen (Netzausbau, intelligente Netzsteuerung durch Digitalisierung) zum richtigen Zeitpunkt zu treffen.

Auch bei der geplanten Wärmewende stehen die kommunalen Energieversorger im Focus. Durch den flächendeckenden Einsatz der KWK-Technik in Thüringen betreiben die Unternehmen schon heute Sektor-Kopplung. Leider behindert die hohe Umlagen-Belastung von Erneuerbaren Strom einen stärkeren Einsatz im Bereich der Wärmeversorgung durch Power to Heat sowie der Bewirtschaftung von Speichern.


Gibt es Thüringer Besonderheiten, die durch den Koalitionsvertrag tangiert werden würden?

Leider ist festzustellen, dass viele der inhaltlichen Positionierungen des Entwurfs des Koalitionsvertrages noch nicht hinreichend konkretisiert sind, um eine finale Beurteilung vornehmen zu können. Die unterschiedlichen Einsparziele und Zeithorizonte zur Zielerreichung der Klimaschutzprogramme von Bund und dem Freistaat Thüringen könnten zu einer Benachteiligung von Industrie und Verbrauchern in Thüringen führen. Eine einheitliche Klimapolitik auf europäischer, nationaler und regionaler Ebene ist leider bisher nicht zu erkennen.


Wo sollte sich Thüringen bei den eingangs genannten Themen stärker profilieren?

Thüringen befindet sich aus meiner Sicht bei der Erreichung der CO₂-Einsparziele auf einem guten Weg. Dies ist nicht zuletzt den großen Anstrengungen der Versorgungswirtschaft in den letzten Jahrzehnten zu verdanken. Die Umstellung der Wärmversorgung von Kohle und Öl auf Gas mit teilweisen Einspeisungen von Biogas sowie der Ausbau der Fernwärmeversorgung unter Einsatz klimafreundlicher KWK-Technik hat zu einer deutlichen CO₂-Minderung bei der Energieerzeugung gesorgt. Aber auch die Wohnungswirtschaft hat mit den seit 1990 umfangreich durchgeführten Sanierungen des Wohnungsbestandes zu mehr Energieeffizienz beigetragen.


Wäre es denn denkbar, Thüringen zu einem innovativen Bundesland mit Vorreiterrolle in einem der Bereiche, beispielweise der E-Mobilität oder der Speichertechnik zu entwickeln?

Denkbar ist alles. Die Thüringer Energieversorger sind im Bereich der E-Mobilität bereits in die Vorreiterrolle gegangen. Gemeinsam wird in den nächsten Jahren eine öffentliche Ladeinfrastruktur mit einem einheitlichen Abrechnungssystem aufgebaut.

Im Bereich der Speicherentwicklung gibt es erste erfolgversprechende Ansätze. Hier sollten Bund und Land die Entwicklungen stärker unterstützen.


Über welche Zeiträume reden wir denn da bei einer derartigen Entwicklung?

Das lässt sich schwer abschätzen, da es sicher zukünftig mehrere unterschiedliche Systeme geben wird. Ebenso bleibt abzuwarten, ob die großen Mineralölkonzerne einer ausschließlich stromgeführten Mobilitätswende tatenlos zusehen. Hier wird sicher der Markt auch neue C0₂-freie synthetische Kraftstoffe bereithalten.


Stichwort Smart City. Man hat das Gefühl, dass hier außerhalb Thüringens mehr die Post abgeht. Wie schätzen Sie die Situation im smarten Bereich in Thüringens Städten und Gemeinden ein?

Die Thüringer Kommunen waren und sind in den letzten Jahren zu stark mit den Themen einer Gebietsreform beschäftigt. Ebenso tragen die anspannten Haushaltssituationen bei einem Großteil der Kommunen nicht gerade zu einer Investitionsfreudigkeit in smarte Lösungen bei. Die größeren Städte werden hier sicher eine Vorreiterrolle übernehmen.

Die Landesgruppe Thüringen des VKU Verband Kommunaler Unternehmen e. V. stellt sich vor
www.vku.de/verband/struktur/vku-in-den-laendern/thueringen/ueber-uns/

“In der Landesgruppe Thüringen”, so auf der angegebenen Homepage, “sind die in diesem Bundesland ansässigen Mitglieder des VKU zusammengeschlossen. Zu diesen zählen Stadt- und Gemeindewerke als klassische Querverbundunternehmen genauso wie Ein- oder Zweispartenunternehmen in allen Größenklassen. Auch ist das gesamte Spektrum möglicher Rechtsformen abgebildet, sowohl der Eigenbetrieb, als auch der Zweckverband, die GmbH oder die AG.

Aufgabe der Landesgruppe ist es, die gemeinsamen Anliegen dieser Mitgliedsunternehmen gegenüber Politik, Wirtschaft und Verwaltung auf Landesebene zu vertreten.

… Ziel ist es, die bestmöglichen Rahmenbedingungen für eine wirtschaftliche, sichere und nachhaltige kommunale Energie- und Wasserversorgung sowie Abfall und Abwasserentsorgung zu schaffen.

Als vorteilhaft erweist sich dabei die enge strategische Partnerschaft mit den kommunalen Spitzenverbänden, die die kommunalen Gesellschafter der Mitgliedsunternehmen vertreten.

Die Landesgruppe informiert ihre Mitglieder über gesetzgeberische Vorhaben und Maßnahmen auf Landesebene.

Sie organisiert den Meinungs- und Erfahrungsaustausch zwischen den Unternehmen in Gremien, Arbeitskreisen und auf Veranstaltungen, …”


VKU-Landesgruppe Thüringen im Überblick

  • Mitgliederzahl 59
  • Umsatzerlöse (in 1.000 Euro) 2.732.000
  • Beschäftigte 5.874
  • Investitionen (in 1.000 Euro) 246.500

(*In loser Folge bittet der Verlag Vi-Strategie unter der Rubrik AKTUELLES Experten, Zeitzeugen und Persönlichkeiten der Zeitgeschichte um Antwort zu allgemein-interessierenden Fragen.
Im 4. Interview (Sehen Sie bitte auch AKTUELLES vom 05.01, 20.01 und 01.02.2018) gibt der Geschäftsführer der Landesgruppe Thüringen des VKU Verband Kommunaler Unternehmen e. V. André Ludwig Auskunft über die Sicht auf den Entwurf des Koalitionsvertrags und dessen Auswirkungen auf die kommunalen Unternehmen in Thüringen. NACHDRUCK OHNE GENEHMIGUNG NICHT GESTATTET.)

PARLAMENTARISCHER ABEND DER LANDESGRUPPE THÜRINGEN DES VKU MIT REGER BETEILIGUNG VON VERTRETERN AUS LANDESREGIERUNG UND PARLAMENT

PARLAMENTARISCHER ABEND der Landesgruppe Thüringen des VKU mit reger Beteiligung von Vertretern aus Landesregierung und Parlament

Kommunale Wirtschaft sucht den Schulterschluss mit Thüringer Politik und macht auf dringend zu lösende Aufgaben im Energiebereich aufmerksam/Aktuelle Entwicklungen in der Energiewirtschaft


Auswirkungen auf Thüringen erfordern konzertiertes und nachhaltiges Handeln

Landtagspräsident Christian Carius (am Pult stehend) eröffnet den PARLAMENTARISCHEN ABEND. Im Bild vorn: Finanzministerin und Stellvertreterin des Ministerpräsidenten Heike Taubert. Links hinten im Bild: Dr.-Ing. Reinhard Koch, Vorsitzender der Landesgruppe Thüringen des VKU und Geschäftsführer der Stadtwerke Suhl/Zella-Mehlis GmbH.
Foto: André Ludwig (2)

Es hat schon etwas Familiäres, wenn die Landesgruppe Thüringen des VKU zum PARLAMENTARISCHEN ABEND in den Thüringer Landtag einlädt. Die kommunale Wirtschaft(s-Familie) Thüringens, man ist meist per “DU”, sucht den Schulterschluss zur Politik, möchte Bilanz ziehen über das politisch Erreichte in den vergangenen Jahren – der letzte PARLAMENTARISCHE ABEND liegt zwei Jahre zurück – und sucht natürlich auch die politische Öffentlichkeit, um über aktuelle Tendenzen in der Energiewirtschaft zu informieren und aus den eigenen Reihen Lösungswege vorzuzeichnen und um deren Umsetzung zu werben. Dazu wurde übrigens eigens die Tagesordnung um einen Vortrag mit Stefan Reindl, Sprecher des Vorstandes der Thüringer Energie AG, erweitert.

Mehr als 50 Stadtwerkeunternehmen von den über 900 in Deutschland, so betont Landtagspräsident Christian Carius in seinen Begrüßungsworten zum PARLAMENTARISCHEN ABEND, haben ihren Sitz in Thüringen und mit weit über 5000 Beschäftigten und einem Umsatz von etwa 2,8 Mia EURO liefert der Redner zugleich eine wesentliche Begründung, warum zahlreiche Vertreter aller im Thüringer Landtag vertretenen Parteien (darunter zwei Ministerinnen, ein Fraktionsvorsitzender und Ausschussvorsitzende sowie energiepolitische Sprecher der Fraktionen), Vertreter aus den Ministerien und nachgeordneter Landesbehörden sowie Vertreter von Banken, Beratungsunternehmen und weiteren Einrichtungen so großes Interesse an dieser Zusammenkunft haben. Die Kommunalwirtschaft wird gebraucht, ist stabile Wirtschaftskraft und organisiert letztlich die tägliche Daseinsvorsorge, und das spüren Politiker in ihren Wahlkreisen meist dann sehr intensiv, wenn es “knirscht”. Doch an diesem Abend widmet man sich positiver Bilanz und klugem Ausblick.

Thüringens Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz Anja Siegesmund, jüngst in der Jahresbilanz 2017 der THÜRINGER ALLGEMEINEN unter den Kabinettsmitgliedern wegen der Zielstrebigkeit in der Verfolgung und Umsetzung ihrer Ressortaufgaben im Voting vor ihren Ressort-Kolleginnen und -Kollegen geführt, nutzte ihr Grußwort zu einer Tour d´Horizon  und listete, so wie man sie kennt, einen Mehr-Punkte-Katalog erledigter und bevorstehender Agenda-Punkte rund um die Energiewende und den Klimaschutz auf.

Landesgruppenvorsitzenden Reinhard Koch, Geschäftsführer der Stadtwerke Suhl/Zella-Mehlis oblag und gelang es im Übrigen, die unterschiedlichen Redebeiträge, es folgten zwei Fachvorträge,  in einen gemeinsamen Kontext zu stellen und an diesem Abend mehr das Vereinende zu betonen. Chapeau!

Hans-Christoph Schmidt, Geschäftsführer der Stadtwerke Sondershausen GmbH, verstand es in seinem dann folgenden Vortrag, in eloquenter Weise zu begründen, warum die Stärkung der Rolle der Verteilnetzbetreiber in Thüringen und eine gesetzliche Verankerung der intelligenten Verteilnetzkaskade notwendig ist. Sein Fazit lautet, die Energiewende findet auf der Verteilnetzebene statt und nicht bei den Übertragungsnetzbetreibern. Schon heute haben die Verteilnetzbetreiber einen wesentlichen Anteil an der Aussteuerung des Gesamtsystems, Tendenz steigend.

Sicherung von Transiten zwischen Stadt und Land, Abwicklung des Einspeisemanagements und Integration neuer Themen, wie Elektromobilität, Speicher und abschaltbare Lasten sind hier wesentliche Argumente.

Verteilnetzbetreiber können Systemstabilität, so sein Credo, denn viele Verteilnetzbetreiber nehmen  heute faktisch bereits Aufgaben eines Systemmanagers wahr. Mit der intelligenten “Verteilnetzkaskade” bieten die Verteilnetzbetreiber eine Antwort auf die neuen Herausforderungen in einem dezentralen Energiesystem, so Schmidt.

(Das VKU-Faktenpapier Systemverantwortung für Verteilnetzbetreiber finden sie bitte HIER, und die VKU-Argumentation zur Systemverantwortung für Verteilnetzbetreiber finden Sie bitte HIER.)

Den Abschlussvortrag an diesem Abend übernahm kurzfristig der Sprecher des Vorstandes der Thüringer Energie AG Stefan Reindl. In kluger Weise verstand er es, über die aktuellen Entwicklungen in der Energiewirtschaft und deren Auswirkungen zu informieren, ohne die verschiedenen politischen Befindlichkeiten zu verletzen. Er nahm Stellung zum Status und der künftigen Rolle der Verteilnetze, zur Situation im Rahmen der künftigen Energieerzeugung, der dabei notwendigen CO₂-Politik, der Klimaschutzgesetzgebung und zur Messwesen-Reform. Mit zahlreichen Fakten belegte er seinen umfangreichen Forderungskatalog an die Politik.

Bleibt letztlich festzuhalten, der PARLAMENTARISCHE ABEND war zutiefst informativ und voll großer Freude des Wiedersehens, so wie es eben in einer (kommunalen ) Familie auch sein sollte. André Ludwig, dem Geschäftsführer der Landesgruppe Thüringen des VKU sei an dieser Stelle für die hervorragende Vorbereitung und Organisation herzlich gedankt.

 

Blick in den Versammlungsraum. Am Pult: Stefan Reindl, Sprecher des Vorstandes der Thüringer Energie AG.

LANDESGRUPPE THÜRINGEN DES VKU BEENDET ERFOLGREICHES JAHR
MIT EINEM PARLAMENTARISCHEN ABEND

Landesgruppe Thüringen des VKU
beendet erfolgreiches Jahr
mit einem Parlamentarischen Abend

Wie steht es mit der weiteren Umsetzung der Energiewende in Deutschland und Thüringen/
Möglichkeiten einer effizienten Netz- und Systemsteuerung aus Sicht der Verteilnetzebene

Mit einem Parlamentarischen Abend würdigt die Landesgruppe Thüringen des Verbandes kommunaler Unternehmen e. V. (VKU) am 12. Dezember 2017 den Stand der Umsetzung der Energiewende in Deutschland und Thüringen. Der Zeitpunkt ist sehr gut gewählt, denn In knapp zwei Jahren sind in Thüringen Wahlen, und nach der Bundestagswahl geht es darum, den energiepolitischen Kurs für die kommenden Jahre in Deutschland festzulegen. Anlässe genug, um sich im parlamentarischen Raum, aber auch generell in der Öffentlichkeit zu Wort zu melden, denn aus Sicht des VKU geht es darum, dass die deutsche Energiepolitik der Entwicklung hin zu einem dezentralen Energiesystem Rechnung trägt und die Rolle der Verteilnetz-Betreiber stärkt.

“Die Möglichkeiten einer effizienten Netz- und Systemsteuerung wandern durch den dezentralen Ausbau  der Erneuerbaren Energien und den steigenden Anteil von Prosumern immer mehr in die Verteilnetzebenen.”, heißt es in der Einladung zum Parlamentarischen Abend.

“Damit verlagern sich auch die Flexibilitäten zur Steuerung der Energiesysteme zunehmend in die regionalen Verteilnetze.”

Mehr zur Systemverantwortung für Verteilnetzbetreiber finden Sie bitte HIER.

“Mit der Energiewende geht ein Wechsel von der bisherigen, zentralen und hierarchisch geprägten zu einer dezentralen, volatilen Erzeugungsstruktur einher. Der Zubau und Anschluss erneuerbarer Erzeugungskapazitäten erfolgt fast ausschließlich in den Spannungsebenen der Verteilnetze. Unbestritten ist, dass dadurch die Anforderungen an den Netz- und Systembetrieb steigen. Es stellt sich jedoch die Frage, inwiefern sich die heutige Struktur zur Steuerung des Energiesystems an diesen Wandel anpassen muss.”, heißt es vom VKU, der im März 2017 hierzu ein Gutachten beauftragt.

Zentrale Ziele für die Gutachtenerarbeitung waren dabei:

  • die Entwicklung von Handlungsoptionen für Verteilnetzbetreiber (VNB) zur Bewältigung der anstehenden netzwirtschaftlichen Herausforderungen und
  • die Ableitung einer neuen Qualität der Zusammenarbeit von Netzbetreibern im dezentralen Energiesystem.

Im Ergebnis des Gutachtens übernehmen die VNB verstärkt Systemverantwortung, um auch in einem zunehmend dezentralen Energiesystem den sicheren Netz- und Systembetrieb zu gewährleisten. Dafür sind die Stärkung der Rolle der VNB und die energiegesetzliche Verankerung der “intelligenten Verteilnetzkaskade” notwendige Anpassungen (Quelle: Mehr dazu unter https://www.vku.de/energie/veroeffentlichungen-gutachten.html).

VKU-SOMMERFEST DER LANDESGRUPPE
THÜRINGEN IN APOLDA

LANDESGRUPPE THÜRINGEN DES VKU VERBAND KOMMUNALER UNTERNEHMEN e. V.
LÄDT ZUM SOMMERFEST AUF DIE LANDESGARTENSCHAU NACH APOLDA

Diskussion mit prominenten Gästen zum Stand der Energiewende im Klimapavillion

Herrlicher Sonnenschein und reger Besucherandrang am letzten offenen Donnerstag der 4. Thüringer Landesgartenschau (29.04. – 24.09.2017) waren beste Indikatoren und angenehmen Rahmenbedingungen für ein gelungenes Sommerfest. Die persönlichen Einladungen hierzu, an Bürgermeister, Abgeordnete des Thüringer Landtages, des Bundestages sowie des Europaparlamentes, an die Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer der kommunalen Unternehmen sowie an Vertreter von Beratungsunternehmen kamen von der Landesgruppe Thüringen des VKU Verband Kommunaler Unternehmen e. V. und von der Energieversorgung Apolda GmbH.

Und so fanden sich etwa 90 Gäste zunächst zu einer Podiumsdiskussion im Klimapavillion der Landesgartenschau ein. Die Moderation übernahm der Redakteur der Ostthüringer Zeitung Volkhard Paczulla. Für die Thüringer Landesregierung nahm deren Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz Anja Siegesmund teil.

Weitere Podiumsteilnehmer waren der Fraktions- und Landesvorsitzender der CDU Thüringen Mike Mohring sowie als Stadtwerkegeschäftsführer Thomas Zaremba, Geschäftsführer der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH, und Ulrich Gabel, Geschäftsführer der Eichsfeldwerke GmbH.

Schwerpunkt der Diskussion sollten der Entwurf des Thüringer Klimagesetzes sowie die integrierte Energie- und Klimaschutzstrategie  der Landesregierung sein, doch die Diskussion kam nicht aus einer wechselseitigen Bestandsaufnahme heraus und lieferte keine gemeinsamen Ansätze Thüringer Energie- und Klimaschutzpolitik.

Unter der Moderation von Volkhard Paczulla, Redakteur der Ostthüringer Zeitung (2. v. r.), diskutieren Anja Siegesmund, Ministerin für Umwelt, Energie und Naturschutz (Mitte), Mike Mohring, Fraktions- und Landesvorsitzender der CDU Thüringen (li.), Thomas Zaremba, Geschäftsführer der Stadtwerke Energie Jena-Pößneck GmbH (2. v. li.) und Ulrich Gabel, Geschäftsführer der Eichsfeldwerke GmbH (r.) den Entwurf des Thüringer Klimagesetzes sowie die integrierte Energie- und Klimaschutzstrategie  der Landesregierung.

Foto: A. Ludwig

“Wir sind für eine ideologiefreie Energiewende”, so Mike Mohring, und Anja Siegesmund stellte fest, dass ohne klare Weichenstellung in der Klimapolitik (Stichwort Braunkohle) keine denkbare

künftige Regierungszusammenarbeit in Berlin gegeben sein würde. Ulrich Gabel machte aus Sicht seines Unternehmens deutlich, dass es Vertrauen in nachhaltiges Regierungshandeln geben muss und nicht jede Legislaturperiode Kehrtwenden zu verzeichnen sein sollten. Die Forderung galt beispielsweise einem grundsätzlichen Masterplan, dessen Basis Thomas Zaremba am Beispiel technologieoffener und wirtschaftlich determinierter Gegebenheiten klug illustrierte (Sektorenkopplung basiert auf Übergangstechnologien, ist nicht zum Nulltarif zu haben und benötigt Zeit.)

Bleibt festzuhalten, Klimawandel und Energiewende sind Dauerbrenner der Politik. Versorgungssicherheit, Machbarkeit, Umweltverträglichkeit und Bezahlbarkeit beschreiben das mehrdimensionale Ziel der Energiewende. Die Energiewende in Deutschland ist ein Jahrhundertprojekt, das – einhergehenden mit dem demografischen Veränderungen, aber auch den digitalen Herausforderungen – zu Neuorientierungen von bisher unbekanntem Ausmaß in Wirtschaft und Gesellschaft führen wird.
Es ist begrüßenswert, dass die Diskussion im Rahmen eines Parlamentarischen Abends im Dezember 2017 ihre Fortsetzung finden soll.

Im Anschluss an die Diskussion luden VKU Landesgruppe Thüringen und Energieversorgung Apolda GmbH zu einem Sommerbuffet ins Restaurant am Seerosenteich, wo Entscheider aus Politik, Verwaltung, Medien und kommunaler Wirtschaft ihre Gespräche fortsetzten.