Schritt für Schritt kann so in der Zukunft eine Umstellung auf kohlendioxidfreie Gase erreicht werden.

Referenten der EAST Energy And Storage Technologies am 16./17.09.2019 in Erfurt (24): Vortrag über Blue Line – Ein Netzwerk zur Speicherung und Nutzung grüner Energie

Schritt für Schritt kann so in der Zukunft eine Umstellung auf kohlendioxidfreie Gase erreicht werden.

Tobias Struck: Im Verbund mit zahlreichen anderen Energieerzeugern ist die WEMAG schon lange an der Forschung und Entwicklung von Power-to-Gas-Technologien beteiligt.

Am 16./17. September 2019 startet die erste EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference im CongressCenter der Erfurter Messe.

In loser Folge interviewt im Vorfeld AKTUELLES Redner, die in den verschiedenen Workshops mit ihren Themen zum Gelingen der EAST beitragen.

Heute gelten die Fragen Tobias Struck, der im Workshop Sektorübergreifendes Energiemanagement über Blue Line – Ein Netzwerk zur Speicherung und Nutzung grüner Energie berichtet.

Herr Struck, seit 2015 sind Sie Leiter Energiespeicher und Projekte der WEMAG AG. Können Sie bitte ein aktuelles Projekt als Exempel benennen und erläutern?

Aktuell bringen wir den Produktionsprozess unserer „WEMAG Batterie Station“ – WBS zum Abschluss und starten dann die Serienfertigung. Mit der WBS können wir Speicher im Format bis 1MW und 1MWh im Standardbetonkörper von 3x5m in die Fläche bringen.

Neben globalen Dienstleistungen, wie z.B. Primärregelenergie oder Direktvermarktung können auch lokale Services wie Engpassmanagement oder Blindleistungskompensation bereitgestellt werden.

2014 haben Sie gemeinsam mit dem Technologieunternehmen Younicos in Schwerin den größten kommerziellen Batteriespeicher in Europa gebaut, der in 2017 durch einen Erweiterungsbau ergänzt wurde. Berichten Sie hierüber.

Natürlich ist der Schweriner Speicher nicht mehr der größte Europas, aber wir haben wohl die längste Erfahrung mit dem Betrieb von Batteriespeichern. Das hilft uns, neue Produkte entsprechend zu gestalten. 

Warum spielen, ihrer Meinung nach, Energiespeicher für eine nachhaltige Energiezukunft eine zentrale Rolle?

Das liegt auf der Hand – wir speichern alles, Nahrungsmittel sind da ein gutes Beispiel: Die Ernte fällt klimabedingt saisonal aus, daher speichern wir Getreide, Kartoffeln, Äpfel usw. für den Rest des Jahres.

Ähnlich verhält es sich mit den Erneuerbaren, nur hier speichern wir derzeit noch nichts. Batterien sind dafür nur bedingt geeignet, die Zukunft wird aus heutiger Sicht wohl im Wasserstoff liegen.

Zur EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference am 16. und 17. September 2019 im CongressCenter der Erfurter Messe werden Sie als Referent im Workshop Sektorübergreifendes Energiemanagement über Blue Line – Ein Netzwerk zur Speicherung und Nutzung grüner Energie berichten. Können Sie dieses Netzwerk kurz vorstellen? Welche Unternehmen sind Teil dieses Projektes?

Gemeinsam mit den Stadtwerken Schwerin und dem Transportunternehmen Volker Rumstich hat die WEMAG AG zusammen mit der Industrie- und Handelskammer zu Schwerin das Projekt namens „Blue-Line“ gegründet.

Eine Studie soll Erkenntnisse über die Einsatzbedingungen von grünem Wasserstoff oder Flüssiggas (LNG) bei Nutzfahrzeugen oder Stadtbussen in Mecklenburg-Vorpommern bringen.

36.000 Euro Förderung gibt es vom Energieministerium für diese Projektstudie.

Ziel ist es, entlang der Hauptinfrastrukturachsen A24 über Valluhn/Gallin, Schwerin und Parchim, den „Blue-Line“ Wasserstoff als Antriebsenergie zu nutzen. Dafür braucht es die Möglichkeit die überschüssige Energie aus Wind- oder Solaranlagen langfristig zu speichern. Die Idee das vorhandene Erdgasnetz als Langzeitspeicher zu nutzen ist nicht neu. Im Verbund mit zahlreichen anderen Energieerzeugern ist die WEMAG schon lange an der Forschung und Entwicklung von Power-to-Gas-Technologien beteiligt. Überschüssiger Strom aus Erneuerbare-Energie-Anlagen wird dabei dazu genutzt, um mit Hilfe von Elektrolyse Wasserstoff zu erzeugen. Dieser kann in das Erdgasnetz eingespeist oder als Kraftstoff verwendet werden. Man kann ihn aber auch weiter zu Methangas, künstlichem Erdgas, verarbeiten. Schritt für Schritt kann so in der Zukunft eine Umstellung auf kohlendioxidfreie Gase erreicht werden.

„Das Gasverteilnetz gilt nicht ohne Grund als Batterie der Zukunft.“ (Thomas Murche, technischer Vorstand der WEMAG) Kommentieren Sie abschließend diese Aussage.

Da stimme ich absolut zu. Denn wir brauchen für Wasserstoff im Grunde keine neuen Speicher bauen, die vorhandene Gasinfrastruktur ist weitestgehend dafür geeignet. 

Weitere Informationen zur Tätigkeit von Tobias Struck finden Sie in folgendem Video HIER.

“Die Zukunft wird aus heutiger Sicht wohl im Wasserstoff liegen.” Foto: PIXABAY

Kurzvita

Tobias Struck ist am 13. Juni 1975 geboren. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Ausbildung 

09/1996 – 01/2000             

Studium Elektrotechnik mit Schwerpunkt auf reg. Energie, Fachhochschule Stralsund

Beruflicher Werdegang

04/2000 – 03/2004             

verschiedene Tätigkeiten, WEMAG AG

 

03/2004 – 04/2011 

Leiter Netzstrategie, WEMAG Netz GmbH

04/2011 – 05/2015             

Innovationsmanagement, WEMAG AG

05/2015 – heute                 

Leiter Energiespeicher und Projekte, WEMAG AG

Batteriespeicher müssen mehrere und vorrangig lokale Business Cases erfüllen.

Referenten der EAST Energy And Storage Technologies am 16./17.09.2019 in Erfurt (16): Vortrag über Speicher in der Cloud

Batteriespeicher müssen mehrere und vorrangig lokale Business Cases erfüllen.

Jost Broichmann: Viele Batteriespeicherprojekte stützten sich bei der Refinanzierung in den letzten Jahren auf Frequenzstabilisierung. Diese Erlösquelle ist aber eingebrochen und aktuell nur noch als Teil einer Erlösstrategie zu sehen.

Am 16./17. September 2019 startet die erste EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference im CongressCenter der Erfurter Messe.

In loser Folge interviewt im Vorfeld AKTUELLES Redner, die in den verschiedenen Workshops mit ihren Themen zum Gelingen der EAST beitragen.

Heute gelten die Fragen Jost Broichmann, der im Workshop IKT / Digitale Vernetzung intelligenter Speicher über Speicher in der Cloud berichtet.

Herr Broichmann, Sie sind Projektleiter bei der WEMAG AG. Diese ist ein Ökoenergieanbieter. Erläutern Sie dies genauer.

Die WEMAG ist ein kommunaler Energieanbieter in West-Mecklenburg und Nord-Brandenburg. Der Versorger bietet mehr als nur Ökostromprodukte an. In der WEMAG-Strategie sind die 5 Säulen Regenerative Erzeugung, Speicherung, intelligente Netze, Effizienz und nachhaltige Strom/-Gasprodukte die Schlüsselgeschäftsfelder für eine nachhaltige Daseinsvorsorge.

Als Pionier der Speicherbranche nahm die WEMAG 2014 das erste kommerzielle Batteriespeicher-Kraftwerk Europas mit einer Leistung von 5 MW in Betrieb. In unserem Netzgebiet sind wir Vorreiter der Energiewende, die für Deutschland geplante 80%ige Versorgung mit erneuerbarem Strom haben wir bereits 2015 aufgrund der hohen lokalen EEG-Einspeisung erreicht.

Welche Projekte haben Sie bisher betreut?

Für die WEMAG und deren Tochterunternehmen Batteriespeicher Schwerin GmbH & Co. KG hauptsächlich Speicherprojekte wie WBS (Wemag Batterie Station), Routecharge (verteilte LKW-Batteriewechselstationen) und VTK (virtuelles Kraftwerk).

Nebenbei sind Sie auch oft als Keynote-Speaker unterwegs. Können Sie hier einige Beispiele ihrer Vorträge sowie Veranstaltungen nennen?

Die verbindenden Elemente meiner Tätigkeiten sind oft Software und Automatisierung, daher findet sich eine breite Themenvielfalt wie “Künstliche Intelligenz in der Onlinekommunikation” (Energieforen Leipzig), „Vermarktung von Post-EEG Anlagen“ (GutachterRing), „regulation and emerging business models for storages in Germany and France“ (European Institute for Energy Research) in meinem Portfolio.

Zur EAST Energy And Storage Technologies exhibition & conference am 16. und 17. September 2019 im CongressCenter der Erfurter Messe werden Sie als Referent im Workshop IKT / Digitale Vernetzung intelligenter Speicher über Speicher in der Cloud berichten. Hierbei geht darum, dass dezentrale Batteriespeicher von Energieversorgern und Industrie gemeinsam einen Großspeicher-Pool bilden, wobei einzelne Speicher den Pool für lokale Anwendungen verlassen können. Erklären Sie dies explizierter. 

Viele Batteriespeicherprojekte stützten sich bei der Refinanzierung in den letzten Jahren auf Frequenzstabilisierung. Diese Erlösquelle ist aber eingebrochen und aktuell nur noch als Teil einer Erlösstrategie zu sehen. Daher müssen Batteriespeicher mehrere und vorrangig lokale Business Cases erfüllen. Um sich teilweise an den Regelenergiemärkten zu refinanzieren, treten die Speicher einem Pool für z.B. Primärregelleistung bei. Ist aber der lokale Anwendungsfall wichtiger, wird dieser ausgeführt und die fehlende Regelleistung aus einer anderen Anlage erbracht.

Welche Vorteile entstehen, ihrer Meinung nach, durch dieses System beziehungsweise Verfahren? 

Die verteilten Speicher können für das Netz in Summe die Funktion eines großen Kraftwerks abbilden, die Ressourcen werden jedoch verteilt, so dass sich lokale Netzengpässe besser beheben lassen können.

Die Investitionen werden ebenfalls aufgeteilt, teilweise von Industriekunden oder EEG-Anlagenbetreibern die so ihre lokalen Anwendungen mit Netzdienstleistungen cofinanzieren können.

Insgesamt ergeben sich volks- und betriebswirtschaftliche Vorteile.

Wer übernimmt die zentrale Steuerung?

Dazu entwickeln wir gerade ein System, welches Funktionen von virtuellen Kraftwerken beinhaltet, sich aber eng mit dem lokalen Netzleitsystem austauscht. Die WBS ist prinzipiell in jedes VTK-System einbindbar, das 60870-5-104 unterstützt.

Bewerten Sie abschließend die Rolle von Energiespeichern im Gesamtkontext der Energiewende.

Neben Erzeugung und Verteilung bilden Energiespeicher die dritte wichtige Säule im Energiesystem, daher ist die Rolle aus unserer Sicht bisher nicht ausreichend in den gesetzlichen Rahmenbedingungen verankert.

Das WEMAG-Batteriekraftwerk in Schwerin Lankow. Fotos: WEMAG, unter www.wemag.com

Kurzvita

Jost Broichmann absolvierte sein BWL-Studium mit Fokus auf Umwelt-/ Verfahrenstechnik sowie Marketing und spezialisierte sich auf Logistik- und Energiewirtschaft. Nach Stationen im Hamburger Hafen (u.a. für Nordstream-Pipeline) ist er seit 2009 beim Schweriner Öko-Energieversorger WEMAG in verschiedenen Positionen u.a. Projektentwicklung, Innovation, PR und Vertrieb  tätig. Der 2010 rekommunalisierte Versorger entwickelt Geschäftsfelder und innovative Lösungen zur Stromspeicherung oder Elektromobilität. 2014 nahm die WEMAG Europas ersten kommerziellen 5 MW-Batteriespeicher in Betrieb, der 2016 auf 10 MW erweitert wurde. Mit der selbstentwickelten 1 MW WEMAG Batteriestation treibt das Unternehmen die Installation von Speichern im Verteilnetz voran. Jost Broichmann ist darüber hinaus Geschäftsführer der Plasti Dip Europe GmbH, einem Kunststoffproduzenten für die Isolation von elektrischen Bauteilen und Sensoren.